Passanten, die unerlaubt auf ihr Grundstück treten, Müll, Scherben und Lärm sind für einige Bewohner des Laubenhofs jetzt schon ein Problem. Sie fürchten, dass sich dies noch verstärkt, wenn das schmucke gelbe Haus nebenan saniert, erweitert und mit einer Gastronomie versehen wird.

Das gelbe Haus ist das Stiftsgebäude des ehemaligen Vincentius-Krankenhauses. Es gehört der Mahr Immobilia GmbH und Co. KG aus Stuttgart, das Unternehmen ist auch Bauherrin des Vorhabens. Sie plant im Obergeschoss drei Wohnungen, im Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss ist Gewerbe vorgesehen. Im Untergeschoss wurde eine kleine Gastronomie genehmigt.

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Diese Pläne bereiten einigen Laubenhofbewohnern Sorgen. Denn die Anlieferung für die Gastronomie soll über einen Seiteneingang erfolgen, sodass die Fahrzeuge über die Feuerwehrzufahrt des Laubenhofs fahren. Außerdem stören sich die Anwohner an der Gestaltung des Platzes vor dem Stiftsgebäude zur Laube hin.

Vorgesehen sind fest installierte Holzmöbel, in direkter Nachbarschaft zur geplanten Gastronomie. Obwohl die Anwohner ein Café begrüßen würden, fürchten sie, dass bei nicht wegräumbaren Möbeln dort auch zu später Stunde Leute sitzen und mitgebrachte Getränke oder anderes konsumieren.

(Archivbild) Blick in den Garten: Auf diesem Spielplatz hinter dem Laubenhof finden sich vor allem abends auch ungebetene Gäste ein, wie ...
(Archivbild) Blick in den Garten: Auf diesem Spielplatz hinter dem Laubenhof finden sich vor allem abends auch ungebetene Gäste ein, wie Anwohner dem SÜDKURIER erzählen. | Bild: Hanser, Oliver

Da sie mit ihren Einwänden bei der Stadt Konstanz nicht weiterkamen, gingen sie in ein Widerspruchsverfahren beim Regierungspräsidium Freiburg und stellten einen Eilantrag gegen die Baugenehmigung beim Verwaltungsgericht Freiburg. Diesen lehnte das Gericht zwar ab, doch in der Begründung sehen sich auch die Anwohner bei manchen Punkten bestätigt.

Im Inneren tut sich was

Trotz der Verfahren im Hintergrund dreht sich nun ein Kran auf dem Gelände, große Container stehen bereit. „Wir sind am Rückbau des alten Treppenhauses“, erläutert Johannes Stepczynski, Geschäftsführer von JS Real Estate aus Hamburg als Projektsteuerer. Auch Rohre, Leitungen und Kabel würden derzeit im Inneren entfernt. Anschließend soll die Baugrube für das neu zu errichtende Treppenhaus entstehen, eine Baufreigabe liege vor, so Stepczynski.

Auf dieser Feuerwehrzufahrt zwischen Stiftsgebäude und Laubenhof soll später auch die Anlieferung für die mögliche Gastronomie im ...
Auf dieser Feuerwehrzufahrt zwischen Stiftsgebäude und Laubenhof soll später auch die Anlieferung für die mögliche Gastronomie im Untergeschoss des Stiftsgebäudes erfolgen. Anwohner haben Angst um die Sicherheit. | Bild: Kirsten Astor

„Wir halten uns an alle Vorgaben und haben dieselben Interessen wie die Anwohner“, sagt der Geschäftsführer dem SÜDKURIER. „Auch wir wollen nicht-störendes Gewerbe, denn im Obergeschoss vermieten wir auch Wohnungen. Wir möchten die Nachbarn nicht schädigen, sondern erfreuen.“

Dass die Anwohner durch die Gestaltung der Außenflächen noch mehr ungebetene Gäste zu später Stunde zu befürchten haben, sieht Johannes Stepczynski nicht: „Probleme mit dem Konsum von Genussmitteln entstehen an dunklen Ecken, aber wir wollen den Ort beleben. Vorhandene Schwierigkeiten werden dadurch eher verschwinden.“

(Archivbild) Jede Menge Pläne und Unterlagen: Einige Anwohner haben Widerspruch gegen die von der Stadt erteilte Baugenehmigung eingelegt.
(Archivbild) Jede Menge Pläne und Unterlagen: Einige Anwohner haben Widerspruch gegen die von der Stadt erteilte Baugenehmigung eingelegt. | Bild: Kirsten Astor

Dass einige Anwohner den juristischen Weg beschreiten, findet er schade: „Wir möchten gern im Einklang mit den Nachbarn planen, aber ohne Gerichte. Das führt in den seltensten Fällen dazu, dass am Ende alle glücklich sind, es kostet beide Seiten viel Zeit und Geld.“

Aber auch Michael Müthing als einer der Anwohner, der den Rechtsweg bestreitet, fühlt sich von der Gegenseite nicht gut genug eingebunden und informiert, gerade zu Beginn. Dennoch gehen beide Parteien nun aufeinander zu. Beim Gütegespräch vor rund zwei Wochen wurden Argumente ausgetauscht und Vorschläge aufgenommen.

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„Es lief nicht schlecht, wir warten jetzt die Vorschläge der Gegenseite ab“, sagt Michael Müthing. Eine Einigung sei nicht ausgeschlossen. „Unser Widerspruch ruht so lange, aber wir haben ihn noch nicht zurückgezogen.“

Strittig bleibt aus seiner Sicht die Nutzung der beiden mittleren Geschosse. Während die Eigentümer dort Gewerbe planen und zum Beispiel gern Arztpraxen hineinnehmen würden, verweist Michael Müthing auf einen Beschluss des Verwaltungsgerichts Freiburg von Juli 2024 zum Stiftsgebäude.

Darin steht, dass in einem allgemeinen Wohngebiet „die freiberufliche Raumnutzung nicht mehr als die Hälfte der Wohnungen und auch nicht mehr als 50 Prozent der Wohnfläche pro Gebäude umfassen darf“.

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Im Stiftsgebäude sei dies deutlich überschritten, wenn zwei der vier Geschosse mit jeweils etwa 548 Quadratmetern Brutto-Grundfläche für Gewerbe genutzt werden und die drei Wohnungen im Dachgeschoss zusammengenommen nur 444 Quadratmeter Grundfläche umfassen, so das Gericht. Dazu sagt Johannes Stepczynski: „Aktuell wissen wir nicht, wer Mieter im Objekt wird. Wenn es so weit ist, muss die Verträglichkeit der Nutzung im allgemeinen Wohngebiet geprüft werden.“

Mieter werden derzeit gesucht

Es würden derzeit Gespräche mit Interessenten geführt, aber JS Real Estate sei offen für weitere Vorschläge. „Wir wählen behutsam aus und schauen, was langfristig ins Gebäude passt, denn wir wollen keine häufigen Wechsel“, so der Geschäftsführer. Er weiß um die Bedeutung des Hauses für Konstanz: „Jeder hat Interesse daran, gefühlt die Hälfte der Stadt wurde darin geboren.“

„Wir warten jetzt die Vorschläge der Gegenseite ab. Eine Einigung ist nicht ausgeschlossen“, sagt Anwohner Michael Müthing.
„Wir warten jetzt die Vorschläge der Gegenseite ab. Eine Einigung ist nicht ausgeschlossen“, sagt Anwohner Michael Müthing. | Bild: Kirsten Astor

Auch deshalb wolle sein Unternehmen die Immobilie nicht nur für Wohnungen nutzen, sondern sie „ein Stück weit der Öffentlichkeit zurückgeben“. Er hofft auf einen guten Ausgang der Gespräche mit den Anwohnern: „Es wäre schön, wenn wir alle irgendwann gemeinsam mit der Sonnenbrille auf den Stufen sitzen und den Abend genießen“, sagt Stepczynski.

Auch Michael Müthing wünscht sich eine gute Lösung für alle Parteien. „Wir haben großes Interesse daran, dass es mit dem Stiftsgebäude vorangeht“, sagt er. Bis zur Fertigstellung dauert es aber noch ein bisschen. Laut JS Real Estate sollen die Arbeiten nach einer groben Schätzung im vierten Quartal 2026 beendet sein.

(Archivbild) Vom kleinen Spielplatz der Wohnanlage aus betrachtet, sieht das sanierungsbedürftige Stiftsgebäude nicht schön aus. Die ...
(Archivbild) Vom kleinen Spielplatz der Wohnanlage aus betrachtet, sieht das sanierungsbedürftige Stiftsgebäude nicht schön aus. Die Anwohner hoffen, dass der Umbau bald vorangeht – allerdings wünschen sie sich Zugeständnisse der Eigentümer. | Bild: Kirsten Astor