Das Asisi-Panorama soll die neue große Touristenattraktion in Konstanz werden: Dabei kann das Bauwerk nicht nur mit einer monumentalen Größe von 52 Metern überzeugen, es soll auch zu großen Teilen aus Holz gefertigt werden. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, warum.
Für das imposante Gebäude sind 46 Holzbalken mit einer Länge von jeweils 32 Metern vorgesehen, wie Bauleiter Mike Vivas berichtet. Jeder einzelne Balken wiege über sechs Tonnen und soll in den kommenden Monaten an einem zentralen Stahlring montiert werden. Aufgrund der aufwendigen Logistik dürfen die langen Lastwagen die Baustelle an der Schänzlebrücke bei der Lieferung der Balken ausschließlich nachts zwischen 22 und 5 Uhr anfahren.
Neben diesen Trägern bestehen auch Elemente der Dachkonstruktion sowie die Oberflächen aus Holz. „Am Ende soll eine stabile Struktur entstehen, bei der das Gebäude wie ein Fass wirkt“, erklärt Vivas. Das sei für ein Hochhaus wie das Asisi-Panorama besonders bemerkenswert, da Holzbauten in dieser Größenordnung bislang äußerst selten seien.
„Es wäre wesentlich einfacher, das Gebäude komplett aus Beton zu errichten“, räumt der Bauleiter ein, „doch die Herstellung von Beton ist sehr energieintensiv.“ Dass das Panorama zu einem der höchsten Holzbauten Baden-Württembergs zählen soll, ist auch politisch motiviert: Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn setzte sich maßgeblich für den Einsatz des nachhaltigen Baustoffs ein.
Wie ist das mit dem Brandschutz?
Auch von anderen Seiten wurden immer wieder Forderungen laut, das Asisi-Panorama in Konstanz umweltschonend zu bauen. Doch insbesondere der Brandschutz galt dabei bislang als Hürde. Mike Vivas sieht das gelassen – seiner Ansicht nach kann auch eine Holzbauweise in puncto Brandschutz überzeugen.
Was zunächst kontraintuitiv klingt, erklärt der Bauleiter sachlich: „Stahl hält einem Brand keine 90 Minuten stand. Bei etwa 600 Grad erreicht er seinen Schmelzpunkt und verliert schlagartig seine Festigkeit.“ Bei massivem Bauholz verhalte es sich hingegen anders: „Zum einen lässt es sich nicht so leicht entzünden. Zum anderen verkohlt bei einem massiven Balken zunächst nur die Oberfläche, während der Kern unberührt bleibt.“
Vivas bringt es auf den Punkt: „Müsste ich zwischen zwei brennenden Hallen wählen – Stahl oder Holz –, würde ich immer die Holzhalle nehmen.“ Ein weiterer Vorteil: Die Brandentwicklung bei Holz ist berechenbar. Das erlaubt es, das Gebäude so zu planen, dass es gezielt gegen ein Feuer geschützt werden kann.
Schweizer Holz für deutschen Turm
Um den geforderten Brandschutz zu gewährleisten, werden die Stahlbauteile mit Holz verkleidet. Gefertigt werden diese Brandschutzverkleidungen im schweizerischen Gossau, rund 45 Minuten von Konstanz entfernt. Der Betrieb Blumer Lehmann greift dazu auf Nadelholz zurück, das aus einem Umkreis von maximal 100 Kilometern stammt, wie Projektleiter Jan Gantenbein vor Ort gegenüber dem SÜDKURIER berichtet.
Gantenbein ist für die Holzkonstruktion und das dazugehörige Fachwissen verantwortlich. In seinem Betrieb werden die Baumstämme zugeschnitten, verleimt und zu Schichtholz verarbeitet. Bevor die fertigen Elemente zur Baustelle transportiert werden, übernimmt eine vollautomatische Maschine das exakte Vorbohren und Fräsen. Später werden die Bauteile dunkel angestrichen.
Die Herausforderung des Projekts sieht Gantenbein in der späteren Verbindung von Holz und Beton. Bauleiter Mike Vivas erzählt mit Augenzwinkern: „Während man beim Holz auf den Millimeter genau arbeiten kann, wird der Beton vor Ort quasi mit dem Eimer auf die Baustelle gekippt.“
Ende 2025 soll die Attraktion öffnen
Große Aufträge wie das Asisi-Panorama gehören für Jan Gantenbein und das Schweizer Unternehmen zwar zum Alltag – dennoch ist dieses Projekt ein besonderes: „Vom Volumen her haben wir öfter vergleichbare Bauvorhaben“, sagt der Projektleiter, „aber diese Höhe ist etwas, womit wir nicht allzu häufig arbeiten.“
Von seinem Baustoff ist Gantenbein überzeugt: „Holz ist ein großartiger Rohstoff. Jedes Teil ist einzigartig – und man kann so gut wie alles daraus machen.“ Auch Bauleiter Mike Vivas stimmt zu: „Es ist ein lebendiges Material, das sich mit den Jahren verändert. Für mich symbolisiert es Wärme und Geborgenheit.“
Bis sich Menschen im neuen, fünfgeschossigen Holzhochhaus wohlfühlen können, wird es allerdings noch etwas dauern. Die Holzarbeiten sollen bis Oktober abgeschlossen sein – anschließend werden die oberen Geschosse errichtet. Vivas rechnet damit, dass zumindest das Panoramabild ab Ende 2025 von den ersten Besuchern besichtigt werden kann.