Die Innenstadt hat sich verändert. „Die Qualität hat ein Stück weit abgenommen“, stellt Sabine Feist (CDU) fest. Als Beispiel nennt sie Nagelstudios und weist außerdem auf leerstehende Ladenlokale, darunter an der Marktstätte und in der Rosgartenstraße, hin. Wichtig findet sie, diese Entwicklung im Auge zu behalten, damit die Stadt attraktiv bleibe.

„Die Qualität in der Innenstadt hat ein Stück weit abgenommen“, stellt Sabine Feist (CDU) fest.
„Die Qualität in der Innenstadt hat ein Stück weit abgenommen“, stellt Sabine Feist (CDU) fest. | Bild: Steinert, Kerstin | SK-Archiv

Für die Stadt sei schließlich existenziell wichtig, was wirtschaftlich passiere, findet Anne Mühlhäußer (FGL&Grüne). Beide Fraktionen wollen Informationen von der Wirtschaftsförderung, schließlich hatte der Einbruch der Gewerbesteuereinnahmen im vergangenen Jahr zur Schieflage des städtischen Haushalts beigetragen.

Stadträten fällt Leerstand in 1A-Lage auf

„Die Leerstände in der Innenstadt bekommen wir mit. Es sind immer mehr in 1A-Lage“, merkt Mühlhäußer an. „Über die Fluktuation in der Innenstadt müssen wir uns Gedanken machen“, findet Jürgen Faden (FWK). Würde sie unattraktiv, dann würden der Stadt Einnahmen von Gewerbe- und Bettensteuer fehlen, mahnt er. Und gerade letztgenannte Abgabe „bringt uns gut Geld“, betont Jürgen Ruff (SPD).

Das Thema Wirtschaft brenne unter den Nägeln, macht auch Manfred Hölzl (CDU) aufmerksam. Die Entwicklung im ersten Quartal 2025 sei beunruhigend; Frequenzen in der Innenstadt seien gesunken und „die Probleme sind mehr geworden“. Eine weitere Erschwernis sieht er darin, dass „die großen Betriebe in öffentlicher Hand sind“, darunter Stadtverwaltung, Hochschulen und Klinikum, denn von ihnen profitiere der städtische Haushalt nicht.

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In ihrem Gewerbeflächenbericht 2024 bestätigt die Wirtschaftsförderung den Rückgang der Frequenzen in der Innenstadt. Damit schert die Konzilstadt etwas aus, denn eine bundesweite Untersuchung in 112 deutschen Städten an 322 Standorten weise hingegen eine leichte Steigerung von 1,5 Prozent auf, heißt es in dem Bericht.

Weniger Passanten in der Konstanzer Innenstadt

In der Hussenstraße seien im vergangenen Jahr 0,43 Prozent weniger Passanten flaniert als im Jahr 2023. In der Rosgartenstraße sei ein Rückgang um 2,22 Prozent zu verzeichnen gewesen, wobei die Wirtschaftsförderung eine Verbindung zur Großbaustelle am Bahnhofplatz herstellt. Die Wirtschaftsförderung hebt in ihrem Bericht hervor: „Auf eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt mit unterstützenden Verkehrslenkungen ist auch künftig hoher Wert zu legen.“

Auf die gute Erreichbarkeit hebt Roger Tscheulin (CDU) ab, denn im Bericht der Wirtschaftsförderung würde dies an mehreren Stellen betont. Dort steht unter anderem auch: „Eine Verlagerung von Stellplätzen in den rechtsrheinischen Teil darf nicht zulasten der Frequenz in der Innenstadt gehen.“

„Es gibt viele Indikatoren, die dem Handel Stiche versetzen“, sagt Bernd Stephan von der Wirtschaftsförderung.
„Es gibt viele Indikatoren, die dem Handel Stiche versetzen“, sagt Bernd Stephan von der Wirtschaftsförderung. | Bild: Scherrer, Aurelia

Noch nicht in die Statistik der Wirtschaftsförderung eingeflossen sind hingegen die Zahlen des ersten Quartals 2025. Der Treffpunkt Konstanz als Interessenvertretung des Handels sprach in seiner Hauptversammlung von einem Rückgang der Frequenzen in den ersten drei Monaten von 8,8 Prozent in der Innenstadt.

„Man kann die Zahlen in verschiedene Richtungen interpretieren“, meint Bernd Stephan von der Wirtschaftsförderung. „Es gibt viele Indikatoren, die dem Handel Stiche versetzen“, sagt er und nennt Bagatellgrenze, Wertfreigrenze, Erreichbarkeit und wirtschaftliches Umfeld als Beispiele.

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Ist der Leerstand gravierend?

Von Leerstand will Bernd Stephan eigentlich nicht sprechen. Er unterscheidet: „Es gibt freistehende Flächen, aber wir haben fast keinen Leerstand.“ Die Begriffsunterscheidung ist ihm wichtig, denn Leerstand bedeutet, dass über längere Zeit ein Laden nicht genutzt wird. Freistehende Flächen hingegen werden rasch wieder gefüllt. „Beinahe die Hälfte ist in Weitervermietung“, sagt Bernd Stephan über die aktuell ungenutzten Geschäfte.

Aber es gebe auch Flächen, die kaum Absatz fänden. Bernd Stephan begründet: „Es gibt Eigentümer, die in der Miete nicht beweglich sind oder nicht sein können.“ Katharina Müller (CDU) sagt aus eigenem Erleben als Geschäftsfrau: „Der Laden in der Rosgartenstraße ist mein persönliches Hobby. Wenn wir Miete zahlen müssten, könnten wir ihn nicht mehr führen.“

„Der Laden in der Rosgartenstraße ist mein persönliches Hobby, Wenn wir Miete zahlen müssten, könnten wir ihn nicht mehr führen“, sagt ...
„Der Laden in der Rosgartenstraße ist mein persönliches Hobby, Wenn wir Miete zahlen müssten, könnten wir ihn nicht mehr führen“, sagt Katharina Müller (CDU) aus ihrem Erleben als Geschäftsfrau. | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Das Interesse an Gewerbeimmobilien lässt nach

Neu sei, dass die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien gesunken sei, so Bernd Stephan. Im Bericht heißt es hierzu, dass im Jahr 2024 lediglich 67 Anfragen über alle Immobiliensegmente bei der Wirtschaftsförderung eingegangen seien; „ein neuer Tiefstand seit Beginn der Erfassung im Jahr 2013.“

Die Stadträte fragen sich, ob es an mangelndem Interesse von Betrieben liege oder ob sich herumgesprochen habe, dass Konstanz kaum Gewerbeflächen habe. Eine Frage, die auch Bernd Stephan nicht beantworten kann. Stromeyersdorf sei ein Vorzeige-Gewerbegebiet. Im Unterlohn hingegen sehe die Wirtschaftsförderung noch Potenziale. Hier gebe es noch fast unbebaute Grundstücke, die sich allerdings in privater Hand befinden würden.

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Ist der Hafner das Alleinheilmittel?

Natürlich denken einige Stadträte an den Flugplatz im Industriegebiet, der schon seit Jahren als potenzielle Gewerbefläche in Diskussion steht. „Der Flugplatz ist ein zähes Thema“, stellt Oberbürgermeister Uli Burchardt fest. Er geht davon aus, dass der Hafner schneller entwickelt sei als besagtes Gelände. Und beim Hafner „müssen wir genau überlegen, an wen wir vermarkten und nach welchen Richtlinien“ und welche Branchen dort sinnvoll für die gesamtstädtische Entwicklung seien.

Dann kommt Burchardt auf die Altstadt zu sprechen. Seine Meinung: „Die Innenstadt ist gut erreichbar. Meine Sorge ist eher das Thema Personal.“ Gerade im Einzelhandel, in der Gastronomie und Hotellerie sei es schwer, Mitarbeiter zu finden. Auch hier laute die „Antwort Hafner“, so Burchardt. Dort würde Wohnraum „für solche Berufe“ geschaffen.

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Die Stadträte haben die Wichtigkeit der Wirtschaft erkannt, wird in der Gemeinderatssitzung deutlich. So fordert Anne Mühlhäußer, dass der Gemeinderat künftig einmal im Jahr über die wirtschaftliche Lage in Konstanz informiert wird, schließlich hingen damit auch die Einnahmen der Stadt zusammen.