Der Konstanzer Gemeinderat hat sich mit deutlicher Mehrheit für das Konzept zur Wiederherstellung der Begehung der Marienschlucht ausgesprochen. Lediglich Jürgen Faden von der Fraktion der Freien Wähler (FW) und Günter Beyer-Köhler von der Freien Grünen Liste (FGL) stimmten gegen das Gemeinschaftsprojekt von Konstanz, Bodman-Ludwigshafen und Allensbach.
Die wachsenden Bedenken in der Finanzpolitik fanden dennoch ihren Ausdruck: Es gab acht Enthaltungen, wobei Matthias Schäfer vom Jungen Forum Konstanz (JFK) einen neuen Begriff bei den Abstimmungsvarianten einzuführen versuchte. Er wollte nicht zustimmen, nicht ablehnen und sich nicht der Stimme enthalten, sondern ordnete sein Votum als „zustimmende Enthaltung“ ein.
Den Ausschlag gab letztlich das Argument der Verlässlichkeit in der interkommunalen Zusammenarbeit. Die drei Kommunen hatten sich auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt, wobei zwei der drei Sanierungsabschnitte bereits realisiert und bezahlt sind. Was noch aussteht, ist der Bau eines Wanderstegsauf der Zehn-Meter-Linie am Felsen entlang, der gleichzeitig durch seine Konstruktion mit einem Abstand von der Felswand die Sicherheit der Wanderer erhöht.
Bodman-Ludwigshafen und Allensbach hatten bereits zugestimmt, während die Investition in den Fachausschüssen des Konstanzer Gemeinderats wegen der knapper werdenden Finanzen zu grundsätzlichen Überlegungen führte.
Ruff: „Stadt Konstanz muss verlässlich sein“
Jürgen Ruff (SPD) hält das Projekt nicht nur für gerechtfertigt, weil es sich eine auf Jahrzehnte angelegte Investition handelt. Der Stadtrat ist überzeugt, dass die interkommunale Zusammenarbeit in Zukunft bedeutsamer werde und die Stadt Konstanz im Fall der Marienschlucht ein Zeichen der Verlässlichkeit setzen sollte.

Sein Ratskollege Holger Reile von der Linken Liste verortete die Debatte vor dem Hintergrund der früheren Entscheidungen und bereits geleisteten Sanierung im Bereich der Hochnotpeinlichkeit. Die Gefahr eines Massentourismus oder ökologischer Schäden wie etwa Peter Müller-Neff (FGL) sieht er jedenfalls nicht. Der FGL-Stadtrat räumte ein, dass das Vorhaben zwar längst beschlossen sei, dennoch müsse man die Bedenken ernst nehmen.
Für Matthias Schäfer – jenem Stadtrat der sich am Ende zur „zustimmenden Enthaltung“ entschied – passt beispielsweise die aus Stadt und Beton bestehende Steganlage nicht zur natürlichen Ursprünglichkeit der Marienschlucht. Er sprach von einem „juristischen Konstrukt“, dass nichts mehr mit dem früheren Naturerleben zu tun habe. Jürgen Faden blieb seiner bereits in der Vorberatung geäußerten Haltung treu, dass man nicht stur an einem einmal gefassten Beschluss festhalten sollte.

Günter Beyer-Köhler begründete seine Ablehnung mit den Unwägbarkeiten der aktuellen Baukostenentwicklung und stuft das Projekt außerdem nicht im von den Befürwortern angesiedelten Premium-Bereich ein. Er frage sich, woher angesichts der Vielzahl an städtischen Aufgaben das Geld kommen solle.
Eintrittsgeld zwecks Refinanzierung?
Glücklich zeigte sich am Ende vor allem Matthias Weckbach. Der zur Sitzung des Gemeinderats zugeschaltete Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen hob die Bedeutung der Marienschlucht für die Menschen in der Region ebenso wie für den Tourismus hervor. Er verwies ferner auf die Option eines Eintrittsgeldes für den Besuch der Marienschlucht zwecks zumindest teilweiser Refinanzierung.
Sollte es je dazu kommen, dürfte sich im Konstanzer Gemeinderat mindestens ein Stimme dagegen erheben: Manfred Hölzl (CDU) hält die Kurtaxe schon für hoch genug und will die einheimische Bevölkerung „nicht auch noch beim Besuch der Marienschlucht abgreifen“.