Ein blaues Emblem mit Haus, Auto und spielenden Menschen sowie weiße Querstreifen wurde auf einige Straßen in Konstanz aufgebracht. Zusätzlich wurden Schilder aufgestellt, welche auf die verkehrsberuhigte Zone hinweisen. Einige Tempo-30-Straßen wurden nämlich zwischenzeitlich entsprechend umgewidmet. Darüber sind aber nicht alle glücklich. Es gibt Bürger, die sprechen von rausgeschmissenem Geld.
Anwohner der Marienhausgasse schütteln beispielsweise nur den Kopf. Das schmale Gässchen wurde schon vorher fast ausschließlich von Anwohnern genutzt. Ihren Unmut äußerten auch schon Bewohner im Kapellenweg und Oberstegle in Allmannsdorf.
Auch in Wollmatingen ernten Verwaltung und Politik Kritik. Dort wurde der Höriblick – ein schmales Anwohnersträßchen mit 19 Prozent Gefälle – in einen verkehrsberuhigten Bereich umgewandelt. Klara Trummer sowie Jasmin und Horst Oehri vom freien Ortsrat Wollmatingen, welchen die Initiative Wollmatingen ins Leben gerufen hat, schütteln den Kopf.
„Die Idee ist gut, die Umsetzung aber miserabel. Eine verkehrsberuhigte Zone ist bei Straßen sinnvoll, in denen schnell gefahren wird. Das trifft auf den Höriblick nicht zu“, meint Klara Trummer und fügt an: „Höriblick ist eine reine Anwohnerstraße. Da fährt niemand schnell.“

Anwohnerstraße mit 19 Prozent Gefälle
In dem Sträßchen gebe es nur kleine Häuser, die über einen eigenen Garten verfügten. Die Straße würde nicht als Spielplatz genutzt, bei einem Gefälle von 19 Prozent mache das auch keinen Sinn. „Der Ball rollt doch sofort runter in die Stifter- und dann auf die Hauptstraße“, meint Horst Oehri.

In einem dichten Wohngebiet, wo es kaum Freiflächen gebe und mehr Verkehr herrsche, wäre eine verkehrsberuhigte Zone, in der lediglich Schrittgeschwindigkeit gefahren werden darf – also vier bis sieben Stundenkilometer, was auch für Radler gilt – sinnvoll.

Aber am Höriblick? Klara Trummer findet das unsinnig. Sie mutmaßt, die Planung wäre wohl am grünen Tisch gemacht worden, ohne dass jemand vor Ort gewesen sei. „Die kleinsten, schmalsten Sträßchen wurden umgewidmet“, sagt sie und schüttelt den Kopf. Durchgangsverkehr gebe es nicht. Da werfe die Stadt Geld zum Fenster hinaus, findet Trummer.
Umsetzung hat mehr gekostet als gedacht
Der Technische und Umweltausschuss (TUA) hatte der Umwidmung mehrerer Straßen zugestimmt. Ziel der Verwaltung mit dem Segen des TUA ist, wie in der seinerzeitigen Sitzung geäußert wurde, die Aufwertung des Wohnumfeldes und des Fußverkehrs. Umgesetzt wurden bislang Marmor-, Dacher-, Königsbaustraße, Alter Graben, Harder-, Marienhausgasse, Friedrich-Pecht-Weg (alle Paradies), Kapellenweg und Oberstegle (beide Allmannsdorf) sowie Höriblick (Wollmatingen). Hierfür musste die Beschilderung geändert und Bodenfarbe angebracht werden.
Kalkuliert hatte die Stadtverwaltung in der damaligen Sitzungsvorlage 70.500 Euro. Was hat die Umsetzung in den genannten zehn Straßen wirklich gekostet? „Etwa 96.784 Euro für die genannten Straßen“, schreibt die Pressestelle der Stadt Konstanz auf SÜDKURIER-Nachfrage.
13 Straßen sollen noch folgen
Es sollen laut Beschlusslage noch weitere Straßen zu verkehrsberuhigten Zonen werden. Dies sind: Fischenzstraße von Grießeggstraße bis Schänzle und Sankt-Martins-Weg (beide Paradies), Erika-, Iris- und Erlenweg (alle Wollmatingen), Gnadensee-, Bleichen-, Bodanrück- und Drumlinweg (alle Eichbühl), Im Neugut (Petershausen), Fasanenweg und Lorettosteig (beide Allmannsdorf) und Eduard-Mörike-Straße (Fürstenberg).
Und wann werden diese umgewidmet? Dazu schreibt die städtische Pressestelle, dass alle Maßnahmen für den Fußverkehr ruhen mussten, da die Stelle des Fußverkehrsbeauftragten seit April 2024 nicht besetzt gewesen sei. Doch alsbald würden die geplanten Maßnahmen abgearbeitet und danach ein neues Arbeitsprogramm aufgestellt.
Und wie hoch werden die Kosten geschätzt? „Zu den Kosten für die noch ausstehenden Straßen gibt es noch keine Zahlen“, gibt die Pressestelle Auskunft. „Zunächst muss die Planung erfolgen und die Technischen Betriebe müssen ein Angebot erstellen“, heißt es abschließend.