„Die Anwohner sind total zufrieden“, berichtet Stadträtin Anne Mühlhäußer (FGL) in der jüngsten Sitzung des Technischen und Umweltausschusses (TUA). Auf Antrag ihrer Fraktion wurden bereits einige Straßen, in denen zuvor Tempo 30 galt, in verkehrsberuhigte Bereiche umgewandelt.
Sie freut sich, dass jetzt weitere zwölf Straßen auf der Agenda stehen, in denen dann nur noch Schrittgeschwindigkeit (vier bis sieben Stundenkilometer) gefahren werden darf. Das sorge für entschleunigtes Verhalten, findet sie und wünscht sich, das dies noch auf viele weitere Straßen ausgeweitet werden solle.
Anwohner haben Bedenken
Wahrhaft nicht alle Anwohner sind glücklich. Im Gegenteil: Thomas Martin, Anwohner der Fischenzstraße, die ebenfalls auf der Liste steht, befürchtet durch Umwidmung zur Spielstraße eine Verschlimmerung der aktuellen Situation. Gerade in den Sommermonaten sei es für die Anwohner direkt am Seerhein schier unerträglich.
Größte Bedenken hat er wegen des Wendeplatzes am Ende der Fischenzstraße insbesondere in den Sommermonaten. „Eine große Anzahl an Fahrrädern sowie anderen Gegenständen – zum Beispiel Schlauchboote, SUPs, Badetücher, Tupper-Schüsseln – wird mitten auf dem Platz abgestellt, sodass der Zugang zu unseren Häusern sowohl mit als auch ohne Auto versperrt wird“, schreibt Thomas Martin dem SÜDKURIER.

„Autos können nicht mehr auf dem Wendeplatz wenden. Bei einem Notfall könnten weder Feuerwehr noch Krankenwagen direkt zu unseren Häusern vordringen“, schildert Thomas Martin und gibt ein Beispiel aus der Praxis: „Auch das Müllfahrzeug kommt nicht durch und ist sogar einmal zurückgefahren, ohne unsere Mülltonnen zu leeren.“
Werden Parkplätze reduziert?
Auch einige Stadträte haben noch Fragen. Daniel Hölzle (Freie Wähler) befürwortet grundsätzlich verkehrsberuhigte Bereiche, aber bei zwei Straßen hat er Zweifel: Fasanenweg und Fischenzstraße. Parkplätze seien dort nicht markiert. „Wie wird damit umgegangen?“, will er in der TUA-Sitzung wissen.
Alfred Reichle (SPD) schlägt in dieselbe Kerbe: Bei Markierungen von Stellflächen solle „die Parkplatzzahl nicht wesentlich reduziert werden“. Derartige Maßnahmen sollten im Gesamtkontext gesehen werden, denn es dürfe nicht zu Lasten von anderen Straßen gehen, die dann zugeparkt würden, merkt Reichle an.

„Übertrieben. Reiner Aktionismus!“, wertet Achim Schächtle (FDP) die Ausweitung der Spielstraßen. Er selbst wohne in einer solchen. Da gebe es Sackgassen mit vier Häusern; wem das nütze, fragt er sich. Er nennt ein Beispiel: „Bodanrückweg? Da ist nichts!“, so Schächtle, der findet, das Geld könne sinnvoller ausgegeben werden. Wenn es sich um Straßen handle, wo durchgefahren werde, da möge eine Verkehrsberuhigung sinnvoller sein.
Verwaltung will weitermachen
„Grundsätzlich wollen wir weitermachen“, äußert Verkehrsplaner Stephan Fischer bezüglich der Ausweitung von verkehrsberuhigten Bereichen. Es handle sich um „ein Signal an die dort Wohnenden“, „eine Aufwertung des Wohnumfeldes und um eine Aufwertung des Fußverkehrs“, so Fischer.
Bei der Markierung von Stellplätzen müssten rechtliche Voraussetzungen beachtet werden, äußert der Verkehrsplaner. Wie das Vorgehen bei Straßen sein werde, die nun verkehrsberuhigt werden sollen, „wird diskutiert werden“, so Stephan Fischer.
Werden Anwohner ernst genommen?
Was Daniel Hölzle allerdings beim Lesen der Sitzungsvorlage irritierte, war der Passus, die Anwohner würden informiert. „Bürgerinformation klingt schön“, aber die Anwohner sollten schon besser beteiligt werden, so Hölzle.
Daniel Hölzle appelliert an die Verwaltung, nicht ausschließlich zu informieren, sondern: „Falls es Widerspruch gibt, sollte man kompromissfähig bleiben, sonst gibt es einen Aufstand.“
Bei zwei Enthaltungen beschloss der TUA, dass die genannten zwölf Straßen in verkehrsberuhigte Bereiche umgewidmet werden sollen. Kosten für die Umsetzung dieser Maßnahmen werden von der Verwaltung auf 85.000 Euro beziffert.