Ein Blick in die Geschichte der Stadt Konstanz: Einige Ereignisse liegen fünf bis hin zu 85 Jahre zurück. Im Jahr 2020 jährten sich aber auch Meilensteine, die seit 100 oder mehr als 700 Jahren mit der Geschichte der Stadt am See verbunden sind.
5 Jahre
Brand des Schwaketenbads
Für den 4. Juli 2015, einen Samstag, sagte der Wetterbericht voraus, dass es der heißeste Tag des Jahres werden soll. Für das Konstanzer Schwaketenbad wurdee dieser heiße Tag und ein Funken, der bei Dacharbeiten übersprang, zum Verhängnis. Drei Tage lang kämpften Feuerwehrleute aus der Region gegen die Flammen. Das ist nun mehr als fünf Jahre her – und dennoch weiß bis heute fast jeder, wo und wie er oder sie vom Brand des Bades erfuhr.

Ein Hoffnungsschimmer für das Jahr 2021: Voraussichtlich im Herbst wird das neue Schwaketenbad eröffnet. Dabei soll es „nach derzeitigem Stand“ bleiben, heißt es vorsichtig formuliert vonseiten der Bädergesellschaft. Den Baufortschritt dokumentiert unser Drohnenpilot in regelmäßigen Abständen. In seinen Videos zeigt er, wie das neue Schwaketenbad in die Höhe wächst.
10 Jahre
Konstanzer Altstadtbrand
Dieser Brand ist ebenfalls Teil der Geschichte von Konstanz. Auch wenn inzwischen nicht mehr zu sehen ist, was die Flammen in der Konstanzer Altstadt am 23. Dezember 2010 zerstörten, bleiben die Erinnerungen an damals vielen Bürgern im Gedächtnis. Bei dem Feuer am Tag vor Heiligabend wurden drei Menschen verletzt und insgesamt 54 verloren ihr Hab und Gut.

Eine Familie wurde obdachlos – aber die Hilfsbereitschaft in Konstanz war groß. Zahlreiche Spenden gingen ein, um den Betroffenen unter die Arme zu greifen. Es dauerte bis Weihnachten 2014 bis sich die Lücke – zumindest baulich – in der Kanzleistraße wieder schloss. Wie es den Einsatzkräften und den Betroffenen zehn Jahre nach dem verheerenden Brand geht, hat der SÜDKURIER vor Kurzem recherchiert.
30 Jahre
Lenk-Brunnen auf der Laube
Er ist neun Meter hoch und steht seit nunmehr 30 Jahren auf dem Mittelstreifen der „Unteren Laube“. Die Rede ist vom Konstanzer Triumphbogen, auch Laubebrunnen oder Lenk-Brunnen genannt, der am 30. Juni 1990 enthüllt wurde. Den Brunnen zieren Zitate aus der Kunstgeschichte sowie 30 unterschiedliche Verkehrsteilnehmer, skurrile Abbilder von bekannten und unbekannten Personen.

Vor 30 Jahren sorgte der neue Brunnen auf der Laube für Wirbel in Konstanz. Peter Lenk, der danach auch die Konstanzer Imperia schuf, bleibt seiner Linie und seiner Leidenschaft für Kunst und Satire auch Jahrzehnte später treu. Im Jahr 2020 gab es erneut Wirbel um eines seiner Werke: Im Herbst wurde nämlich in Stuttgart seine neue Skulptur enthüllt, die satirisch .
40 Jahre
Besetzung des Fernmeldeamts
Dieses Ereignis ist inzwischen 40 Jahre her: Monatelang stand das Fernmeldeamt von Konstanz leer. Die Stadt hatte das Gebäude von der Post gekauft. An dieser Stelle sollte ein Parkhaus errichtet werden. Doch zeitgleich suchten rund 1000 Menschen in Konstanz eine Bleibe, weshalb einige das ehemalige Fernmeldeamt besetzten, um auf die Not aufmerksam zu machen.

Auch 2020 wurde in Konstanz ein Haus besetzt. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen: Leerstehendes Haus, zahlreiche Wohnungssuchende suchen ein Dach über dem Kopf, es folgt die Hausbesetzung, Plakate weisen auf die Aktion hin. Auch das jeweilige Ende der Hausbesetzungen ist das gleiche. Auch 40 Jahre später räumt die Polizei schließlich das besetzte Gebäude.
50 Jahre
Bluttat vom Blätzleplatz
Der Tod eines jungen Konstanzers im Jahr 1970 schockierte die Bevölkerung. Durch die deutsche Presse wurde die Tat damals als „Gammlermord“ bekannt, obwohl das 17-jährige Opfer nicht diesem Milieu zuzuordnen war. Der Täter hatte sich angeblich seit Längerem darüber geärgert, dass der Platz zu einem Treffpunkt von Leuten geworden war, die damals verächtlich als „Gammler“ und „Hippies“ bezeichnet wurden.

Um die Jugendlichen vom Blätzleplatz (zwischen Augustinerplatz und Hussenstraße) zu verjagen, gab sich der Mann, der mit einem Bolzenschussgerät bewaffnet war, als Mitglied der Bürgerwehr aus. Ein Bolzen traf Martin Katschker auf Höhe des Herzens. Er starb noch am Tatort. An die Bluttat von vor 50 Jahren wurde am 29. August 2020 auf dem Blätzleplatz mit einer Gedenkveranstaltung erinnert.
65 Jahre
Konstanzer Basilika
Das Konstanzer Münster kennt jeder: von außen, von innen und den herrlichen Ausblick von oben über die Niederburg, die Altstadt, die Dominikanerinsel und den See. Die meisten Konstanzer wissen auch, dass es das Münster Unserer Lieben Frau ist – und ein Pilgerziel am Schwabenweg, einem Teil des Jakobswegs.
Was aber nicht so vielen Konstanzern bekannt ist: Am 13. August 1955 erhob Papst Pius XII. das Konstanzer Münster zur Basilika. Genauer gesagt zur „Basilica minor“. Dieser Ehrentitel hat mit dem Bautyp namens Basilika nichts zu tun. Er war aber vielmehr ein Trostpflaster für die einstige Bischofskirche.
75 Jahre
Kriegsende in Konstanz
Ohne Kampf und ohne Blutvergießen. So kam das Ende des Zweiten Weltkriegs für Konstanz an einem regnerischen Donnerstag im April vor 75 Jahren. Nachdem die Stadt während der Kriegsjahre von Bomben verschont geblieben war, gelangten französische Truppen am 26. April 1945 an den Bodensee. Unter Lebensgefahr hatten Bürgermeister und Stadtrat zuvor die Bombardierung verhindert.

Kurz nach der Veröffentlichung des Artikels über den Einmarsch der Franzosen vor 75 Jahren erreichte die Konstanzer Lokalredaktion der Leserbrief eines Konstanzers. Hans Peter Hillebrand hat das Kriegsende als Neunjähriger erlebt und erinnert sich noch gut, wie er mit seiner Mutter heimlich Fremdsender hörte, bis schließlich die Panzer durch seine Heimatstadt rollten.
75 Jahre
Gründung des SÜDKURIER
Einige Wochen nach Kriegsende bemühte sich Johannes Weyl bei der französischen Besatzung um eine Lizenz. Der mutige, politisch unbelastete Verleger wollte nach Kriegsende eine neue Zeitung gründen. Frei von parteipolitischer Propaganda wie in den Zeitungen aus den Jahren zuvor. Ende August 1945 erteilten die Franzosen dem damals 41-Jährigen die Lizenz zur Gründung eines neuen Medienunternehmens.

Damit begründete Johannes Weyl vor 75 Jahren eine neue Zeitungs-Ära am Bodensee. Unter den Augen der französischen Besatzungsbehörden ging am Konstanzer Fischmarkt die Produktion der neuen Zeitung an den Start – mit der Erwartung, dass die Leser ihre neue Freiheit nutzen werden, um sich auch kritisch mit den Inhalten auf dem Papier auseinanderzusetzen. Vier Monate nach Kriegsende erschien die erste gedruckte Ausgabe des SÜDKURIER.
85 Jahre
Baubeginn des Kur- und Hallenbads
Im Herbst 1935 berichtete die damalige NS-Tageszeitung Bodensee-Rundschau: „Dieser Tage hat der Oberbürgermeister dem städtischen Hochbauamt den Auftrag erteilt, die Bauarbeiten des Hallenbads beginnen zu lassen. Es sind daraufhin Aufträge im Werte von rund 135.000 Reichsmark an das hiesige Handwerk sofort zur Vergebung gelangt.“

Innerhalb weniger Jahre sollte das industriell für die Nazis uninteressante Konstanz zu einer „Visitenkarte des Reiches“ und einer „Ehrenpforte des Reichs“ ausgebaut werden. Um dieses „Bollwerk des Deutschtums“ zu errichten, wurden das Strandbad Jakob und die Bodensee-Kampfbahn (das heutige Bodensee-Stadion) gebaut. Danach folgte von Herbst 1935 bis November 1937 der Bau des Kur- und Hallenbads am Seerhein.
100 Jahre
Zeppelin-Denkmal
Bereits im Jahr 1908 hatte die Stadt Konstanz ihrem berühmten Sohn, Ferdinand Graf Zeppelin, das Ehrenbürgerrecht verliehen. Im Jahr 1920 wurde ihm dann ein Denkmal gewidmet, das am 8. Juli (Zeppelins Geburtstag) eingeweiht und am Hafen aufgestellt wurde – also unweit von Graf Zeppelins Geburtsort, dem heutigen Inselhotel auf der Dominikanerinsel.

Das nun 100 Jahre alte Werk stammt von Karl Albiker, einem Rodin-Schüler. Damals waren allerdings nicht alle von dem Denkmal, das einen fast nackten Mann zeigt, begeistert. Das war aber auch der Fall, als in den 1990er Jahren die Imperia von Peter Lenk einige Meter weiter am Hafen aufgestellt wurde. Inzwischen gehören beide Skulpturen zum Stadtbild. Das Zeppelin-Denkmal seit 100 und die Imperia seit 27 Jahren.
100 Jahre
Konstanzer Hörnle
Auch das Konstanzer Strandbad Horn – liebevoll „Hörnle“ genannt – besteht seit etwas mehr als einem Jahrhundert. Es war im Sommer 1920, als der Konstanzer Gemeinderat beschloss, ein neues Freibad einzurichten. Stadtarchivar Jürgen Klöckler hat in seinem Text zum 100-jährigen Bestehen zahlreiche Anekdoten rund um das beliebte Konstanzer Fleckchen Erde gesammelt.

Im Mai 2020 strömten die Badegäste und Sonnenanbeter ans Hörnle, obwohl aufgrund von Corona ein Badeverbot bestand. Die DLRG war nämlich nicht vor Ort, um im Notfall eingreifen zu können. Einige Schwimmer ignorierten jedoch das Badeverbot, weshalb nach der Schließung der Freibäder auch die Schließung des Standbads drohte. Zur Freude vieler Konstanzer kam es nicht dazu.
150 Jahre
Rosgartenmuseum
Seit dem Jahr 1870 ist das Rosgartenmuseum selbst Teil der Konstanzer Geschichte und hütet gleichzeitig die Geschichte der Stadt und deren Schätze. Kurz vor dem großen Jubiläum, welches aufgrund der Pandemie nicht gefeiert werden konnte, initiierte das Museum die Aktion „Konstanzer Kostbarkeiten“.

Dabei können Patenschaften für die notwendige Restaurierung von geschichtsträchtigen Ausstellungsstücken übernommen werden. Darunter auch die Büste von Ludwig Leiner, dem Gründer des Rosgartenmuseums. Mehr als 100.000 Euro wurden bisher hierfür gespendet und damit die Zukunft der Konstanzer Geschichte gesichert.
770 Jahre
Konstanzer Pfennig
Mehr als 1000 Jahre ist es her, dass Konstanz das Münzrecht erhielt. Vor 770 Jahren entstand der Konstanzer Pfennig. Dieser zeigt: Im Mittelalter wurde Konstanz wirtschaftlich so bedeutend, dass es nun sein eigenes Zahlungsmittel herstellte. Der Konstanzer Pfennig enthielt ein halbes Gramm Feinsilber.

Die Prägung zeigte eine stilisierte Bischofsbüste, umringt von einem Wulst und Perlenrand. Um 1350 kamen größere und wertvollere Münzen in Umlauf: der „Konstanzer Dicke“, ein Dickpfennig im Wert von zwölf Pfennigen, und der Goldgulden aus Florenz. Einige von ihnen besitzt das Rosgartenmuseum, das seit nunmehr 150 Jahren besteht.