Herbert Weber, langjähriger Mieterbund-Vorsitzender, ist besorgt. Außerdem hat er sich über seine ehemaligen Kollegen aus dem Gemeinderat geärgert. Jüngst war eine Sitzung des Bündnisses für Wohnen anberaumt, bei dem traditionell die Vertreter der Bauwirtschaft, der Architektenkammer, der Wohnbaugenossenschaften und Vertreter der Gemeinderatsfraktionen zusammenkommen. An Experten fehlte es auch dieses Mal nicht, berichtet Weber im Rückblick. Nur die Vertreter der Fraktionen waren allesamt abwesend, manch einer entschuldigt, manch einer ohne Begründung.
Baukosten sind massiv angestiegen
Herbert Weber ist nicht nachtragend, es geht ihm um die Sache. Denn aus Sicht des Mieterbundes besteht dringend Handlungsbedarf, was die Schaffung von Wohnraum in Konstanz betrifft. „Die Wobak und andere Akteure auf dem Wohnungsmarkt bauen nicht mehr“, sagt er. Die Baukosten sind im vergangenen Jahr so angestiegen, dass sich das Bauen auch für private Investoren kaum noch lohnt, hinzu komme die Zinsanhebung.
„Es rechnet sich nicht mehr für eine Wohnbaugesellschaft, die Wobak müsste extrem erhöhte Mieten verlangen“, erläutert Weber. Zudem gibt es im Moment keine Bundesfördermittel. Der faktische Baustopp aber hat Folgen: Weber befürchtet, dass damit und durch den erwartbaren weiteren Zuzug nach Konstanz, die Mieten in den nächsten Jahren unkontrollierbar ansteigen.
„Wir können uns nicht leisten, das Bauen auszusetzen“, sagt er. „Sonst steigen uns die Mieten über den Kopf.“ Aktuell werde in Konstanz kaum noch gebaut, es würden allerdings angefangene Projekte fertig gestellt, sagt Weber. Die Wobak stelle im Moment ein Bauprojekt im Berchengebiet mit etwa 40 Wohnungen fertig. Die Spitalstiftung habe einen Bau am Krankenhaus begonnen, in dem vor allem Personalwohnungen für Mitarbeiter realisiert werden sollen.
Anwohner verzögern Bauprojekte
Es gebe weitere ausgewiesene Baugebiete, etwa in Allmannsdorf oder auf den Christiani-Wiesen in der Nähe des Hörnle-Strandbads, auf denen aber kein Projekt realisiert werde. „Das liegt an Einsprüchen der Anwohner.“ Er bedauere dies. Vor einem oder eineinhalb Jahren wäre ein Neubau an diesen Stellen noch gut finanzierbar gewesen.
Herbert Weber fordert, dass sich die Kommunalpolitiker der Stadt für das Thema Wohnen und Bauen stark machen. „Ohne Fördermittel wird es nicht gehen. Ich wünsche mir, dass die Stadträte vor Ort auf Landes- und Bundesebene Druck machen, damit ein Neubauprojekt für Wohnbaugesellschaften in Zukunft weiter möglich bleibt.“