Die Kombination aus Feuer und alten Kampfmitteln ist gefährlich. Das leuchtet spätestens ein, seit im Berliner Grunewald kürzlich ein tagelanger Großeinsatz anstand. Immer wieder kam es zu Explosionen, die Feuerwehrleute konnten lange Zeit nicht in das Gebiet rund um den Sprengplatz der Polizei vordringen. Behördensprecher bezeichneten die Löscharbeiten sogar als „gefährlichsten Brandbekämpfungseinsatz“ seit dem Krieg.

Was weit weg passiert ist, kann auch in Konstanz nicht ausgeschlossen werden: Hitze und Trockenheit führen zu Waldbrandgefahr und am Konstanzer Bettenberg liegen Kampfmittel in ungewisser Menge in der Erde. Eine explosive Mischung. Die Eigentümerin des Geländes ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.

Der Bettenberg ist eine besondere Herausforderung

„Egal wo es anfängt zu brennen ist es gefährlich“, sagt Marco Reeck, Leiter des Bundesforstbetriebes Heuberg. Allerdings stellt der Bettenberg eine besondere Herausforderung dar. Immer wieder gab es dort Funde von alter Munition und Granaten. Reeck bezeichnet die Fläche als „hoch Kampfmittel belastet.“ Wie viel genau in dem Gebiet liegt, kann nicht gesagt werden.

„Wenn es hier brennt, haben wir ein großes Problem“, sagt Reeck gegenüber dem SÜDKURIER. Die entstehende Hitze könnte dazu führen, dass die alten Kampfmittel ausgelöst werden und explodieren. „Wir sind uns der Gefahr sehr bewusst“, sagt er. Zwar dürfte das meiste der Kampfmittel unter der Erde liegen, das alleine reicht jedoch nicht aus. Erst bei einer Tiefe von mehr als einem Meter im Boden geht eine geringere Gefahr von den Kampfmitteln aus. Aber „es reicht schon, was bis einen Meter tief ist“, sagt Reeck.

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Mehrere Generationen von Kampfmitteln liegen vermutlich auf dem Bettenberg, der früher als Truppenübungsplatz diente. Über 100 Jahre lang nutzten verschiedene Armeen das Gebiet. Mehrfach wurde vermutlich einiges an Kampfmitteln auf dem Gebiet vergraben. „Wir wollen die Gefahr nicht kleinreden“, so Reeck,. Für den Ernstfall existieren Pläne.

So sähe der Ablauf aus

Kreisbrandmeister Andreas Egger erklärt auf SÜDKURIER-Anfrage, wie der Ablauf im Ernstfall aussehen könnte. Im Fall eines Brandereignisses würden sich die Feuerwehrkräfte aus Eigenschutz nicht im Sperrgebiet aufhalten, die Gefahr von Verletzungen ist zu groß. Auch für die Einsatzkräfte seien nur die ausgewiesenen Wege zu nutzen.

Der mit Kampfmitteln belastete Bereich ist Sperrgebiet, nur ausgewiesene Wege dürfen betreten werden.
Der mit Kampfmitteln belastete Bereich ist Sperrgebiet, nur ausgewiesene Wege dürfen betreten werden. | Bild: Steller, Jessica

„Der Feuerwehr Konstanz als zuständige kommunale Feuerwehr ist die Situation bekannt“, sagt Egger. Für sogenannte Vegetationsbrände, wie etwa einen Waldbrand, seien meist keine Sonderfahrzeuge notwendig, die vorhandenen Löschfahrzeuge seien geeignet. Spezielle Ausrüstung für die Brandbekämpfung in einem Gebiet mit Kampfmitteln dagegen gebe es bei kommunalen Feuerwehren nicht.

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Neben der örtlichen Feuerwehr werden – je nach Lage und Meldestichwort – weitere Einheiten alarmiert. Außerdem werden die Polizei und die zuständige Forstverwaltung hinzugezogen, erklärt Egger. Die Bundeswehr-Feuerwehr dagegen verfüge über spezielle Ausrüstung um eine Brandbekämpfung bei Kampfmitteln durchzuführen. Im Einsatzfall sei daher eine schnelle Kontaktaufnahme zu verschiedenen Behörden wichtig, um Unterstützung durch Fachberater und Sondereinheiten zu bekommen.

Einfahren in das Sperrgebiet ausgeschlossen

Mit ihren Fahrzeugen können die Einsatzkräfte nicht in das Sperrgebiet fahren, sie müssten sich außerhalb platzieren und so die Ausbreitung des Feuers verhindern. „Dennoch wird durch die Feuerwehr eine Erkundung vorgenommen“, sagt Egger. Diese könne auch durch die Drohneneinheit des Landkreises unterstützt werden. Im Zuge dieser Erkundung würden auch andere Behörden informiert und zum Einsatz hinzugezogen werden, beispielsweise der Kampfmittelbeseitigungsdienst.

Wegen der Gefahr, die von den Kampfmitteln im Boden ausgeht, müssen auch die Feuerwehrleute einen Sicherheitsabstand einhalten. „Dieser wird unmittelbar mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst abgestimmt“, sagt der Kreisbrandmeister. weitere Schritte würden direkt vor Ort festgelegt werden.

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Ein Sperrbereich müsste „in Abhängigkeit der zu erwartenden Kampfmittel und des zu erwartenden Ausmaßes der Explosion“ eingerichtet werden, erklärt Egger. Dieser Bereich könne mehrere hundert Meter betragen. Je nach Größe der Sperrzone wäre dann auch eine Evakuierung der angrenzenden Gebiete nötig. Dies sei allerdings nur in Abstimmung mit den involvierten Behörden möglich.