Fast hätten es gewissenlose Betrüger in Konstanz wieder einmal geschafft, einen älteren Menschen um sein Geld zu bringen. Doch als aufmerksamer Nachbar hat Marcus Podeyn das am Donnerstag, 19. Oktober, verhindert.
Podeyn war gerade von einem Spaziergang zurückgekommen, da klingelte es bei ihm an der Wohnungstür in der Friedrichshöhe. Draußen stand eine ältere Nachbarin. Der 57-Jährige kennt sie gut, aber normalerweise nicht so aufgelöst. Grund ihrer Angst: Sie war Ziel eines Schockanrufs geworden. Ob er nicht mal ihren Sohn für sie kontaktieren könne und fragen, ob alles in Ordnung sei.
Sie hätte mehrere Tausend Euro bezahlt
Zuvor hatte die betagte Frau laut Polizeisprecherin Katrin Rosenthal mit einem angeblichen Staatsanwalt telefoniert. Der machte der Seniorin weis, dass ihr Junge einen tödlichen Unfall verursacht habe und deshalb in Polizeigewahrsam sei. Nur durch die Zahlung einer Kaution könne sie eine Untersuchungshaft abwenden. Daraufhin suchte die Frau sämtliches Bargeld und Wertsachen zusammen – alles in allem mehrere tausend Euro.
Doch zum Glück hatte sie auch noch die Idee, bei Marcus Podeyn zu klingeln. Der durchschaute die Sache sofort. Und erlebte sie auch nicht zum ersten Mal. „Meine eigene Mutter hat auch schon mal so einen Anruf bekommen“, sagt er. Podeyn, der in der Gastronomie arbeitet und glücklicherweise am Donnerstagnachmittag daheim war, rief wie gewünscht den Sohn der Frau an. Und wartete schließlich mit ihr gemeinsam bis zum Eintreffen der Polizei.
„Wenn jemand Nachbarschaftshilfe braucht, dann mach‘ ich das gern“, sagt er. Dem Empfänger des Geldes lauerte allerdings niemand auf – „angeblich sollte eine Frau kommen und es abholen“. So verschwand die Betrügerin unverrichteter Dinge und unerkannt. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen und bittet Zeugen, denen etwas Verdächtiges aufgefallen ist, sich unter der Telefonnummer 07531 9950 zu melden.
Echte Polizei verlangt niemals Kaution
„Die echte Polizei verlangt niemals eine Kaution oder nimmt Geld oder sonstige Wertsachen in Empfang“, betont Sprecherin Rosenthal. Bei solchen Schockanrufen rate man dringend dazu, aufzulegen und über die bekannte Nummer mit Sohn, Tochter, Enkel oder Nichte direkt Kontakt aufzunehmen. Sind diese nicht sofort erreichbar, sollte man sich nicht unter Druck setzen lassen und sich gegebenenfalls zunächst bei Bekannten oder bei der Polizei Rat holen – so wie es in diesem Fall geschehen ist.
Telefonbetrug ist ein Schwerpunkt bei der Vorbeugungs- und Aufklärungsarbeit der Polizei. Obwohl immer wieder zum Teil tragische Fälle sowie Verhaltenstipps für Opfer veröffentlicht werden, fallen noch Menschen darauf herein. Auch weil die Betrüger einfach nicht nachlassen. „Es gibt nach wie vor viele viele solcher Anrufe“, sagt Rosenthal. Sollte die ältere Dame aus dem Stadtteil Königsbau noch einmal ins Visier geraten, wäre sie wohl von vornherein besser gewappnet. „Ich habe ihr gesagt, sie soll ein Passwort mit ihrem Sohn ausmachen, das nur sie beide kennen“, erzählt Marcus Podeyn.
Immer wieder gibt es hilfsbereite Mitmenschen
Zum Glück passen immer wieder Mitmenschen wie der 57-jährige Konstanzer auf. Ein bekannter Fall ist der einer Sparkassenmitarbeiterin in Immenstaad. Sie wurde stutzig, weil ein 86-jähriger Kunde seine Ersparnisse abheben wollte, fragte nach und begleitete ihn dann sogar noch zur Polizei. Dem Senior war weisgemacht worden, seine Tochter habe bei einem Unfall den Tod einer anderen Frau verursacht.