Musa Cebe ist vielen Konstanzern bekannt, ohne dass sie seinen Namen kennen: Der 66-Jährige, der aus dem türkischen Teil von Kurdistan stammt, verkauft seit mehreren Jahrzehnten Kepab in Konstanz, seit 2010 in der Wessenbergstraße.

Sein Tag hat sehr viele Stunden, seine Nächte weniger: Musa Cebe steht morgens mit seiner Tochter auf. Wenn die Zehntklässlerin zur Schule geht, öffnet er sein Geschäft, in dem er seit 2021 aus Überzeugung nur noch vegetarische Gerichte anbietet. Im Winter hat sein Laden bis 20 Uhr geöffnet, im Sommer sogar noch eine Stunde länger.

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„Danach räume ich noch zwei Stunden auf“, sagt Musa Cebe. „Ich brauche nicht viel Schlaf.“ So traut er es sich zu, für das Junge Forum Konstanz (JFK) im Gemeinderat zu sitzen. Er kandidiert auf Listenplatz 19. „Ich wurde schon vor zehn Jahren gefragt, ob ich Stadtrat werde, aber da hatte ich keine Zeit“, sagt er und lächelt.

Politisch sei er schon lange aktiv, unter anderem bei der Antifa-Bewegung und den Grünen. Auch zur Konstanzer CDU habe er gute Kontakte. Warum dann das Junge Forum? „Da kenne ich auch viele Kandidaten“, sagt der 66-Jährige. „Ich bin ein demokratischer Mensch und kann mit fast allen Parteien arbeiten.“

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In seiner Jugend machte er andere Erfahrungen. Musa Cebe wurde politisch verfolgt, war im Gefängnis und musste seine Familie verlassen, um sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Seit 1981 lebt er in Konstanz.

So verwundert es nicht, dass eines seiner Herzensthemen die Integration ist. „Da es viele Konflikte gibt, wäre es eine Idee, den neuen Mitbürgern nicht nur Deutschunterricht anzubieten, sondern auch eine Art Kulturkurs mit Regeln des Zusammenlebens“, schlägt Cebe vor.

Überhaupt beobachte er mangelnde Rücksicht in der Bevölkerung. „In der Innenstadt ist es nachts so laut, dass man nur mit Ohrstöpseln schlafen kann“, beklagt er sich. Außerdem würden Betrunkene Pflanzen aus Kübeln reißen, Flaschen auf die Straße und Büchsen durch offene Fenster schmeißen.

„Man müsste mit den Kneipenbesitzern über die Öffnungszeiten reden“, findet der 66-Jährige und stellt sich damit gegen die Linie des JFK: Die Fraktion setzt sich für die Abschaffung der Sperrstunde ein. Auch Straßenmusiker sollten häufiger den Standort wechseln müssen, fordert Cebe.

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Ein weiteres Anliegen ist ihm die Nachhaltigkeit. Vielleicht habe die Stadt die Möglichkeit, ein eigenes System der Etikettierung von Lebensmitteln einzuführen. Denn „die Menschen wissen oft gar nicht, was sie essen.“ Er würde auch das Mensa-Essen an Schulen auf den Prüfstand stellen. Und da Musa Cebe zudem Mitglied im Bouleclub und mehrfacher deutscher Meister ist, „möchte ich auch eine Stimme der Vereine sein.“