Früher drehte sich ganz klassisch ein Fleischspieß bei ihm, doch nun steht dort ein aufgespießter Block mit Käse. Seit Jahren schon setzt Musa Cebe mit seinem Schnellimbiss Kervan in der Wessenbergstraße auch auf Mitnehmgerichte ohne Fleisch. Jetzt verzichtet der 63-Jährige sogar ganz darauf. Statt dem klassischen Döner aus gegrillten Fleischfetzen gibt es bei ihm nun den Käse-Kebab.
Der neue Block aus Käse hat die Form eines Fleischspießes. Doch dieser dreht sich nicht mehr unter Hitze. Cebe will den alten Döner-Grill demnächst wegschaffen. Er braucht ihn nicht mehr. Vom Käse-Spieß schneidet er Fetzen. Knusprig werden diese aber erst auf einem Bratblech.

Die gegrillten Käsestreifen packt Cebe dann mit Salat ins Brötchen. In den ersten Tagen waren die Käsespieße schneller verbraucht, als der experimentierfreudige Imbissbetreiber dachte. Zum Termin mit dem SÜDKURIER mussten die Käseklötze erst nachbestellt werden.
Woher stammt der Käse für den „Cheebab“?
Der Käse für den Kebab von Musa Cebe zieht keine Fäden und verläuft nicht. Dies sei auf die besondere Verarbeitung zurückzuführen, sagt der Lieferant Moritz Killian. Nach seinen Angaben handelt es sich um einen halbfesten Schnittkäse aus biologischer Heumilch, vergleichbar mit einem Gouda, der nicht zerfließt.
In einer Sennerei im Allgäu entstehe der Käsespieß ohne Zusatzstoffe. Es werde dabei künstliches Lab eingesetzt, wie inzwischen bei den meisten Käsesorten. Denn klassisches Lab wird aus frischen Tiermägen hergestellt. Für den Käse-Kebab aber muss keine Kuh sterben.
Lieferant Moritz Killian sagt, er habe den Käsespieß vor etwa zwei Jahren in der Schweiz entdeckt und wolle ihn deutschlandweit anbieten. Imbisse in rund 30 Städten zählten schon zu seinen Kunden. Im süddeutschen Raum, ausgenommen Freiburg, gehöre Musa Cebe zu den Pionieren.
Cebe sagt, er habe in den 1980er-Jahren erlebt, wie mit der Krise wegen der Rinderkrankheit BSE die Skepsis gegenüber der klassischen Fleischindustrie wuchs. Er habe selbst deshalb schon lange Vegetarisches und Veganes im Angebot – und versuche seit Jahren, an qualitativ hochwertige, biologische Dönerspieße zu kommen.
„Ich habe in der Bodensee-Region viel recherchiert“, stellt der 63-Jährige fest. Für die eigene Verarbeitung habe er in seinem Imbiss zu wenig Platz. Er würde das nicht genehmigt bekommen. Aber jemanden zu finden, der Fleischspieße in der gewünschten Qualität liefere, sei schwierig.
Er habe mehrere Versuche unternommen, aber der Geschmack und die Farbe hätten zu wünschen übrig gelassen. „Ich wollte entweder gutes Fleisch oder gar keines.“ Und Musa Cebe, der schon davor Gerichte aus Seitan und Kichererbsen im Programm hatte, entschied sich dafür, Fleisch komplett zu streichen.
Und was sagen die Imbiss-Kunden dazu?
Für ihn als Imbissbetreiber sei die Umstellung praktisch. Da das ständige Grillen des Fleisches am Spieß wegfalle, sei es nun nicht mehr so heiß im Arbeitsraum, und es spritze auch kein Fett mehr herum. Andererseits wisse er, dass die Umstellung Kunden kosten werde: „Fleischesser werden nicht mehr kommen“. Manche würden aus Neugierde den Käse-Kebab probieren. Ob sie bei dem Gericht bleiben, müsse sich zeigen.
Rasmus Hermann gehörte zu den ersten, die ins Brötchen mit den gegrillten Käsestreifen beißen. „Das ist richtig lecker“, stellt er fest. Er habe ja zuerst an einen Scherz gedacht, als Musa Cebe den Käse-Kebab ankündigte, und kaum glauben können, dass es ihn tatsächlich gibt. Verblüfft habe ihn, dass der Döner gar nicht so schwer sei, wie man das bei einem Produkt aus Käse annehmen könnte.