Das Oktoberfest war eine etablierte Veranstaltung in der Region, die sich im Lauf von 20 Jahren weiterentwickelt hatte. Doch im letzten Jahr sagte die Presseabteilung um Festwirt Hans Fetscher nach dem Großereignis, es sei aus und vorbei. Wird ein anderer Betreiber in diesem Jahr die Tradition fortführen?

Und was ist jetzt?
Nichts. Im September und Oktober 2023 wird der Festplatz am See verwaist sein. „Die Fetscher Event & Marketing GmbH als bisherige Betreiberin des Oktoberfests hat erklärt, ab 2023 kein Oktoberfest mehr in Konstanz ausrichten zu wollen“, bestätigt Walter Rügert, Pressesprecher der Stadt Konstanz, auf SÜDKURIER-Anfrage.
Gab es einen anderen Interessenten? „Die Bewerbung eines anderen Veranstalters wurde im April 2023 aus organisatorischen Gründen wieder zurückgezogen“, so Rügert. Der Interessent habe noch einen anderen Vorschlag gemacht. Er habe eine Art Biergarten-Oktoberfest ohne Zelte für fünf Tage veranstalten wollen, was allerdings von der Verwaltung abgelehnt wurde.
Der Grund: „Ein solches Vorhaben hebt sich in keinster Weise von den Angeboten in der örtlichen Außengastronomie ab und wäre zusätzliche Konkurrenz zu den regionalen Betrieben, ohne dass darin ein Mehrwert für Konstanz gesehen wird“, schreibt Walter Rügert.
Wer war der Interessent?
Bei dem interessierten Veranstalter handelt es sich um ein Trio mit dem Konstanzer Gastronomen Tino Schumann sowie den bekannten Veranstaltern Kay und Björn Brüggemann, die das Gute-Zeit-Festival ausrichten. „Wir haben im November unseren Hut in den Ring geworfen“, sagt Tino Schumann gegenüber dem SÜDKURIER. „Aber im Gemeinderat sind wohl nicht alle d‘accord mit der Veranstaltung. Im Januar wurde das Thema wohl behandelt“, berichtet er. „Zu uns hat es dann geheißen, ob wir noch einen Monat warten könnten.“

Die Zeit rannte davon. „Im April haben wir gefragt, wie es aussieht, und uns mit der städtischen Veranstaltungsrunde getroffen“, so Schumann weiter. Um ein großes Fest auf die Beine zu stellen, war es dann allerdings zu spät. „Wenn man etwas neu macht, braucht man 12 bis 13 Monate Vorlaufzeit“, weiß Tino Schumann.
Das Trio habe dann eine kleinere Variante vorgeschlagen, die aber abgelehnt wurde. „Vielleicht war es eine Anhäufung von Missverständnissen; es gab wohl Kommunikationsprobleme. Unser Fehler war, dass wir nicht früher nahgehakt haben“, so Schumann.


Für Tino Schumann und seine beiden Partner steht aber fest: „Wir bleiben dran!“ Vielleicht kämen sie dann 2024 zum Zug. Was ihnen vorschwebt? „Wir wollen neu beginnen und nicht eins zu eins das Konzept von Hans Fetscher kopieren; lieber kleiner und regionaler“, meint der Konstanzer Gastronom.
Ein Festzelt mit 3000 Plätzen, draußen Fahrgeschäfte in Kooperation mit der Familie Gebauer und die Einbindung lokaler und regionaler Gastronomen und Produzenten, so könnten sich die drei Interessenten eine künftige Veranstaltung vorstellen. Diese würde dann aber weniger das Gepräge eines Oktoberfestes, sondern die Atmosphäre eines Herbstfestes haben.
Die Absage wird bedauert
„Die Absage des grenzüberschreitenden Oktoberfestes bedauern wir aus Marketingsicht, da diese Veranstaltung über viele Jahre ein fester Bestandteil des Konstanzer Veranstaltungskalenders war, die auch zahlreiche Übernachtungen generierte“, schreibt Theresa Arndt, Pressesprecherin der Marketing und Tourismus Konstanz GmbH (MTK), auf SÜDKURIER-Anfrage.
Der Einzelhandel hätte ebenso wie Dienstleister, beispielsweise Taxibetriebe und Sicherheitsfirmen, zusätzlichen Umsatz gehabt. „Die Gastronomie und Diskotheken et cetera profitierten ebenfalls von diesem Event“, so Arndt, die allerdings darauf hinweist: „Eine belastbare Aussage ist leider aufgrund von fehlenden Primärdaten nicht möglich.“
Großevents seien grundsätzlich ein Kommunikationsanlass. „Dies haben die Jubiläumsveranstaltungen, wie der Imperia-Geburtstag, die Internationale Bodenseewoche oder der soeben durchgeführte grenzüberschreitende Flohmarkt, eindrucksvoll gezeigt“, so Theresa Arndt, die ergänzt: „Hinzu kommt die Umwegrentabiltät“, also ein Mehrwert und indirekter Nutzen für Gewerbetreibende und Dienstleister der Stadt und der Region.
Das Fest war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor
„Es wäre ein Verlust, wenn Ende September/Anfang Oktober kein solches Fest mehr stattfände“, stellt Manfred Hölzl, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Kreisstelle Konstanz, fest. Eine große Veranstaltung sei wichtig für die Saisonverlängerung im Tourismus, aber auch für die Konstanzer. Er denkt an die Herbstfeste in den Stadt- und Ortsteilen und meint: „So etwas darf auch in der Kernstadt sein.“

Beim Oktoberfest wären nicht nur viele Vereine aus Konstanz und der Region beteiligt gewesen, sondern auch Produzenten, Gastronomen und Gastronomie-Mitarbeiter. Auch die Hotels und die Gastronomie hätten in der Zeit mehr Umsätze generiert. „Das Oktoberfest war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, stellt Hölzl fest und fügt an: „Es wäre wichtig, wenn zum Saisonende etwas geboten wird. Es muss ja nicht die Riesen-Fete sein.“ Aber eine gewisse Größe müsse eine Veranstaltung haben, damit die Kosten gedeckt werden könnten.
Will die Stadt eine solche Veranstaltung?
Bemüht sich die Stadt um eine Nachfolgeveranstaltung? Dazu schreibt Walter Rügert: „Seitens der Stadt Konstanz ist aktuell auch für die Jahre ab 2024 keine Ausschreibung des Oktoberfests vorgesehen. Das wäre nur der Fall, wenn wir als Stadt die Durchführung eines Oktoberfests „beauftragen“ möchten oder wenn mehr als ein Bewerber sich für die Ausrichtung interessiert. Beides ist momentan nicht absehbar.“
Letztendlich sei es die Entscheidung des Gemeinderates. Die Verwaltung wolle jedoch voraussichtlich vor der Sommerpause das Thema im Haupt-, Finanz- und Klimaausschusses (HFK) ansprechen.