Nicht nur Fähre-Pendler sind angenehm überrascht: Anders als im Winter zuvor, fährt das Schiff zwischen Konstanz und Meersburg im Berufsverkehr dieses Jahr weiterhin im 15-Minuten-Takt. Und nicht erst nach Protesten der Stammkunden, sondern dank einer Optimierung der Abläufe.

Damit werden die Wartezeiten kürzer und der ökologisch sinnvolle Transport über den See komfortabel wie seit vielen Jahren gewohnt. Trotzdem explodieren den Stadtwerken nicht die Kosten, denn sie bekommen den dichteren Fahrplan erstmals mit nur drei Schiffen hin.

Statt nach 60 Minuten legt das Schiff nach 45 Minuten am Startpunkt wieder ab

Das Geheimnis liegt im Betriebskonzept. Bisher dauerte ein Umlauf eines Fährschiffs 60 Minuten. Beispielhaft sieht das so aus: Ablegen in Konstanz zur Minute 00, Ankunft in Meersburg zur Minute 15, nach Ent- und Beladen Abfahrt dort zur Minute 30, Anlegen in Konstanz zur Minute 45, dann wieder Ent- und Beladen.

Und zur nächsten vollen Stunde geht es von vorne los. Jetzt ist es gelungen, den Umlauf auf 45 Minuten zu verkürzen – aber nicht, weil die Schiffe schneller als die bisherigen 22 Kilometer pro Stunde fahren, sondern weil das Be- und Entladen verkürzt wurde.

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So schaffen es die Stadtwerke, mit der gleichen Anzahl von Schiffen mehr Kurse zu fahren. Und das Be- und Entladen in nur noch sieben bis acht Minuten funktioniert gut, das bestätigen regelmäßige Nutzer ebenso wie die Stadtwerke selbst. Doch das hat auch einen unerfreulichen Grund, so Stadtwerke-Sprecher Josef Siebler: „Dies gelingt aber nur, weil insbesondere das Fahrzeug-Transportaufkommen noch längst nicht das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht hat.“

Im Winter nutzen viele Kunden die Fähre, die Abläufe gut kennen

Die Fähren sind also nicht ganz voll, was auch das Be- und Entladen beschleunigt. Im Sommer funktioniert das nicht, wenn die Schiffe voller sind und auch mehr Fähre-unerfahrene Touristen mit ihren Autos und Fahrrädern unterwegs sind. Stammkunden dagegen kennen die Abläufe und richten sich darauf ein – auch für die Mitarbeiter ist das hilfreich, was sich nicht zuletzt auf die wieder merklich verbesserte Stimmung in der Besatzung auswirkt.

Die Erfahrungen sind gut, und die Umstellung auf etwas ungewohnte Abfahrtszeiten in Meersburg teilt zur Minute 07, 22 oder 37 sorgt offenbar auch bei den Stammkunden kaum für Verwirrung. Auch intern haben sich die Wogen geglättet: Nachdem die Mitarbeitervertretung zunächst von der Takt- und Arbeitsverdichtung offenbar wenig begeistert war, ist das Thema nun gut geklärt: „Es ist vollkommen normal, dass jede Änderung im Betriebsablauf zunächst auf Widerstand stößt. In gemeinsamen Gesprächen kann dann aber meist schnell eine Verständigung gefunden werden“, so Stadtwerke-Sprecher Siebler.

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Hilfreich ist auch, dass zum Start ins neue System die drei größten und neuesten Schiffe zur Verfügung stehen, was die Wartezeiten ebenfalls verkürzt: Die jüngste Generation mit „Richmond“, „Lodi“ und „Tabor“ sind die leistungsfähigsten Fähren auf dem See. In den schwächeren Zeiten tagsüber kommen dann auch die kleineren Fähren zum Einsatz, so Siebler.

Dann gilt der 20-Minuten-Takt, der wegen der geringeren Nachfrage „auch beim Einsatz einer der kleineren Fähren bei nahezu allen Überfahrten der Takt gehalten werden“ könne. Zur Flotte gehören weiterhin die zwischen 1975 und 1993 in Dienst gestellten „Konstanz“, „Meersburg“ und „Kreuzlingen“. So ist immer auch eine Reserve vorhanden, wenn ein Schiff ausfällt oder in Revision ist.

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Rad statt Auto, um den See herum statt Schiff

Ein besseres Angebot, ohne dass direkt mehr Schiffe mit all den damit verbundenen Kosten für Treibstoff, Wartung und Personal fahren müssen – für den größten Fährbetrieb auf den deutschen Binnenseen ist das mehr als nur willkommen. Denn dass die goldenen Jahre für die Verbindung Konstanz-Meersburg in dieser Form zurückkommen, ist mehr als ungewiss.

„Zahlreiche Pendlerinnen und Pendler sind auf Fahrrad und Bus umgestiegen oder arbeiten verstärkt im Homeoffice“, so die Einschätzung der Stadtwerke. Aber auch der Ausbau der Bundesstraße 31 bei Überlingen hat den fast 70 Kilometer langen Umweg um den ganzen Überlinger See herum für Autofahrer zuletzt attraktiver gemacht.