Wenn Jürgen Ruff von der SPD in seinen über 20 Jahren als Lokalpolitiker in Konstanz eines gelernt hat, dann, dass es für Veränderungen einen langen Atem braucht. „Ich weiß noch, wie die anderen Parteien uns verspotteten, als wir 2008 einen Wasserbus forderten. Vor zwei Jahren dann kam er“, sagt Ruff.
Groß denken!
Groß denken und visionär, das könne man ruhig, auch in der Lokalpolitik, rät er. Groß gedacht hat auch der Verein Treffpunkt, als er vor einer knappen Woche eine Petition für ein Parkhaus mit mindestens 1400 Plätzen am Döbele für Kurzparker und Anwohner startete.
Hintergrund ist nicht zuletzt die Sorge um die Erreichbarkeit der Innenstadt und damit auch den Kundenstrom. Daniel Hölzle, der für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt und erster Vorsitzender des Treffpunkts ist, erläutert, dass das Parkhaus ähnlich wie das im Businesspark flexibel in der Nutzung sein soll.
Später Wohnungen – oder noch mehr Parkplätze
So könnten zum Beispiel später Wohnungen daraus gemacht werden. Es zu klein zu dimensionieren, ohne Puffer, wäre ein Fehler.
Ein Fehler, den er in der Vorlage „Bebauungsplan Döbele„ für den Technischen und Umweltausschuss kommende Woche nachlesen kann. Dort geht es auch um das Parkhaus am Wohnquartier. Die von der Verwaltung favorisierte Option sind 630 Stellplätze inklusive Car-Sharing und Fahrradverleih, für Hölzle viel zu wenig. „Dem kann ich so nicht zustimmen“, sagt er. Er wünscht sich das neue Döbele-Wohnquartier mit mehr Stellplätzen.
Und zur Verkehrswende ein Café
Jürgen Ruff hingegen findet die Anzahl richtig. Hat aber auch Ideen und sieht sich zwischen Hölzle und der Fraktion der Freien Grünen Liste (FGL), die gar keine Besucherstellplätze am Döbele will. Ihm schwebt ein nutzungsflexibles Parkhaus vor, das genauso viele Parkplätze bietet wie heute existieren.
Auf dem man später, wenn die Verkehrswende da ist, ein Café einrichten könnte, Begrünung mit Blick in die Schweiz. Loft-Wohnungen könnten entstehen – und ein City-Logistik-Standort.
Er stellt sich das so vor: Kunden ohne Auto kaufen in der Innenstadt ein und bekommen ihre Waren später von dort in einer großen Box geliefert. „Dann hätte man auch noch einen Klimaeffekt, der bei der FGL-Lösung, gar kein Parkhaus, nicht möglich wäre, da der Verkehr nur verlagert wird und die CO2-Emissionen eher zu- als abnehmen.“
Fridays for Future: Politik soll sich was trauen
Die Petition von Hölzle und Co. unter www.konstanz-for-future.de hat bisher 174 Unterstützer gefunden. Die Internetadresse gefällt einer Gruppe gar nicht: Fridays for Future (FFF). „For Future ist ein Begriff für den Erhalt der Zukunft und des Planeten geworden, und diesen Punkt können wir bei der Initiative nicht erkennen“, sagt Japhet Breiholz von FFF.
Die Stadt solle nicht mehr Parkplätze schaffen, sondern überlegen, welche Alternativen die Menschen dazu bewegen würden, weniger auf das Auto zurückzugreifen. Wie etwa die Einführung einer kostenlosen Busringlinie.
Die Stadt solle sich etwas trauen, schreibt er. Beispielsweise mit einer Halbierung des Buskartenpreises und einer Verdoppelung der Parkgebühren für einen Monat.