Eine Petition sorgt derzeit für Aufsehen. Sie fordert ein großes Parkhaus am Döbele, für 1400 Parker, so schnell wie möglich. Als Ansprechpartner ist Daniel Hölzle genannt. Er ist Apotheker in der Innenstadt und Vorsitzender des Vereins Treffpunkt, aber auch Stadtrat. Warum bringt er seine Anliegen nicht im Konstanzer Gemeinderat ein, wo doch ständig über Verkehr und Innenstadt diskutiert wird?
Händler wollen auch wenig Autoverkehr
Der SÜDKURIER hat ihn zum Gespräch getroffen. Es ist ein sonniger Tag, Hölzle trinkt einen Schluck Latte Macchiato und blickt die Fußgängerzone entlang. „Auch wir Händler wünschen uns eine Innenstadt mit wenig Autoverkehr“, sagt er. „Das wird häufig so interpretiert, als wollen wir hier überall Verkehr. Das stimmt nicht.“ Aber – und das ist der springende Punkt für ihn und die anderen Gastronomen, Hoteliers, Händler vom Verein Treffpunkt: „Es muss Alternativen zum Auto geben.“
Große Sorge: Kunden bleiben aus
Denn sonst, das ist die große Angst, kommen die Kunden nicht mehr. „Der Handel ist eine Konstanzer Lebensader, wir sorgen für 10.000 Arbeitsplätze, wir zahlen Millionen an Gewerbesteuern. Das finanziert auch Kultur, Soziales – und Projekte für das Klima.“ Er und die anderen Händler betonen das sehr oft in der letzten Zeit, die Sache mit den Arbeitsplätzen und den Einnahmen. Und es hat einen Grund: Sie fühlen sich überhört, von der Politik wenig wahrgenommen, teilweise als Antithese zu Klimakämpfern wie Fridays for Future dargestellt.
Hölzle erzählt, wie sie es versucht haben über den politischen Weg. Wie sie schon 2019 ihre Ideen zur Verkehrsplanung an die Fraktionen herangetragen haben. Die Resonanz enttäuschte ihn. Sie fühlten sich nicht gehört.
Dann sahen sie rot
Und dann sahen sie das aktuelle Parkraumkonzept – und rot. Was die Verkehrsplaner der Stadt Konstanz vorhaben, sieht vor, Parkplätze abzubauen. 28 Prozent linksrheinisch in den kommenden sechs Jahren. Ja, es soll Ersatz geben. „Aber wo? Im Businesspark etwa – das ist alles andere als innenstadtnah“, nennt Hölzle ein Beispiel.
Deswegen jetzt die Petition. Sie richtet sich an den Konstanzer Gemeinderat und den Oberbürgermeister. Auf der Webseite www.konstanz-for-future.de ist sie einsehbar. „Das Parkhaus würde den Verkehr an den Toren der Stadt abfangen“, erklärt Hölzle.
Plätze ohne Ersatz abzuschaffen sorge, so Hölzle, für mehr Verkehr
Fragt man den Stadtrat und Apotheker, ob er sich denn nicht wünsche, dass es weniger Emissionen durch Autoverkehr gibt, sagt er: „Die Plätze abzuschaffen ohne Ersatz sorgt für mehr Parksuchverkehr und mehr Emissionen.“ Aber das könnte doch dafür sorgen, dass die Menschen auf klimafreundlichere Verkehrsmittel umsteigen, lieber ÖPNV nutzen statt Pkw?
„Nein, sie werden dann einfach in eine andere Stadt fahren. Weil es noch nicht ausreichend gute klimafreundlichen Alternativen gibt, um Konstanz zu erreichen.“ Es gebe es zwar für die Einkaufstouristen aus der Schweiz Ideen wie die Agglo-S-Bahn. Die stecke aber noch in den Kinderschuhen.
„Sobald die Verkehrswende vorangetrieben ist, könnte das Parkhaus zurückgebaut werden“, erklärt er. Von den 1400 Plätzen sollen 1000 für Kurzparker und 400 für Anwohner bereitstehen – mit offener weiterer Entwicklung. Bisher haben die Petition über 100 Personen unterschrieben.
FDP und CDU finden Petition gut
Wie kommt die Aktion bei den anderen Stadträten an? FDP-Stadtrat Heinrich Everke schreibt: „Auch wir sind für ein möglichst großes Parkhaus am Döbele. Das wollen wir schon seit Jahren und haben es auch immer wieder gefordert.“
Und die CDU: „Ein Parkhaus am Döbele, um den Verkehr vor der Innenstadt abzufangen, ist eine alte Forderung der Konstanzer CDU und gemeinsam mit dem Brückenkopf Nord die Basis aller Planungen zur aktuell diskutierten Verkehrswende.“
Grüne Liste und Linke sind nicht begeistert
Die Grüne Liste hingegen ist wenig begeistert. „Konstanz hat den Klimanotstand ausgerufen und muss handeln. Wie in anderen Städten, so muss auch in Konstanz der Verkehr vor der Innenstadt abgefangen werden und nicht am Rande der Altstadt. Hierfür wird am Brückenkopf Nord in Zukunft ein großes Parkangebot zur Verfügung stehen“, schreibt Anne Mühlhäußer.
Simon Pschorr von der Linken Liste findet „das Anliegen des Konstanzer Einzelhandels massiv klimaschädlich“. Unterdessen fürchtet Jürgen Ruff von der SPD, dass die Petition die Fronten verhärtet. „Es geht eigentlich nicht, als Stadtrat eine Petition an das Gremium zu stellen, dem man selbst angehört.“