Der Corsa ruckelt und rutscht – der Stockackerweg ist vereist. Komplett vereist. Bis auf zwei Streifen in der Breite einer Reifenspur. Darin soll ich also fahren – ähnlich Loipen für Skilangläufer.
Und das Navi kreischt: „Bitte Wenden“
Beim Versuch, den Corsa in die Loipen einzuordnen rutscht er nach rechts, dann nach links, haarscharf an einem Mercedes vorbei. Mit blecherner Stimme weist das Navi an: „Bitte wenden, bitte wenden“.
Zwei Wochen nach dem heftigen Schneefall ist die Straße mehr Eisbahn als Asphalt.
Die Stadt hat für die Eisplatten wie im Stockackerweg kein Equipment. Schürfleisten, Salz – den Platten ist partout nicht beizukommen.
Hätten die Anwohner doch gewartet!
Und ohnehin – das erfahre ich vom Winterdienst in einer Sitzung des Technischen Ausschusses – sind die Anwohner selbst mit Schuld an den Platten. Genau, richtig gelesen. Weil die mit ihren Autos über den Schnee gefahren sind und ihn so gepresst haben. Statt beispielsweise mit dem Hubschrauber drüber zu fliegen.
Na hätten die Leute doch gefälligst gewartet! Arbeit – egal. Arzttermin, Supermarkt, Klopapierkauf – egal. Hätten ja den Bus nehmen können oder den Seehas. Nur: Die standen halt schneebedingt größtenteils rum statt zu fahren.
Nix da!
Beim nächsten Mal wird es aber bestimmt besser, oder? Nix da! Anschaffen will die Stadt das nötige Equipment nicht. Zu teuer für ein nur alle 15 Jahre vorkommendes „Extremwetterereignis“ (Zitat Winterdienst).
Übrigens habe ich die Fahrt mit dem Corsa im Stockackerweg ganz gut überstanden. Bis auf eine Sache: Als ich am Mittwoch von Scharrgeräuschen der Schneeschipper aufgeschreckt zum Fenster eilte und die vom Himmel hinabtanzen Schneeflocken sah, sagte ich nicht wie sonst: „Oh wie schön, Schnee!“
Stattdessen hörte ich mich sagen: „Oh nein, es schneit schon wieder“.