Inmitten des Trubels der 25 Flohmarkt-Stände im Innenhof des Neuwerks entdecken die Besucherinnen und Besucher allerlei Schätze und Kuriositäten. Vor allem aber finden sie gute Laune und eine ausgezeichnete Stimmung. Insbesondere bei jungen Menschen erfreut sich der „Vlohmarkt“ (wobei das „V“ für Vintage steht) der Kantine Konstanz großer Beliebtheit. Wer diesen Ort ansonsten als Club im Nachtleben kennt, entdeckt hier am Samstagmittag eine andere Seite.

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Was Verkäufer und Käufer vereint, sind meist der Gedanke der Nachhaltigkeit und finanzielle Aspekte. Nadine Supper und Melanie Altmeyer haben im Vorfeld ihre Kleiderschränke aussortiert. „Ich habe zwei Dirndl dabei und hoffe, dass ich zumindest eines verkaufen kann“, erzählt die 25-jährige Supper. Altmeyer bietet einige Sommerkleider und Hosen an, die zwar noch gut erhalten sind, ihr aber zu klein geworden seien. „Auf Flohmärkten kommt man immer mit Leuten in Kontakt und bekommt das Geld direkt in die Hand“, sagen die Freundinnen und seien schon zum zweiten Mal dabei. Ob sie auch selbst etwas kaufen wollen? „Das schließen wir mal nicht aus“, lachen sie.

Nadine Supper (links) und Melanie Altmeyer haben ihre Kleiderschränke ausgemistet und hoffen, möglichst viele Teile verkaufen zu können.
Nadine Supper (links) und Melanie Altmeyer haben ihre Kleiderschränke ausgemistet und hoffen, möglichst viele Teile verkaufen zu können. | Bild: Carolin König

Am Stand von Kassandra Mack und ihrer Mutter Renate läuft es gut. Sie haben eine große Auswahl, von Schmuck über Spiele bis hin zu Taschen und Kleidung. Glücklicher Käufer einer Armbanduhr ist der 18-jährige Lionel Allaglo, der eigentlich eher nach einer Hose Ausschau hielt. „Ich muss aufs Geld schauen, da ist der Flohmarkt perfekt“, sagt er und ergänzt: „Aber die Uhr hat mir so gut gefallen“. Bei Renate Mack handelt er den Preis noch etwas herunter. „Es macht doch Spaß, gemeinsam die Dinge anzuschauen und über ein paar Euros zu verhandeln“, sagt Mack. Genau das mache für sie den Reiz eines Flohmarkts aus.

Für Pia Raß bietet der Flohmarkt in der Kantine die ideale Gelegenheit, ihre auffällige türkisene Wanduhr zu verkaufen. „Sie ist schon von meinem Kinderzimmer mit ins Studentenzimmer gezogen, aber es wurde Zeit für etwas Neues und ich musste endlich mal ausmisten“, sagt sie. Nun hoffe sie, dass sie heute einen neuen Besitzer für ihr Erinnerungsstück findet. Der Preis sei für sie gar nicht so entscheidend.

Die türkisene Wanduhr möchte Pia Raß auf keinen Fall mehr mit nach Hause nehmen und hofft heute auf einen Käufer.
Die türkisene Wanduhr möchte Pia Raß auf keinen Fall mehr mit nach Hause nehmen und hofft heute auf einen Käufer. | Bild: Carolin König

Mehr als ein normaler Flohmarkt

Es geht jedoch nicht nur ums Schnäppchenjagen. Johanna Held beobachtet mit Tim Brandes und Christoph Hinze das Gewusel. „Für uns ist das einfach ein Muss, hierherzukommen“, sagt die 23-Jährige. Vielleicht kaufe sie noch spontan etwas, ansonsten bliebe es bei einem Getränk und einem Stück Quiche von der Bar.

Das Team der Kantine Konstanz um Fanny Zimmermann bewirtet die hungrigen und durstigen Flohmarkt-Gänger. Sie organisiert den „Vlohmarkt“ seit zwölf Jahren, damals noch als Studentin. „Die Nachfrage ist inzwischen enorm“, sagt sie. Gerade bei jungen Leuten habe sie das Gefühl, dass sich das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum deutlich gestärkt habe. Das Angebot der Kantine habe sich somit neben dem Club auch mit dem Mittagstisch unter der Woche und dem monatlichen Flohmarkt fest etabliert.

Fanny Zimmermann organisiert seit 12 Jahren den Vlohmarkt in der Kantine Konstanz.
Fanny Zimmermann organisiert seit 12 Jahren den Vlohmarkt in der Kantine Konstanz. | Bild: Carolin König
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Angela Hertz und Nikolas Vonderach haben einige Schnäppchen in der Tasche, darunter zwei Schallplatten. Ihnen gefällt die Vielfalt auf Flohmärkten, die es sonst kaum gäbe. „Außerdem sind die Leute angenehm, die Preise fair und wir lassen uns immer überraschen, was wir finden“, fügt Vonderach hinzu. Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist ihnen wichtig. „Wir kaufen gerne gebrauchte Teile“, so Hertz. So ging es vielleicht auch der Käuferin des Dirndls am Stand von Nadine Supper. „Ich habe es verkauft“, sagt Supper stolz, die damit ihr Tagesziel erreicht hat. Es hat sich also gelohnt, für die Verkäuferin – und für die Käuferin sicher auch.