Die Idee zu diesem Text könnte Herbert Grönemeyer durchaus in Konstanz gekommen sein. „Ich drehe schon seit Stunden, hier so meine Runden. Ich finde keinen Parkplatz. Ich komm‘ zu spät zu dir, mein Schatz“, singt er in einem seiner bekanntesten Lieder (“Mambo“). Eine Situation, die Bewohner und Besucher auch in Petershausen-West zur Genüge kennen.

Die persönliche Erfahrung vieler Autofahrer wird von einer Untersuchung im Auftrag der Stadtverwaltung belegt. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Stellflächen dort durchschnittlich zu 87 Prozent belegt sind.

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Viele Anwohner müssen nach der Arbeit oder dem Einkaufen den Grönemeyer machen, ehe sie endlich einen Platz in annehmbarer Entfernung zur eigenen Wohnung finden. Doch nun soll wie schon Anfang des Jahres angekündigt bald Entlastung kommen. Was allerdings auch eine Kehrseite hat: Es geht den Fahrzeugbesitzern an den Geldbeutel.

Geplant sind in Petershausen-West nicht etwa neue öffentliche Stellflächen, sondern die teilweise Umwidmung der bestehenden. Heißt: Nicht mehr jeder – und schon gar nicht jeder Auswärtige – darf künftig jederzeit überall sein Auto abstellen.

Wer zahlt, parkt vielleicht

Die Stadt hat laut Sprecher Benedikt Brüne ein Parkraumkonzept für das Gebiet zwischen der Wollmatinger Straße im Norden, der Schneckenburgstraße im Westen, dem Seerhein im Süden sowie der Luisen-, der Mainau- und der Glärnischstraße im Osten erstellt.

„Dort befinden sich im öffentlichen Straßenraum knapp 2000 Parkplätze“, sagt Brüne. Während im nördlichen Teil davon nichts geht, könnte die Stadtverwaltung im Süden Regelungen treffen, um das Leben für motorisierte Petershauser ein bisschen leichter (und teurer) zu machen.

Bild 1: Anwohnerparken in Petershausen soll kommen - Was kostet das?
Bild: Mapcreator | Grafik: Hoffmann, Florian | Quelle: Stadt Konstanz

Laut dem Bewirtschaftungskonzept (siehe Grafik) soll unter anderem in der Alemannen-, der Hindenburg-, der Markgrafen-, der Petershauser-, der Zumstein-, der See- und der Glärnischstraße ein reines Bewohnerparken gelten. In den Straßen zwischen der Reichenaustraße und dem Seerhein sowie in der Straße Alter Wall, der Hegau-, Eisenbahn- und westlich der Theodor-Heuss-Straße können die Stellplätze tagsüber von Bewohnern und Besuchern genutzt werden. Nachts müssen Auswärtige allerdings auch dort ihre fahrbaren Untersätze entfernen.

Anwohnerparken – das heißt kostenpflichtige Berechtigungskarte. Bisher war es für Autofahrer in Petershausen-West bis auf einige Abschnitte mit Parkautomat gratis, ihr Fahrzeug im öffentlichen Raum abzustellen. Das dürfte neben der starken Nachverdichtung des Stadtteils die Situation für Anwohner verschärft haben, denn so entstand ein Verdrängungseffekt.

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Parkeinwanderer aus dem Paradies

Wer etwa im Paradies keinen Parkplatz findet, weicht eben auf die andere Seite des Seerheins aus – das kann man ja notfalls noch erlaufen oder mit dem Roller fahren. Nach Angaben des Planungsbüros Richter-Richard, das die Untersuchung im Auftrag der Stadt durchgeführt und Anwohner sowie Gewerbetreibende im November/Dezember 2020 befragt hat, verzichten 77 Prozent der Petershauser Haushalte wegen der Parkplatznot zu bestimmten Zeiten lieber auf die Nutzung ihres Autos.

Die Pläne für die Bewirtschaftung der Parkplätze in Petershausen-West und im einbezogenen Südwesten von Petershausen-Ost sind bis Ende dieses Monats auf der Internetseite der Stadt Konstanz einsehbar. „Wir wollen allen, die von den Neuregelungen betroffen sind, die Möglichkeit geben, Stellung zu nehmen – bevor wir das Konzept beschließen und in die Umsetzung gehen“, sagt Sebastian Nadj vom Amt für Stadtplanung und Umwelt.

Sebastian Nadj ist der Ansprechpartner für Bürger bei diesem Thema.
Sebastian Nadj ist der Ansprechpartner für Bürger bei diesem Thema. | Bild: Stadt Konstanz

Die Anregungen würden ausgewertet und die Pläne gegebenenfalls angepasst, versichert er. Danach geht das Thema über den Technischen Ausschuss zur Beschlussfassung in den gesamten Gemeinderat.

Für einen Bewohnerparkausweis müssen Autofahrer jährlich 150 Euro aufbringen. Der Gemeinderat hatte diesen höheren Betrag erst Mitte 2022 beschlossen. Für nur drei Monate zahlt man 45 Euro. Bei Vorlage eines auf die gebührenpflichtige Person ausgestellten Konstanzer Sozial- und Pflegefamilienpasses ermäßigt sich die Gebühr um die Hälfte. Wer eine Parkerleichterung für schwerbehinderte Menschen vorweisen kann, zahlt gar nichts. Eine Garantie, tatsächlich auch einen Platz zu bekommen, ist mit dem Parkausweis allerdings nicht verbunden.

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Weitere Gebiete vorerst nicht geplant

Für weitere Stadtteile plant die Stadt derzeit offenbar kein Anwohnerparken. „Die Einführung ist an detaillierte Voraussetzungen geknüpft. Die Erfahrung zeigt, dass diese nur in einigen Bereichen der Stadt erfüllt werden können und der Nachweis aufwendig ist“, hatte Brüne bereits im Januar auf Anfrage erklärt. Die Verwaltung prüfe, „mit welchen Instrumenten der Parkraumbewirtschaftung sich ebenfalls eine ausgewogene Berücksichtigung der Interessen von Bewohnern und Besuchern erreichen lässt“.

Das soll bedeuten: Das Anwohnerparken könnte zwar auch in weiteren Stadtteilen folgen – muss es jedoch nicht. Aber selbst wenn es so kommen würde, dann würde es bis dahin noch sehr lange dauern. Viel länger als das durchschnittliche Runden-Drehen in Petershausen-West.