„Das ist ja toll, eine riesige neue Grünfläche in der Stadt“: So dürften manche Konstanzerinnen und Konstanzer reagiert haben, als sie neulich das Amtsblatt in die Hand nahmen. In der von der Stadtverwaltung herausgegebenen Veröffentlichung ist unter dem Titel „Bücklepark Süd“ ein Lageplan zu sehen, der mehrheitlich grün eingefärbt ist. Dazwischen graue Wege und stilisierte Bäume. Und im rechten Teil Gebäude, ebenfalls in Grau dargestellt. Nicht nur Christian Millauer, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Petershausen, fand diese Darstellung irritierend.

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Wird nun also die Fläche, auf der früher die Mitarbeiter von Siemens und den Vorgängerfirmen parkten, zu einer grünen Oase im bereits hoch verdichteten Umfeld von Fürstenberg und Petershausen? Besteht der „Bücklepark Süd“ tatsächlich vor allem aus bepflanztem Freiraum? Gibt es womöglich einen Strategiewechsel weg von der Nachverdichtung innerhalb der Stadt? So weit dachte Millauer nicht, denn er kennt das Projekt aus anderen Zusammenhängen „und aus anderen Darstellungen, die viel klarer zeigen, was hier eigentlich geplant ist.“

Was ist Gebäude und was Natur?

Denn: Der „Bücklepark Süd“ ist nicht das, was sich die meisten Menschen wohl unter einem „Park“ vorstellen, da ist die Stadtverwaltung auf eine entsprechende Anfrage des SÜDKURIER sehr klar. Und wenn man genau auf den Plan im Amtsblatt vom 25. Februar schaut, kann man auch kleine Rechtecke mit unleserlich kleiner Beschriftung erkennen, dazu haarfeine rote Linien. Dann wird auch klar: Viele der grünen Flächen bezeichnen eigentlich Häuser.

Alles grün im Bücklepark? So sieht es auf einer Grafik der Stadt Konstanz aus. Ein ordentlicher Teil der Fläche sind allerdings Gebäude. ...
Alles grün im Bücklepark? So sieht es auf einer Grafik der Stadt Konstanz aus. Ein ordentlicher Teil der Fläche sind allerdings Gebäude. Deren Dächer sind begrünt und mit Photovoltaik-Anlagen bestückt, wie in der unteren Version der Grafik stilisiert dargestellt. | Bild: Stadt Konstanz / eigene Bearbeitung / SK-Grafik Maxi Stach

500 neue Wohnungen, zusätzlich aber auch Studenten-Appartements, Büros, Praxen und kleinere Geschäfte entstehen auf etwa zwei Dritteln des 70.000 Quadratmeter großen Areals zwischen Bahnlinie, Bücklestraße und Oberlohnstraße, das lange Zeit der Standort von Siemens war. Bis zu zehn Geschosse (inklusive Erdgeschoss) werden die neuen Mehrfamilienhäuser laut Plan hoch, in drei Gruppen sind sie um jeweils einen begrünten Innenhof gruppiert. Außerdem ist ein Bereich in der Nähe der Elberfeldbrücke geplant, der tatsächlich Park-Charakter entwickeln kann.

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Das alles wissend, fand Christian Millauer den im Amtsblatt veröffentlichten Plan „stark verwirrend“. Denn die Bürgergemeinschaft Petershausen war ja im Preisgericht des Architekturwettbewerbs gewesen. Und sie hatte, so der Vorsitzende, erfolgreich dafür gekämpft, dass in dem, was als „Park“ verkauft wird, zumindest so viel Grün wie möglich ist. „Eher in die Höhe als in die Breite“, sei eine Maxime gewesen. Und Millauer lobt, dass das Investoren-Unternehmen i+R eine sehr gute Bürgerbeteiligung mit viel Transparenz angeboten habe.

Christian Millauer, Vorsitzender der der Bürgergemeinschaft Petershausen, sagt über den so genannten Bücklepark: „In dem Projekt ...
Christian Millauer, Vorsitzender der der Bürgergemeinschaft Petershausen, sagt über den so genannten Bücklepark: „In dem Projekt gab es bisher viel Transparenz.“ | Bild: Rau, Jörg-Peter

Darum werden Gebäude grün dargestellt

Und warum macht der amtlich veröffentlichte Plan nicht deutlich, dass es sich hier vor allem um eine bedeutsame Nachverdichtung handelt? Die Neubauten seien anders als die grau gezeichneten Bestandsgebäude in Grün dargestellt, „weil es sich um begrünte Dachflächen handelt, sie grau oder andersfarbig darzustellen wäre falsch. Richtigerweise muss allerdings ergänzt werden, dass die Dachflächen auch zur Stromerzeugung genutzt werden. Daher handelt es sich um eine Kombination aus Photovoltaik und extensiver Dachbegrünung“, erklärt dazu die Stadtverwaltung.

Der Name „Bücklepark“ für das neue Quartier sei ein „Bürgervorschlag aus einem Namenswettbewerb“ erklärt die Stadtverwaltung weiter. Und sie antwortet auf die SÜDKURIER-Frage, ob mit dem Abdruck des Plans im Amtsblatt beabsichtigt sei, den Eindruck eines Parks zu erwecken: „Ja, das Konzept mit 20.000 m² öffentlicher Grünfläche zzgl. den begrünten Innenhöfen der Wohncluster spricht für sich. Der grüne Charakter des Gebietes würde wahrscheinlich sogar deutlicher heraustreten, wenn sich die Gebäude (z. B. durch eine andere Dachfarbe) deutlicher von den ebenerdigen Grünflächen absetzen würden, in die sie eingebettet sind.“

Ist die Grafik manipulativ?

Dass die Grafik im Amtsblatt, wie auch Millauer sagt, „einen falschen Eindruck erwecken kann“, vermag man im Konstanzer Rathaus nicht ganz nachzuvollziehen. Denn immerhin entstünden auf einem Drittel der bisher kaum genutzten oder versperrten Fläche des Areals öffentliche Grünbereiche. Das mache auch der Artikel im Amtsblatt deutlich, in dem die Zahl von etwa 680 Wohnungen, davon rund 500 im Neubau, genannt ist. Schon deshalb verbiete sich die Kritik, der abgedruckte Plan sei manipulativ.

Wüst, öd und leer: Seit vielen Jahren wird dieses riesige Gelände in guter Konstanzer Stadtlage kaum genutzt. Aber 2026 könnten dort bis ...
Wüst, öd und leer: Seit vielen Jahren wird dieses riesige Gelände in guter Konstanzer Stadtlage kaum genutzt. Aber 2026 könnten dort bis zu 30 Meter hohe Wohngebäude stehen. | Bild: Hanser, Oliver

Wie viel Park ist also wirklich im „Bücklepark Süd“? Alle Interessierten können sich davon ein eigenes Bild machen. Noch bis 28. April läuft die gesetzlich vorgeschriebene, öffentliche Beteiligung. In diesem Rahmen können sich alle, die es genau wissen wollen, im Internet umfassende Dokumente herunterladen. Auch dort ist der im Amtsblatt verwendete Plan zu sehen. Im „zeichnerischen Teil“ gibt es aber auch eine Darstellung, die die künftigen Gebäude deutlicher von der Umgebung abhebt.