Diesmal hat Felicia Meyer Glück. Fast direkt vor ihrer Haustüre in der Brauneggerstraße im Paradies hat die Studentin einen Parkplatz ergattert. „Manchmal muss ich bis zu 20 Minuten rumfahren, bis ich einen Parkplatz finde“, sagt sie und wirft die Türe ihres Autos zu.

Auch Jutta Roman ist leidgeprüft. Sie hat auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Parkplatz gefunden. „Um 11 Uhr geht das noch recht problemlos“, sagt sie. Gegen 17 oder 18 Uhr, wenn die meisten Menschen Feierabend haben, werde es dann schwierig. „Zur Weihnachtszeit suche ich auch schon mal 45 Minuten lang einen Parkplatz“, erzählt Roman, die am Stephansplatz wohnt.

Knapp 5200 öffentliche Parkplätze

Dass die beiden Anwohnerinnen manchmal so lange suchen müssen, bis sie einen Stellplatz gefunden haben, ist wirklich kein Wunder. 2022 hat die Stadt Konstanz 5204 Anwohnerparkausweise für ganz Konstanz ausgestellt. Das erklärt Benedikt Brüne, Pressesprecher der Stadt Konstanz. Aktuell gibt es noch 4764 gültige Anwohnerparkausweise. „Aufgrund von Wegzügen aus dem Parkgebiet heraus hat sich die Zahl reduziert“, erklärt Brüne den Schwund.

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Sich einen Anwohnerparkausweis zu organisieren, war bisher auch lohnenswert. Bis 2022 kostet ein Anwohnerparkausweis knapp 30 Euro. Seit Jahresbeginn müssen die Konstanzer tiefer in die Tasche greifen. Jetzt kostet so ein Ausweis 150 Euro. Meyer ist überrascht. „So viel? Da komme ich ja noch glimpflich davon“, sagt sie, denn die Studentin zieht bald aus Konstanz weg. Würde sie doch noch länger im Paradies wohnen bleiben, könne sie sich das nicht mehr leisten, sagt sie.

Jutta Roman steht dieser stattlichen Erhöhung der Gebühren gelassen gegenüber. „Ich finde das okay. Auf zwölf Monate gerechnet, ist das wirklich in Ordnung“, findet sie. „Wenn ich mir eine Tiefgarage mieten würde, würde ich mehr zahlen.“ Sie wird also weiterhin im Paradies einen Stellplatz suchen.

Die linksrheinischen Gebiete in Konstanz sind in verschiedene Parkzonen eingeteilt.
Die linksrheinischen Gebiete in Konstanz sind in verschiedene Parkzonen eingeteilt. | Bild: Jörg-Peter Rau | SK-Archiv

Die meisten Parkausweise werden für die linksrheinischen Stadtgebiete (Paradies, Altstadt, Niederburg und Stadelhofen) ausgestellt – einzig für den Bereich Spanierstraße und Benediktinerplatz (Petershausen West) gibt es rechtsrheinisch Anwohnerparkausweise. Doch in diesem Gebiet gibt es kaum Anwohner.

Dieser Bereich von Konstanz ist eher geprägt durch Behörden (Landratsamt, Polizei und Wobak), das Ibis-Hotel, das Archäologische Landesmuseum sowie das Stadtarchiv und die Musikschule. Dort gibt es weniger vom feierabendlichen Suchverkehr nach einem Anwohnerparkplatz.

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Falschparker müssen 25 Euro zahlen

Ganz im Gegensatz zu den linksrheinischen Gebieten. Oft müssen autofahrende Anwohner etliche Runden mit ihrem Wagen drehen. Das Problem: Dort gibt es nur 2720 öffentliche Parkplätze – also nur für knapp jeden zweiten Autobesitzer steht ein Stellplatz zur Verfügung. Die restlichen Anwohner weichen dann in Bereiche ohne Parkzonen (zum Beispiel an der Schänzlehalle oder Petershausen West) aus oder parken auf verbotenen Stellflächen.

Das ist risikoreich. Wer nicht mit seinem Auto innerhalb der Markierungen steht, muss damit rechnen, dass er einen Strafzettel in Höhe von 25 Euro kassiert. Aber auch Autofahrer, die keinen Parkausweis besitzen, erhalten einem Strafzettel. „Die Verwarnung hierfür beläuft sich auf 25 Euro“, schreibt Brüne.

Wer sein Auto nicht ordnungsgemäß abgestellt hat, riskiert einen Strafzettel. Dann müssen Autobesitzer 25 Euro bezahlen.
Wer sein Auto nicht ordnungsgemäß abgestellt hat, riskiert einen Strafzettel. Dann müssen Autobesitzer 25 Euro bezahlen. | Bild: Oliver Hanser | SK-Archiv

Bald werden wohl noch mehr Anwohner einen Strafzettel unter ihrer Windschutzscheibe kleben haben. Denn die Markierungen für Parkplätze werden neu gemacht. Der Startschuss dafür ist bereits in der Schützenstraße im Paradies gefallen. Das Parken auf der rechten Seite der Schützenstraße in Richtung Seerhein ist im südlichen Bereich neuerdings verboten. Hintergrund ist der derzeit laufende Umbau der Schützen- zu einer Fahrradstraße.

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500 Parkplätze im Paradies werden gestrichen

Durch Maßnahmen wie diese – es werden noch weitere folgen – fallen zunehmend Parkplätze im öffentlichen Raum weg. Laut Pressesprecher Brüne sei dies erforderlich. Der Wegfall sei eine „Verbesserung im Fuß- und Radverkehr“, die zur „Erhöhung der Aufenthaltsqualität sowie für eine bessere Durchgrünung des Straßenraums“ nötig seien. Außerdem könne man so das Mobilitätsverhalten der Konstanzer positiv beeinflussen – so die Theorie der Stadt.

Aber wie viele Parkplätze fallen nun durch die neuen Markierungen wirklich weg? Die Antwort der Stadt fällt auch nach zweimaliger Nachfrage durch den SÜDKURIER eher zögerlich aus. „Die Gesamtzahl der wegfallenden Parkplätze lässt sich noch nicht konkretisieren. Hier sind einige Faktoren noch zu prüfen und zu beurteilen wie zum Beispiel die Entwicklung des Fahrzeugbestands, das Mobilitätsverhalten der Anwohner oder die jeweilige konkrete Umgestaltung von Parkplätzen“, schreibt Brüne. Auch gebe es noch keinen konkreten Termin für die Arbeiten in den einzelnen Gebieten.

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Grobe Zahlen, wie viele Parkplätze diesem Plan zum Opfer fallen, gibt es allerdings schon. Wie der SÜDKURIER bereits im April 2021 berichtete, beschloss der Gemeinderat damals, die Anzahl der Anwohnerparkplätze innerhalb von zwei Jahren auf 2200 zu reduzieren. Damit gibt es vielleicht bald 500 Stellplätze weniger – allein im Paradies.

Weiter erschwerend für die Anwohner dieser Bezirke: Laut der geänderten Stellplatzsatzung der Stadt können künftig bei Immobilienneubauprojekten Autostellplätze zugunsten von Radstellplätzen gestrichen werden. Das bedeutet wohl für die autofahrenden Anwohner weiterhin keine paradiesischen Zustände.