Plötzlich sitzen einige Anwohner senkrecht im Bett oder auf dem Sofa: Vor ihrer Haustür ertönt ohrenbetäubender Lärm. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass offiziell die Nachtruhe begonnen hat. Es ist Montagabend, kurz nach 22 Uhr. Mehrere Arbeiter haben gerade eine Baustelle im Stadtteil Allmannsdorf eingerichtet. Mitten in der Nacht?
Ein Mann löst zunächst in der Staader Straße mit einem Presslufthammer einen Gullideckel, bis der sich aus dem Asphalt heben lässt. Der alte Ring wird entfernt, durch einen neuen ersetzt und die Stelle anschließend mit frischem Asphalt versehen und mittels Rüttelplatte festgepresst. Auch das ist sehr laut.
„Allein für den ersten Gullideckel brauchten die Arbeiter eine Stunde“, sagt Anwohner Dietmar vom Kothen, der sich die Baustelle näher ansah. „Das war ohrenbetäubender Lärm und um diese Uhrzeit für mich indiskutabel. Ich dachte erst, es sei ein Notfalleingriff, aber es handelte sich um eine geplante Baumaßnahme“, erfuhr er vor Ort.
Die Baustelle wandert den Berg hoch
Nachdem der erste Deckel ausgetauscht war, wanderte die Baustelle den Berg hoch in Richtung Mainaustraße. „Der Lärm ging immer weiter“, sagt Dietmar vom Kothen. Als er am Dienstagmorgen zur Arbeit fuhr, zählte er fünf bearbeitete Stellen auf der Straße.

Zuständig für diese Maßnahme sind die Konstanzer Entsorgungsbetriebe (EBK). Sie sanieren oder tauschen derzeit nach eigenen Angaben rund 75 Schachtabdeckungen im gesamten Stadtgebiet. „So wird die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht und – ironischerweise – der Geräuschpegel für die Nachbarschaft gesenkt“, schreiben die EBK.
Denn ein intakter Schachtdeckel verursache keine Geräusche. Doch defekte Abdeckungen könnten aus der Fassung rutschen, in den Kanal fallen und verursachen ein Klappern, wenn sie von Autos überfahren werden.
Und warum mitten in der Nacht?
Dass diese Arbeiten ausgerechnet nachts passieren müssen, erklären die EBK so: „In viel befahrenen Straßen, auf Busstrecken oder in der Sommersaison auch auf touristischen Wegen werden die Sanierungsarbeiten vom Verkehrsamt als Nachtarbeiten angeordnet, um den tagsüber fließenden Verkehr nicht zu sehr zu beeinträchtigen.“
In der Regel seien die Arbeiten an jedem Deckel nach 60 bis 90 Minuten beendet. „Anschließend zieht der Trupp weiter zum nächsten Schacht. Die Beeinträchtigungen sind also stets gering und von kurzer Dauer“, so die Entsorgungsbetriebe.

Bald sind alle Deckel getauscht
Das können die Anwohner der Staader Straße zumindest nicht bestätigen: Noch lange hallte der Lärm weithin hörbar durch die Luft. „Hier mussten gleich fünf Schachtdeckel in derselben Straße bearbeitet werden“, erklärt Nele Steurer von der EBK-Pressestelle. „Das heißt, in Staad war das Lärmaufkommen in der Nacht auf Dienstag ungewöhnlich lang und hoch.“
Die restlichen Arbeiten sollen für die Anwohner erträglicher sein: Von den 75 Schächten müssen nur noch neun saniert oder getauscht werden, verteilt auf sechs Straßen. Da die Trupps gut vorankommen, sei die Maßnahme voraussichtlich am Freitag, 4. August, abgeschlossen – eine Woche früher als geplant.