Radstadt Konstanz? Dafür muss noch einiges getan werden. An diesen Stellen in Konstanz drohen Unfälle mit Fahrradfahrern
Stellenweise ist die Verkehrslenkung und -führung für Radfahrer und Fußgänger in der Konzilstadt ist mangelhaft, zum Teil sogar schlicht und ergreifend falsch. Da sind sich Gemeinderäte unterschiedlicher Fraktionen einig. Ebenso herrscht Einigkeit, dass viele Gefahrenstellen mit ganz einfachen Mitteln entschärft werden könnten.
Chaos herrscht an der Sternenplatz-Unterführung Ecke Seestraße/Conrad-Gröber-Straße. Zwei Radspuren zwischen zwei Gehwegen die ins Nirgendwo auf die Straße führen. Fußgänger und Radfahrer sind verunsichert, welchen Weg sie nehmen müssen. Dazu ist nicht ersichtlich, wie die Vorfahrt im Straßenbereich geregelt ist.
| Bild: Scherrer, Aurelia
In der letzten Sitzung des Technischen und Umweltausschusses (TUA) wurde das Thema bereits so heiß diskutiert, dass letztlich Anne Mühlhäußer, Gabriele Weiner, Daniel Groß und sogar Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn äußerten, „dass wir selbst den Pinsel in die Hand nehmen, wenn nichts gemacht wird“.
Gemeinsam mit Fachleuten aus dem Bereich Radverkehr, darunter Werner Frank und Ralf Seuffert vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) – erarbeiteten die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte eine Liste mit den gefährlichsten Hotspots mitsamt Fotoaufnahmen, Schilderung des Problems und Lösungsvorschlägen.
Ecke Seestraße/Conrad-Gröber-Straße: Chaos herrscht an der Sternenplatz-Unterführung Ecke Seestraße/Conrad-Gröber-Straße. Zwei Radspuren zwischen zwei Gehwegen, die ins Nirgendwo auf die Straße führen. Fußgänger und Radfahrer sind verunsichert, welchen Weg sie nehmen müssen. Dazu ist nicht ersichtlich, wie die Vorfahrt im Straßenbereich geregelt ist.
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Rheinsteig: Neu gemacht und doch verwirrend. Die Geh- und Radwege im Rheinsteig sind gut ausgeschildert, führen aber vor dem Rheintorturm ins ungeregelte Nichts. Wie sich die Verkehrslenkung in den Webersteig darstellt, wird viel zu spät ersichtlich. Das Falschfahren ist deshalb vorprogrammiert.
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Das Kompendium sandten sie an den Radverkehrsbeauftragten der Stadt Konstanz. Die Resonanz war ernüchternd. „Bis vorletzte Woche hat er es sich nicht einmal angeschaut“, erzählt Gabriele Weiner. „Dann hieß es, das müsse erst mal untersucht und hierzu verschiedene Fachleute aus der Verwaltung befragt werden“, so Weiner.
Mit diesem Auf-die-lange-Bank-schieben geben sich die Bürgervertreter allerdings nicht zufrieden. Im Gegenteil: Sie wollen jetzt Druck machen. „Es gibt tausend fürchterlich gefährliche Stellen, die dringend verändert werden müssen“, stellt Anne Mühlhäußer fest und kündigt an: „Das Thema bringen wir in die nächste Sitzung des TUA.“
Gemeinsam mit dem SÜDKURIER beleuchteten jetzt Anne Mühlhäuser, Gabriele Weiner, Ralf Seuffert und Werner Frank nochmals ein paar der Gefahrenstellen und stellten mögliche Unfallszenarien nach. Dass die Zahl an Fahrradunfällen wieder steigt, belegt die jüngst veröffentlichte Bilanz der Verkehrsanalytiker des Führungs- und Einsatzstabes des Polizeipräsidiums Konstanz.
Der Kreisverkehr, der gar keiner ist: Die Stelle auf linksrheinischer Seite an der Radbrücke ist wohl einer der größten Verkehrsirrtümer in Konstanz. Augenscheinlich handelt es sich hier um eine Kreisverkehrslösung. Bei genauer Betrachtung aber haben Radfahrer, die von der Schottenstraße und der Radbrücke kommen, Vorfahrt, und die Verkehrsteilnehmer auf dem Webersteig müssen warten. Gabriele Weiner überlegt, wie sie sich in diesem vermeintlichen Kreisverkehr verhalten soll, wenn sie bereits in die Rundung eingefahren ist: Halten oder vorsichtig weiterfahren?
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Übergang Konzilstraße am Fischmarkt/Konzil: Fußgänger und Radfahrer drängen sich kreuz und quer. Es stellt sich die große Frage, warum der Radweg an dieser Stelle überhaupt fortgeführt wird. Im Stadtgarten und in der Hafenstraße gelte ohnehin das Radfahrverbot, wie Ralf Seuffert erläutert.
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Im Landkreis Konstanz sei es im ersten Halbjahr 2020 zu 384 Fahrradunfällen gekommen, was einem Zuwachs von 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspreche. Die Zahl der Leichtverletzten stieg der Statistik zufolge um 22,6 Prozent auf 298 Personen, die Zahl der Schwerverletzten auf 81, was ein Plus von 24,6 Prozent ergibt. Zwei Fahrradfahrer seien gestorben.
„Die Anstiege sind weit überwiegend auf Unfälle mit Elektrofahrrädern zurückzuführen“, wird Polizeipräsident Gerold Sigg in der Pressemitteilung zitiert. So sei der Anteil der Pedelec-Unfälle von 19 auf 24 Prozent gestiegen. Um so wichtiger ist es wegen des höheren Gewichts und des potenziell höheren Tempos dieser Räder, dass die Gefahrenstellen in Konstanz beseitigt werden.
Ampel in der Konzilstraßeauf Höhe des Inselhotels: Lediglich auf Rücksichtnahme zu hoffen, sei der falsche Ansatz, finden die vier Protagonisten, wenn sie den Bereich an der Ampel in der Konzilstraße auf Höhe des Inselhotels unter die Lupe nehmen. An der Ampel wartende Fußgänger haben kaum Platz; vor ihnen eine Radspur im Gegenverkehr an der ohnehin engen Stelle. Worauf Ralf Seuffert zusätzlich hinweist: „An der roten Ampel müssen die Radfahrer nicht einmal halten.“
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Ecke Seestraße/Glärnischstraße: Anne Mühlhäußer, Gabriele Weiner, Ralf Seuffert und Werner Frank erachten die Situation als brandgefährlich. Für den SÜDKURIER inszenieren sie einen Unfall, von dem sie hoffen, dass er nie geschehen wird. Mangels deutlicher Beschilderung fahren die Radfahrer vom Yachthafen kommend direkt in die bevorrechtigte Einmündung Glärnischstraße /Seestraße. Aufgrund einer hohen Hecke ist die Sicht in den Kreuzungsbereich nicht gegeben.
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