Sie sagt‘s nicht nur, sie tut es auch. Sabine Rein ist überzeugt, dass die Herausforderungen der Zeit und die sich daraus ergebenden Aufgaben der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) nicht im Alleingang zu meistern sind. Dass sie es ernst meint, lässt sich am Ablauf der aufgrund der Pandemie mit knapp zweijähriger Verspätung nachgeholten offiziellen Amtseinführung der neuen Präsidentin der Hochschule erkennen. Sie überließ die Bühne im Konzil weitgehend anderen, wobei Studenten mit einigen Präsentationen und pfiffig-unverkrampften Auftritten etwas vom vorherrschenden Geist an der Hochschule vermittelten.

Da macht Sabine Rein gerne mit: Für den SÜDKURIER setzt sich die neue Präsidentin der Konstanzer Hochschule für Technik, Wirtschaft und ...
Da macht Sabine Rein gerne mit: Für den SÜDKURIER setzt sich die neue Präsidentin der Konstanzer Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) in einen von Studenten entwickelten Elektro-Rennwagen. | Bild: Hanser, Oliver

Sebastian Geiger zum Beispiel. Die Wiederverwertung von Abbruchmaterialien – konkret: Beton – ist sein Metier, wobei er zumal bei den männlichen Besuchern des Festakts ganz nonchalant die kindliche Lust des Baggerns und Buddelns recycelt haben dürfte. Oder das Racing Team, das die Elektromobilität auf Touren bringt. Die Studenten tüfteln an einem Motorrad und entwickeln jedes Jahr den neuen Typus eines E-Rennwagens, wobei sie bei Wettbewerben in der Szene trotz Budget-Begrenzungen in der Weltspitze mithalten.

Beim Vortrag über Schläfrigkeit klingelt der Wecker

Dass Wissenschaft, zumal wenn sie wie im Fall der HTWG dezidiert die Anwendungsmöglichkeiten im Blick hat, Spaß macht, wurde auch beim Kurzvortrag von Ralf Seepold deutlich. Er bediente – absichtlich oder unabsichtlich – das Klischee vom zerstreuten Professor, der sich irgendwo zwischen den Feinheiten der Informatik und den diversen Aktivitäten während des Schlafs verlor und dabei die Zeit zu vergessen schien. Just als es so richtig spannend zu werden begann und der Wissenschaftler auf ein Forschungsprojekt zum Thema „Schläfrigkeit am Steuer in Ägypten“ zu sprechen kam, klingelte der Wecker und der Mann musste zum Ende kommen.

Die Bedeutung der HTWG und Wertschätzung für deren neue Präsidentin zeigt sich unter anderem am guten Besuch bei der Amtseinführung. Sie ...
Die Bedeutung der HTWG und Wertschätzung für deren neue Präsidentin zeigt sich unter anderem am guten Besuch bei der Amtseinführung. Sie fand Pandemie-bedingt mit knapp zweijähriger Verspätung im Konstanzer Konzil statt. | Bild: Hanser, Oliver

Die Freude an der Wissenschaft steht letztlich für Emotion, und dass es ohne sie nicht geht, ging aus der Fragerunde der Moderatorin des Abends, Anna Hertz, an die drei HTWG- Vizepräsidenten und den Kanzler der Hochschule hervor. Die für den Bereich Weiterbildung und Internationalität zuständige Katrin Klodt-Bußmann befreite dabei die Lehre und Forschung aus ihrem Elfenbeinturm, indem sie die Wissenschaft in einen politischen Kontext einbettete. Das Credo ihrer engagiert vorgetragenen Haltung: Ohne Austausch, ohne die Pluralität von Sichtweisen geht‘s nicht, weshalb für sie Demokratie bei gleichzeitiger Rechtsstaatlichkeit zur Basis wissenschaftlicher Arbeit zählen. Dies den Studenten zu vermitteln, gehöre zu den Aufgaben der Hochschule.

Diese Offenheit – sie kann freilich auch als Bedrohung angesehen werden. Sie geht einher mit dem Verlassen von Komfort-Zonen, wofür die Wissenschaft mit ihrer Spezialisierung auf Fachgebiete naturgemäß besonders anfällig ist. HTWG-Kanzler Manfred Schnell zielte darauf ab, indem er den Bedarf an Dynamik und interdisziplinärem Denken ins tradierte Bild der Wissenschaft einordnete. Es seien reichlich Kompetenzen vorhanden, die nicht in Frage gestellt werden müssten, sondern im Gegenteil für Sicherheit sorgten. Worauf es ankomme, sei die Verknüpfung und die Bereitschaft zum Aufbruch.

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Und Sabine Rein? Nach ihrer prägnanten Antrittsrede, die ganz in diesem Sinne ins Gesamtgefüge des Abends passte, konnte sie sich weitgehend auf die Rolle der Zuhörerin zurückziehen. Was aber andere für sie sagten, ist offensichtlich doch ihr bereits in knapp zwei Jahren erreichtes Werk. Sie hat die HTWG mit den Vize-Ressorts so aufgestellt, dass die von ihr aufgestellten Ziele erreicht werden können. Letztere sind von ihr klar definiert: Es wird auch künftig um die Wissenschaft im Sinne von Lehre und Forschung gehen, verstärkt hinzu kommt aber der Wissenstransfer – und dieser lasse sich nur durch gesellschaftliche Vernetzungen erreichen.

Konkret schlägt sich dies zum Beispiel in etlichen Projekten mit der Stadt Konstanz – vor allem im Bereich des Klimaschutzes beziehungsweise von Nachhaltigkeit – nieder, so wie‘s die studentischen Beispiele veranschaulichten. Das Netz soll dabei künftig verstärkt in die Region reichen, wobei es gut ins Konzept des Festakts passte, dass vor wenigen Tagen ein Kooperationsvertrag mit der Stadt Singen geschlossen wurde. Schon seit geraumer Zeit genutzt werden die Chancen angewandter Wissenschaft in der Zusammenarbeit mit dem Thurgau, deren Regierungsrätin Monika Knill in ihrem Grußwort, die seit dem Amtsantritt von Sabine Rein feststellbare enorme Dynamik hervorhob.

Grußwort von Ministerin Theresia Bauer

Welche Anerkennung die HTWG in Kombination mit hohen Erwartungen genießt, ging auch aus den anderen Redebeiträgen hervor – zum Beispiel in der Videobotschaft von Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Theresia Bauer. Und Oberbürgermeister Uli Burchardt stuft die HTWG als eine von zwei Hochschulen in Konstanz als Teil der Identität der Stadt ein, die in Projekten vielfältig mit der Hochschule zusammenarbeite.