Die E-Zone erhitzt die Gemüter. Das weiß auch die Stadtverwaltung. Deswegen hatte sie am Dienstagabend, 15. April, zu einer Infoveranstaltung rund um die geplante E-Zone im Bereich der linksrheinischen Altstadt geladen. Der stellvertretende Leiter des Amts für Klimaschutz Lorenz Heublein, Dominik Löhle von den Stadtwerken Konstanz und Michael Nowack vom Carsharing-Anbieter Naturenergie sharing GmbH standen den Besucherinnen und Besuchern im Wolkenstein-Saal des Kulturzentrums am Münster Rede und Antwort.
Unter den Zuschauern war dabei auch Lisa Kreitmeier. Die 26-jährige Landwirtin sitzt für die Fraktion von FGL&Grüne im Konstanzer Gemeinderat. „Als wir die E-Zone beschlossen haben, gab es auch viel Unmut in der Bevölkerung“, sagt sie. „Das Wort E-Zone suggeriert im ersten Moment, dass man mit einem Verbrenner nicht mehr in die Innenstadt darf.“ Das sei aber nicht der Fall. „Deswegen will ich mich hier mit Menschen austauschen und sie nach ihren Sorgen rund um die E-Zone fragen.“

Schon das erste Stimmungsbild im Saal zeigt allerdings, dass zumindest unter den rund zwei Dutzend versammelten Bürgerinnen und Bürgern – Stühle waren für 100 Leute bereitgestellt – die Zustimmung zur E-Zone recht hoch ist. Nur zwei der Anwesenden stampften bei der Frage, wer die E-Zone prinzipiell schlecht finde. Wie sich später herausstellte, allerdings nur, weil ihnen der Entwurf der Stadt nicht weit genug geht.
Viele fühlen sich nicht gut genug informiert
Kreitmeier war nicht nur in ihrer Funktion als Gemeinderätin vor Ort, sondern auch, weil sie sich als Anwohnerin im Paradies und E-Auto-Fahrerin dafür interessiert, wie es mit dem Projekt weitergeht. Aus demselben Grund waren auch die meisten anderen Anwesenden an diesem sonnigen Abend nicht beim Eis schlecken, sondern im Wolkenstein-Saal.
Denn während zwar der Großteil grundsätzlich für eine E-Zone war, fühlte sich nur die Hälfte gut über das Vorhaben informiert. Konrad Kolb zum Beispiel. Der 38-Jährige hat sich ein Elektroauto zugelegt. Es gibt aber ein Problem. Er hat keinen Stellplatz mit Ladesäule. Zwar sei vor kurzem eine Ladesäule in der Nähe seiner Wohnung gebaut worden, allerdings dürfe man dort maximal drei Stunden parken. Das reiche nicht aus, um den Akku seines Autos vollständig zu laden. Für ihn geht es also darum, einen Platz zu haben, um sein Auto zu laden.
Auch der 57 Jahre alte Christof Weinert fährt E-Auto. Seit zweieinhalb Jahren. Und auch er hat keine eigene Ladesäule. Insofern ist er einer E-Zone und mehr Stromzapfsäulen gegenüber erstmal positiv eingestellt, sagt er dem SÜDKURIER vor Ort. Aber was genau sich hinter dem Begriff E-Zone verbirgt und wie sich diese auf sein Leben als Anwohner des Paradieses auswirken könnte, möchte er in der Infoveranstaltung herausfinden.
Doch nicht alle, die der Veranstaltung beiwohnten, fahren ein Elektrofahrzeug. Iris D´India hat einen Verbrenner und auch nicht vor, sich ein E-Auto zu kaufen. „Ich lebe seit meiner Geburt in Konstanz und werde hier auch nicht mehr wegziehen“, sagt sie. Mit 75 Jahren sei sie nicht mehr in der Lage, alles zu Fuß zu gehen und auf das Auto angewiesen. „Deswegen interessiere ich mich einfach für den Verkehr in der Stadt.“

Konstanz bei Ladeplätzen abgeschlagen
Fahrzeuge mit Elektroantrieb spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, den CO₂-Ausstoß zu verringern und so die Erderwärmung zu verlangsamen. Das ist so auch in der Klimaschutzstrategie der Stadt Konstanz festgehalten. Zum Fahren brauchen E-Autos allerdings Strom. Und der muss irgendwo herkommen – aus Ladesäulen zum Beispiel.
Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur belegt Konstanz allerdings laut einer Erhebung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, die auch in einer Gemeinderatssitzung am 23. Juli 2024 behandelt wurde, nur Platz fünf der zehn baden-württembergischen Städte mit 60.000 bis 100.000 Einwohnern. Spitzenreiter Tübingen hat mehr als doppelt so viele Ladeplätze. Deswegen hat sich die Stadt Konstanz vergangenes Jahr um eine Landesförderung für E-Zonen beworben, die im Januar überreicht wurde. So soll der Ausbau der E-Mobilität-Infrastruktur beschleunigt werden.
Aber was bedeutet die beschlossene E-Zone jetzt eigentlich genau? Während der Förderperiode 2025 und 2026 soll die Zahl der Stellplätze mit Lademöglichkeit in Parkhäusern von aktuell 0,4 auf vier Prozent erhöht werden. Das entspricht laut der Präsentation am Abend der Infoveranstaltung 80 von 2000 Parkplätzen. Außerdem sollen bis 2031 70 von 450 Stellplätzen im öffentlichen Raum für E-Fahrzeuge ausgewiesen werden. Die Anzahl der E-Stellplätze soll sich darüber hinaus nach der Zahl der E-Autos richten.
Darüber hinaus sollen zusätzlich 13 E-Carsharing-Fahrzeuge und ebenso viele nicht-öffentliche Carsharing-Ladepunkte bereitgestellt werden. So soll ein Anreiz geschaffen werden, von Verbrennern auf CO₂-ärmere E-Autos umzusteigen. Verbrenner dürfen somit weiterhin im Bereich der linksrheinischen Altstadt fahren. Nur gibt es eben weniger Parkplätze für Fahrzeuge mit fossilen Antrieben und mehr für E-Fahrzeuge.
Das wünschen sich Anwohner
Doch wie denken die Konstanzerinnen und Konstanzer nach der Infoveranstaltung über die E-Zone? D´India gefällt vor allem der Ausbau des Carsharing Angebots. „Ein Elektroauto werde ich mir nicht kaufen, aber wenn der alte Benziner irgendwann wegkommt, könnte ich mir das schon vorstellen“, sagt sie. Außerdem halte es schließlich fit, neue Dinge auszuprobieren.
Kolbs Problem, maximal drei Stunden an den Ladesäulen parken zu dürfen, konnte die Stadt zwar nicht lösen, trotzdem ist er davon überzeugt, dass die E-Zone sinnvoll ist. Während der Fragerunde bekam er außerdem von anderen E-Auto-Fahrern den Tipp, sich doch einfach über Nacht zum Laden zu stellen. Dann gelte die Drei-Stunden-Regel nicht. „Langfristig wären reine Anwohner-Ladesäulen allerdings sinnvoll“, so Kolb.
Weinert würde zwar nicht über Nacht an einer Ladestelle parken, um den Platz nicht unnötig zu belegen, aber er sieht einen weiteren Vorteil in der E-Zone. „Ich wohne zwar außerhalb der E-Zone im Paradies, aber auch dort stehen immer wieder Auswärtige und blockieren die Ladesäulen“, sagt er. Wenn es mehr Ladepunkte in der Altstadt gibt, ist im Paradies vielleicht auch wieder mehr frei, hofft Weinert.

Die E-Zone sei für ihn der beste Weg, ein Umdenken bei der Mobilität herbeizuführen. “Die ständige Rivalität zwischen Verbrenner- und E-Auto-Fahrern regt mich auf. Ich denke, zum jetzigen Zeitpunkt muss etwas passieren und beides möglich sein“, ist er überzeugt.