Simone Bajic ärgert sich. Darüber, dass der lang herbeigesehnte Schwimmkurs für ihre Tochter Milena kurz vor knapp abgesagt wurde – dabei wurde das Stattfinden noch am Vortag mittags per E-Mail bestätigt. Nur wenige Stunden später kam die Absage mit der Begründung, das Kursbecken des Schwaketenbads werde für die Öffentlichkeit als Ausweichfläche benötigt.

Der Kurs hätte am Samstag, 6. Januar, stattfinden sollen, einem Feiertag. Auch weitere Schwimmkurse fielen an dem Samstag aus. Die Konstanzer Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) als Anbieter wunderte sich: Der Kurs war lange gebucht, die Termine mit der Bädergesellschaft Konstanz (BGK) abgesprochen. Doch das Schwaketenbad bat um die Absage.
Jan Welsch, Vorsitzender der Konstanzer DRK-Ortsgruppe, sagt dem SÜDKURIER: „Die sehr große Nachfrage bei den Schwimmkursen kann generell nur schwer gedeckt werden. Deshalb ist es für die betroffenen Kinder und Eltern sehr schade, dass die Kurse kurzfristig ausfallen mussten.“
„Bedauerlicher Kommunikationsfehler“
Wie es dazu kam, erklärt Robert Grammelspacher, Geschäftsführer der Bädergesellschaft: „Mit Rücksicht auf die hohe Nachfrage der Öffentlichkeit findet in den Schulferien grundsätzlich kein Kursunterricht statt. Das haben wir bei der Buchung des DRK übersehen und zudem die Buchung nicht in den Ferienplan eingetragen. Insofern war dies im Schwaketenbad nicht bekannt. Es handelt sich um einen bedauerlichen internen Kommunikationsfehler.“

Dass Fehler passieren können, weiß auch das Rote Kreuz. Doch dass generell keine einzelnen Kurse an Feiertagen und in Schulferien möglich sein sollen, versteht das DRK nicht. So sagt Jan Welsch: „Dass die Bäderbetriebe in Erwartung eines großen Andrangs versuchen, möglichst viel Wasserfläche für die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, ist verständlich.“
Doch er ergänzt: „Das Kursbecken wurde bei der Konzeption des Schwaketenbads explizit zur Ermöglichung eines breiten Kursangebotes geplant. Und die Auslastung des Bades ist auch an einem Feiertag im Winter nicht gleichbleibend hoch.“

In der Tat: Am fraglichen Samstag waren nach SÜDKURIER-Informationen nicht mehr als zehn Personen gleichzeitig im Kursbecken. Nach Ansicht des DRK trägt aber jeder Kurs dazu bei, dass möglichst viele Konstanzer Kinder schwimmen lernen. Gerade nach dem Ertrinken des Siebenjährigen im Hallenbad am Seerhein sind Eltern, Schulen und Gesellschaft noch mehr sensibilisiert.

Dazu sagt Robert Grammelspacher: „Alle wollen, dass es Kinderschwimmen gibt: Der Schwimmklub Sparta, das Rote Kreuz, die DLRG, die Bädergesellschaft, der Gemeinderat. Aber muss ein Kurs ausgerechnet am Feiertag oder dem letzten Samstag in den Schulferien starten?“
Anders bewertet würden Blockschwimmkurse, die könnten auch in den Ferien angeboten werden. „Diese würden aber nicht an einzelnen Tagen, sondern eher von Montag bis Freitag stattfinden und ein erhebliches Mehrangebot darstellen, was personell von den Kursanbietern bisher nur selten geleistet werden kann“, so Grammelspacher.
Simone Bajic ist trotzdem enttäuscht. „Für Familien sind gerade Feiertage und Ferien eine gute Möglichkeit, an Kursen teilzunehmen. Ich arbeite voll und verpasse schon die Angebote, die mein Mann mit unserer Tochter unter der Woche vormittags besucht.“