Eltern von Konstanzer Erst- bis Viertklässlern dürfen neue Hoffnung schöpfen. Die Chancen steigen gerade enorm, dass ihre Kleinen tatsächlich als sichere Schwimmer die Grundschule verlassen. Denn überraschend gibt es noch eine Chance, dass die Stadt den Schwimmunterricht zusätzlich fördert: Bis zu 60.000 Euro stehen pro Jahr bald doch bereit, damit der Schwimmklub Sparta mit professionellen Trainern die Sportlehrer am Beckenrand unterstützt.
Sparen am Schwimmen? Dafür hat kaum jemand Verständnis
Der Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss hat den Weg dafür frei gemacht – und damit kann die Politik einen Beschluss korrigieren, der selten einmütigere Kritik hervorgerufen hat. Wegen des Spardrucks hatten die Stadträte einen Zuschuss für Sparta abgelehnt – auch mit dem Verweis, dass die Stadt nicht Aufgaben übernehmen könne, für die das Land verantwortlich ist.
Inzwischen ist es zu einem schrecklichen Unfall im Hallenbad am Seerhein gekommen, bei dem im Schwimmunterricht ein Zweitklässler ertrunken ist. Auch wenn niemand in der Politik darauf offen Bezug nimmt, ist klar: Die Ausgangslage hat sich an diesem 18. September 2023 geändert.
Tatsächlich, sagt Sparta-Vorsitzende Ursula Klaußner, ist die Angst schon immer mit dabei, wenn Lehrer mit Kindern zum Schwimmunterricht gehen. Zu groß sind die Unterschiede im Können zwischen solchen, die schon gut schwimmen können, und solchen, die es noch gar nicht beherrschen.
Und hier setzt das Sparta-Konzept an: Professionelle Schwimmtrainerinnen mit Hochschulabschluss kümmern sich insbesondere um Nichtschwimmer; die Lehrer haben dann den Rücken frei für den Rest der Klasse. Und niemand sitzt auf der Bank.
60.000 Euro im Jahr – doch die Summe deckt nicht die Kosten
Diese Unterstützung gibt es nun für deutlich weniger Geld als zunächst im Raum stand. Von bis zu 140.000 Euro jährlich war zunächst die Rede, nun geht es noch um 60.000 Euro. Ist der Schwimmklub Sparta mit seinem Projekt einfach hoch eingestiegen und jetzt auch mit weniger als der Hälfte zufrieden, wie manche Stadträte argwöhnen?
Ursula Klaußner widerspricht: Die ursprüngliche Zahl sei ein Rechenergebnis der Stadtverwaltung gewesen. Und die 60.000 Euro wiederum seien bei Sparta für eineinhalb Stellen nicht kostendeckend. Doch „wir schießen den Rest zu, weil wir als Verein hinter dem Projekt stehen“, so Klaußner.

Das überzeugt dann offenbar auch die Politik. Die Vorstellung, dass die Unterstützung im Hallenbad schon per Ende Dezember oder spätestens zum Schulhalbjahr im Februar aus Geldmangel auslaufen könnte, schreckte vor allem die Freie Grüne Liste auf, die das Thema erneut in die Debatte brachte – etwas zur Verwunderung von Sozialbürgermeister Andreas Osner. Der meinte, man sei doch „in engen Gesprächen“ mit Sparta, so dass es eine solche politische Initiative doch gar nicht brauche. Für die FGL steht dagegen fest: Doch, genau diesen Druck braucht es jetzt.
Eigentlich wäre genau das eine Aufgabe des Landes, aber...
Für Oberbürgermeister Uli Burchardt ist vor allem eines klar: „Wir brauchen Kinder, die schwimmen können“ – in einer Stadt mit 34 Kilometern Uferlinie in seinen Augen eine lebenswichtige Fähigkeit. Jan Welsch von der SPD bezweifelt das nicht, kritisiert aber: „Das Land nimmt seine Aufgabe nicht wahr“, was Roger Tscheulin (CDU) ebenso sieht.
Beide finden, dass das Kultusministerium ausreichende Ressourcen für einen wirkungsvollen Schwimmunterricht für Grundschulkinder bereitstellen müsse. Nun springt eben doch die Stadt ein, was freilich auch Susanne Heiß (Freie Wähler), Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL) und Matthias Schäfer (Junges Forum) in der Gesamtschau für richtig halten.
Wobei sich vielleicht auch noch eine ganz andere Chance auftut. Bürgermeister Osner hält es für realistisch, dass vielleicht auch eine Stiftung für das Projekt gewonnen werden kann. Den betroffenen Eltern dürfte es allerdings egal sein, mit wessen Geld sie eine große Sorge abgenommen bekommen: Kein Kind, so ist ja nicht nur ihr Wunsch, soll als Nichtschwimmer die Grundschule verlassen.
Und, auch das wird in der Debatte deutlich, kein Stadtrat will mehr erklären müssen, warum er Steuermittel für A, B oder C ausgibt, aber ausgerechnet beim Grundschulschwimmen den Geldhahn zugedreht hat.