Secondhand liegt im Trend, in Konstanz ist das bis in die Ortsteile spürbar. Zum Beispiel in Litzelstetten. Angie Mayer, Inhaberin des „La Segunda“, hat zwar nicht sonderlich viel Laufkundschaft, doch dafür läuft‘s online richtig gut.

Dreiviertel ihrer Ware, die sie in ihrem Laden im Souterrain im Sankt-Katharinen-Weg ausgestellt hat, können sich ihre Kunden direkt nach Hause bestellen. Warum das so ist? Angie Mayer weiß es: Gut und günstig – vor allem aber nachhaltig.

Angie Mayer vom „La Segunda“ hat zwar wenig Laufkundschaft, doch dafür läuft es online richtig gut.
Angie Mayer vom „La Segunda“ hat zwar wenig Laufkundschaft, doch dafür läuft es online richtig gut. | Bild: Simon Conrads

Nicht anders ist die Marktlage in Konstanz, das seinerseits nur ein Abbild einer allgemeinen Entwicklung darstellt. Neben dem sozialen Aspekt der vergleichsweise günstigen Kleidung wird von den Anbietern vor allem die Nachhaltigkeit angepriesen: Beim Kauf eines gebrauchten Kleidungsstücks werden keine weiteren Ressourcen verbraucht. Und zumal in Zeiten von Inflation und Klimakrise sind Secondhand-Geschäfte ökonomisch wie ökologisch für viele eine naheliegende Möglichkeit, sich neu einzukleiden.

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Hier wird jeder Kunde fündig

Auf dem Online-Kartendienst GoogleMaps ploppen unter dem Suchbegriff „Secondhand Konstanz“ über die ganze Stadtkarte verteilt kleine rote Pfeile auf. Teilweise sind die Geschäfte kommerziell orientiert, manchmal gemeinnützig. Linksrheinisch gibt es Läden wie „Weitergetragen“ und das „Unikat“, in Petershausen das „Kleiderwerk Konstanz“ vom Deutschen Roten Kreuz und eben in Litzelstetten das „La Segunda“.

Das Kleiderwerk vom DRK Ortsverband Konstanz ist sowohl für Frauen als auch für Männer bestens ausgestattet.
Das Kleiderwerk vom DRK Ortsverband Konstanz ist sowohl für Frauen als auch für Männer bestens ausgestattet. | Bild: Simon Conrads

Das Geschäft laufe seit geraumer Zeit unverändert gut, sagt Elke Müller, Leiterin des „Kleiderwerk Konstanz“ in der Von-Emmich-Straße. Tatsächlich ist selbst an einem Dienstagmorgen erstaunlich viel in dem kleinen, aber bestens ausgestatteten Laden los. Es gibt Anzüge, Hosen, Schuhe, Taschen, Shirts, Funktionskleidung. Sowohl für Frauen als auch für Männer ist die Auswahl groß.

„Richten tut sich‘s an alle“, sagt Elke Müller über das Angebot. Der Eingang neuer Kleidungsstücke, die hier direkt von Privatleuten gespendet werden, halte sich mit dem Verkauf in etwa die Waage. „Mode von Mensch zu Mensch“ lautet dabei das Motto, wie man auf der Website des Kleiderwerks lesen kann.

Elke Müller vom Kleiderwerk Konstanz: „Richten tut sich‘s an alle.“
Elke Müller vom Kleiderwerk Konstanz: „Richten tut sich‘s an alle.“ | Bild: Simon Conrads

Durch den Krieg habe es einen zusätzlichen Bedarf an erschwinglicher, gebrauchter Kleidung gegeben, sagt Elke Müller. Geflüchteten gewährt das Geschäft auf die ohnehin günstigen Preise einen Rabatt von 50 Prozent, ebenso Inhabern des Konstanzer Sozialpasses.

Grundsätzlich sei die Kundschaft des Geschäfts sehr divers. Zwar richte sich das Angebot vorwiegend an die, die wenig Geld haben. In gleichem Maß führt hier die Wertschätzung der Nachhaltigkeit Studenten und Rentner zusammen – der Secondhand-Laden als Treffpunkt der Generationen.

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So gut wie jetzt lief es noch nie

Der Nachbarschaftsladen „Weitergetragen“ in Stadelhofen war früher tatsächlich ein echter Treffpunkt mit kleiner Sitzgruppe und Kaffeeverkauf. Aus Platz- und Personalgründen wird das heute nicht mehr angeboten, erzählt Sibylle Deggelmann vom gemeinnützigen Verein Sprungbrett, der das Geschäft betreibt. Der Laden wird gut frequentiert.

In Stadelhofen betreibt der Verein Sprungbrett den Nachbarschaftsladen „Weitergetragen“. Hier gibt‘ s gebrauchte ...
In Stadelhofen betreibt der Verein Sprungbrett den Nachbarschaftsladen „Weitergetragen“. Hier gibt‘ s gebrauchte Kleidung für wenig Geld. | Bild: Simon Conrads

Seit 2001 gibt es mittlerweile das „Weitergetragen“ – und so gut wie jetzt lief es laut Sibylle Deggelmann noch nie. Das Geschäft mit der großen Fensterfront ist hell und gemütlich, die Mitarbeiterinnen verbreiten gute Stimmung.

Neben Kleidung gibt es Geschirr, Besteck, CDs, DVDs und Flohmarktartikel – alles privat gespendet, einiges stammt aus Haushaltsauflösungen. Zwei Frauen hat der Integrationsbetrieb angestellt, der Rest des Teams arbeitet ehrenamtlich. Was vom Umsatz des Ladens übrig bleibt, wird an weitere gemeinnützige Organisationen gespendet.

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Mode der 2000er ist wieder im Trend

In der Innenstadt gibt es zudem auch das „Unikat“. Das Geschäft in der Hussenstraße hat im Sommer 2022 als Ableger zweier Tübinger Filialen eröffnet. Der Fokus liegt auf ausgewählter Vintage-Mode, die man eher in hippen Großstädten vermuten würde. Opas Lederjacke und Cordhose und Omas Strickpullover oder Retro-Kleid sollen hier neue Träger finden.

Orel Eisen vor seinem Laden „Unikat“ in der Hussenstraße.
Orel Eisen vor seinem Laden „Unikat“ in der Hussenstraße. | Bild: Simon Conrads

Eine nachhaltige Alternative für junge Menschen in Konstanz ist nötig, sagt Orel Eisen, der das Geschäft führt. Der Laden ist ein Traum für alle, die sich retro-chic kleiden möchten. Aber gibt es dafür genug Liebhaber in Konstanz? Die Studenten kämen leider zu selten in die Altstadt, sagt Orel Eisen. Aber er hat noch andere Kunden.

„Es kommen sehr viele ältere Menschen, die sich freuen, weil sie die Sachen noch von früher kennen“, so Orel Eisen. Als Vintage-Mode bezeichnet er alles von vor der Jahrtausendwende, wobei immer häufiger auch 2000er-Kleidung in den Bestand aufgenommen wird.

Orel Eisen, Geschäftsführer des „Unikat“: „Es kommen sehr viele ältere Menschen, die sich freuen, weil sie die Sachen ...
Orel Eisen, Geschäftsführer des „Unikat“: „Es kommen sehr viele ältere Menschen, die sich freuen, weil sie die Sachen noch von früher kennen.“ | Bild: Simon Conrads

Die liege derzeit bei jungen Menschen im Trend. Im Gegensatz zu anderen Geschäften wird die Kleidung hier eingekauft, was die höheren Preise im „Unikat“ erklärt. Die Stücke, die es in die Verkaufsräume schaffen, haben ein mehrstufiges Auswahlverfahren bestanden.

Dass es in dem Geschäft nicht primär um den ökonomischen Aspekt von Secondhand-Kleidung geht, macht eine Tafel im Zwischenraum klar: „Du bist das Unikat“, steht darauf. Die Einzigartigkeit der im regulären Handel nicht mehr angebotenen Ware wird hier zum Alleinstellungsmerkmal des Geschäfts.

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