Das Aufatmen kam nicht überraschend, aber war unüberhörbar. Nachdem Oberbürgermeister Uli Burchardt bereits in einem Online-Post für alle sichtbar über Gespräche mit der Konstanzer Theaterintendantin Karin Becker geschwärmt hatte, wäre alles andere als eine Vertragsverlängerung überraschend gekommen.

Aber was hat die derart Umworbene eigentlich für ihr Haus herausgeholt? Denn dass sie an ihren Verbleib in Konstanz kein Preisschild gehängt hat, gilt als nahezu ausgeschlossen. Zumal in den jüngsten Debatten um Einsparungen am Theater Becker nicht gerade das an den Tag gelegt hatte, was sich in der Verwaltung manche als geschmeidiges Agieren vorstellen.

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Über Karin Beckers persönliche Konditionen hat der Gemeinderat allenfalls in nicht-öffentlicher Sitzung beraten, doch es gilt als gesichert, dass die Intendantin auch Forderungen für ihr Haus und ihr Team gestellt hat.

Dass sie sich damit durchsetzen konnte, zeigte die Art und Weise, wie sich der Kulturbürgermeister Andreas Osner in der offiziellen Verlautbarung zur Vertragsverlängerung zitieren ließ: „Die Debatten über die Einsparungen in der Kultur sind abgeschlossen. Ich bin froh, mit Karin Becker und ihrem Team nun mit Blick in die Zukunft und auf unsere eigentlichen Aufgaben zusammenarbeiten zu können.“

Der Stadt fehlen Millionen, aber am Theater soll nicht weiter gekürzt werden

Das ließ aufhorchen, denn die Finanzlage der Stadt gilt weiterhin als kritisch. Das selbst gesteckte Einsparziel von sechs Millionen Euro im Jahr hat die Verwaltung bei weitem noch nicht erreicht, und manche Finanzpolitiker fragen sich, ob eine weitreichende Zusage des Gemeinderats vom Oktober 2023 noch zu halten ist. Damals lautete das Ergebnis: „Der getroffene Einsparbeschluss ist für die kommenden fünf Spielzeiten verbindlich und garantiert dem Theater die entsprechende Planungssicherheit über diesen Zeitraum.“

Wie viel Geld dem Theater allerdings in den drei Spielzeiten zur Verfügung steht, in denen Karin Becker das Haus noch leitet, ist unklar. Denn die Vertragsverlängerung segnete der Gemeinderat ab, bevor überhaupt die Budgets festgelegt werden, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage des SÜDKURIER mit: Zwischen Kämmerei und Theater werde dieser für die Arbeit des Theaters entscheidende Rahmen gerade „finalisiert“ und dann „zeitnah“ zuerst im Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss und dann im Gemeinderat beschlossen.

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In der Folge können das Publikum wie auch die Steuerzahler also davon ausgehen, dass das Theater zumindest im bisherigen Umfang weiterarbeiten kann. Auch eine Schließung von Spielstätten – in der Diskussion war insbesondere die kleine und derzeit brandschutztechnisch kritische Werkstattbühne – scheint erst einmal vom Tisch. Absprachen dazu und damit auch zu der Frage, ob die kleine Bühne doch noch geschlossen wird, seien „nicht getroffen“ worden. Und ins Programm der nächsten drei Jahre? Da mischen sich Stadtverwaltung und Politik ohnehin nicht ein – es gilt die Freiheit der Kunst.