Wer mit Solveig und Bent Sörensen spricht, wird immer wieder zum Lachen gebracht. Die beiden witzeln mit-, aber auch übereinander, strahlen Heiterkeit und Lebensfreude aus. Und genau eben jene Leichtigkeit, die den Dänen oft nachgesagt wird.
Dabei haben die beiden privat kaum Zeit miteinander, denn seit 33 Jahren betreiben sie gemeinsam das Einrichtungshaus in der Zollernstraße. Doch Ende Juni dieses Jahres ist Schluss mit einer Sechs-Tage-Woche: Das Ehepaar Sörensen hört aus Altersgründen auf.

„Ich bin jetzt 74 Jahre alt und hatte gesundheitliche Rückschläge“, sagt Bent Sörensen. „Mir ist wichtig, dass ich die Entscheidung über meine Zukunft selbst treffen kann und sie mir nicht aus der Hand genommen wird.“ Er und seine Frau Solveig hätten vor einem Jahr die Option gehabt, ihren Vertrag mit den Hauseigentümern um weitere fünf Jahre zu verlängern.
„Ich wollte aber nicht erst mit 80 Jahren aufhören zu arbeiten“, sagt Sörensen und entschied sich zu dem Schritt, der ihm spürbar schwerfällt. Denn das Geschäft läuft gut, die Arbeit macht ihm noch immer viel Spaß. „Aber wenn wir gehen, habe ich hier genau 44 Jahre lang gearbeitet, das ist genug“, sagt er und lacht.
Für Solveig Sörensen, 55 Jahre, war es keine Frage, dass auch sie aussteigt. Sie ist alleinige Geschäftsführerin und hätte auch ohne ihren Mann weitermachen können. „Aber das fühlt sich nicht richtig an“, sagt die Dänin. „Wir haben immer alles gemeinsam gemacht und möchten das Kapitel auch gemeinsam schließen.“ Derzeit führen die beiden Gespräche mit möglichen Nachfolgern, die das Geschäft in ihrem Sinn weiterführen würden.
Parallel sucht Familie Stadler, die Hauseigentümer, nach anderen Menschen, die gut zum Handel in der Zollernstraße passen würden. „Wir wissen noch nicht, in welche Richtung es gehen wird, ob hier ab Juli immer noch ein Einrichtungshaus sein wird oder was anderes“, sagt der 74-Jährige. Klar ist nur: Der Nachfolger wird rund 1000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung haben.
Von Dänemark an den Bodensee
Verschlungene Wege führten dazu, dass die Sörensens nun gemeinsam am Tisch sitzen und erzählen. Denn bevor sie sich vor über 30 Jahren in Konstanz trafen, hatten beide einen spannenden Weg hinter sich. Bent Sörensen ist gelernter Möbelkaufmann und wollte nach der Ausbildung in Dänemark für ein Jahr ins Ausland gehen. „Das ist der typisch dänische Weg“, erklärt er.
So kam er 1972 in ein Einrichtungshaus in Düsseldorf und blieb zwei Jahre, wurde anschließend Möbelvertreter für Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Benelux-Staaten (Belgien, Niederlande, Luxemburg). „Dieses Vagabundendasein wollte ich aber aufgeben, meine damalige Frau und ich wünschten uns Sesshaftigkeit“, sagt der Däne. Eine Rückkehr in sein Heimatland stand nicht mehr zur Debatte. „Ich wollte nach Konstanz oder Lübeck – auf jeden Fall ans Wasser.“

Bent Sörensen versuchte es zuerst in Konstanz – und es klappte. „Hier in diesen Räumen war vorher der Stadler Verlag, bis er 1963 ins Industriegebiet zog. Danach befanden sich hier drin verschiedene Möbelhäuser. Als ich Interesse zeigte, hatte ein neuer Geschäftsführer gerade erst die Filiale einer Augsburger Möbelkette übernommen. Ich rief ihn einfach an und fragte, ob er nicht vielleicht wieder aufhören und mir die Räume überlassen würde“, erzählt Bent Sörensen und fährt fort: „Drei Monate später hielt ich den Vertrag in den Händen.“
Seine Frau Solveig Sörensen ist gelernte Möbelfachfrau und ging nach der Ausbildung ebenfalls ins Ausland. „Ich war schon als Aupair-Mädchen in der Pfalz, daher wollte ich zurück nach Deutschland“, erzählt sie. Während ihrer Zeit in einem Münchener Möbelhaus knüpfte sie Kontakte zu einem Möbelprogramm mit Ansprechpartnern in Konstanz. „Ich habe einfach Bent Sörensen angerufen und gefragt, ob er mich brauchen könne. Er hat Nein gesagt“, erzählt die Dänin und lacht. Kurze Zeit später wurden die beiden sich doch einig.
„Und dann passierte, was nicht passieren sollte“, meint Bent Sörensen. „Solveig und ich wurden nach einem Jahr ein Paar. Damals führte ich das Geschäft noch mit meiner ersten Frau.“ Sieben Jahre lang arbeiteten die drei Erwachsenen dann zusammen. „Das klappte gut“, sagt der 74-Jährige.
Wie es für die Beiden weitergeht
Wie das Leben für sie nun ab Juli weitergeht, wissen Solveig und Bent Sörensen noch nicht. „Wir sind beide keine guten Planer, sondern eher spontane Leute. Irgendwas wird sich schon ergeben“, meint Solveig Sörensen. Eines ist aber sicher: „In der ersten Zeit werden wir herumlaufen wie Falschgeld.“ Denn auch Freizeitgestaltung will gelernt sein. „Wir kennen uns eher als Kollegen denn als Eheleute“, witzelt Bent Sörensen.

„Freizeit kennen wir eigentlich gar nicht, auch sonntags war viel Administration zu erledigen. Aber vermisst haben wir dabei nichts.“ Und wenn doch mal ein freier Tag im Kalender stand, ging das Ehepaar in andere Möbelhäuser und holte sich Anregungen. „Das erfüllt uns“, sagt Solveig Sörensen. Schließlich verbindet die Leidenschaft für schöne Möbel und Deko die beiden Dänen.
Zunächst wird nach dem letzten Arbeitstag sowieso eine Menge Papierkram zu erledigen sein. „Und dann machen wir das, was alle Deutschen machen: Wir verbringen ein paar Wochen in einem dänischen Ferienhaus“, sagt Bent Sörensen.
Für Solveig ist es wichtig, „wieder einmal den modernen dänischen Puls zu spüren, da sind wir nicht mehr auf dem Laufenden.“ Und wie sieht es mit Hobbys aus? Diese Frage überfordert das Ehepaar, denn dafür war im eifrigen Berufsleben nie Zeit. „Naja, wir reisen gern“, antwortet Bent Sörensen und grinst verschmitzt. „Aber wir schaffen es so selten nach Allensbach.“