Nach Bürgerbeteiligungsverfahren und Workshop-Prozess herrscht nun Einigkeit darüber, wie das neue Wohngebiet Jungerhalde/West bebaut werden soll. Zumindest auf städtischer Seite. Sieben Architekturbüros in Kooperation mit Landschaftsarchitekten hatten sich am Workshop-Verfahren beteiligt. Die Jury fällte jetzt eine einstimmige Entscheidung. Der Entwurf von Krehl Girke Architekten aus Konstanz in Zusammenarbeit mit Gnädinger Landschaftsarchitekten aus Singen überzeugte.

Bild 1: So soll das neue Allmannsdorfer Wohngebiet Jungerhalde/West aussehen: Während Jury begeistert ist, lehnt eine kleine Gruppe die Planung ab
Bild: Kerstan

Bürgervereinigung lehnt Planungsprozess ab

Die Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad (BAS), schärfste Kritikerin der Projektes, nahm das Ergebnis zwar zur Kenntnis, stimmte ihm aber nicht zu. Die Mitwirkung, die man sich erstritten habe, sei in dem Planungsprozess nicht gewährleistet, sagte BAS-Chef Sven Martin.

Sven Martin.
Sven Martin. | Bild: Marcel Jud

Er müsse noch einmal wiederholt werden. Dazu kommt, dass der Petitionsausschuss des Landtages jüngst einen Antrag der Bürgerinitiative angenommen hat, das Vorgehen der Stadtverwaltung beim Projekt Jungerhalde/West zu prüfen.

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Wobak-Chef: „Das Ergebnis ist einstimmig“

Die Jury-Mitglieder zeigten sich am Montagabend dagegen zufrieden. „Es gab viele gute, unterschiedliche Entwürfe“, lobte Jens-Uwe Götsch, Geschäftsführer des städtischen Wohnungsunternehmens Wobaks, direkt nach der Sitzung. „Das Ergebnis ist einstimmig. Mir war wichtig, dass mit diesem Wettbewerb ein Konsens erzielt werden kann.“

Auch Bürger eingeladen, Entwürfe zu sehen

Bevor die Jury nichtöffentlich tagte, waren auch Bürger eingeladen, denen die Entwürfe präsentiert und erläutert wurden. „Auch die Bürgervertreter waren in die Diskussion einbezogen“, stellte Fachpreisrichter Jörg Aldinger fest. Der Chef der Bürgervereinigung, Sven Martin, sagt auf SK-Anfrage, dass ein Beobachter aus den Reihen der BAS anwesend gewesen sei. Mitdiskutiert habe dieser allerdings nicht.

Von dem Siegerentwurf für das Neubau-Quartier Jungerhalde West ist die Jury – hier vertreten durch (von links) Marion Klose, ...
Von dem Siegerentwurf für das Neubau-Quartier Jungerhalde West ist die Jury – hier vertreten durch (von links) Marion Klose, Leiterin des Amtes für Stadtplanung und Umwelt, Fachpreisrichter Jörg Aldinger, Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn und Wobak-Geschäftsführer Jens-Uwe Götsch – fasziniert und begeistert. | Bild: Scherrer, Aurelia

Der Planungsentwurf des Konstanzer Architekturbüros Krehl Girke überzeugte die komplette Jury. „Es ist ein unheimlich schöner und robuster Städtebau“, laudierte Jörg Aldinger. Robust deshalb, „weil die Grundidee bis zur Realisierung durchgehalten werden kann“. Die Planung sieht mehrere Gebäude vor, die so raffiniert angeordnet sind, dass sie – wie die Innenhöfe auch – versetzt stehen.

Rundumbelichtung der Häuser gewährleistet

Dadurch würde nicht nur eine Kleinteiligkeit erzielt, sondern auch die „Rundumbelichtung der Häuser“ gewährleistet, so der Stuttgarter Architekt. Auch die Innenhöfe hätten eine wichtige Bedeutung, denn „hier kann Nachbarschaft entstehen, und die Höfe können unterschiedlich bespielt werden“.

Anhand des Modells wird deutlich, wie die Platzierung der Gebäude mitsamt Innenhöfen vorgesehen ist.
Anhand des Modells wird deutlich, wie die Platzierung der Gebäude mitsamt Innenhöfen vorgesehen ist. | Bild: Scherrer, Aurelia

Ein Anger (grüner Weg) führe von Osten in das neue Quartier, sodass die künftigen Bewohner nach Norden oder Süden in ihr Haus gelangten, beschrieb Jörg Aldinger. Die Gebäude – von drei- bis fünfgeschossig – „treppen sich zum Grünraum runter“, so der Architekt, „das fanden wir faszinierend.“

Übergang in die Landschaft wichtig für Bürger

Gerade der Übergang in die Landschaft habe schließlich für die Allmannsdorfer Bürger einen hohen Stellenwert, merkte Marion Klose, Leiterin des Amtes für Stadtplanung und Umwelt, an. Der Entwurf setze den Wunsch gekonnt um, denn „die Landschaft bleibt erhalten, und das Grün durchfließt das Quartier mit Zwischenräumen und Gärten“.

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Großen Wert hatten die Auslober – die Stadt Konstanz und die Wobak – auf Holzbauweise gelegt. Das vorgeschlagene Prinzip des modularen Holzbaus überzeugte die Jury-Mitglieder, denn dieses Prinzip sei problemlos auf andere Neubauten übertragbar. „Holzbau ist aufwändiger, hat aber Vorteile gerade bezüglich der CO2-Senkung“, so Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn.

Ein Drittel bleibt Grünfläche

Ein Drittel des etwa zwei Hektar großen Areals bleibt laut dem Entwurf Grünfläche, die restlichen zwei Drittel stünden für Bebauung zur Verfügung. Eine sozial gemischte Bewohnerstruktur stehe im Fokus. Die Hälfte der Wohnungen sollen im geförderten Wohnungsbau, 40 Prozent im mittleren Preissegment realisiert und zehn Prozent für Baugemeinschaften zur Verfügung gestellt werden.

Eine Planung, die zusammenführt

Was Marion Klose toll findet: Man sehe den Gebäuden nicht an, ob sie gefördert sind oder nicht. „Nichts ist stigmatisierend, vielmehr führt die Planung zusammen.“ Jens-Uwe Götsch geht davon aus, dass die Wobak 100 bis 120 Wohnungen baut.

Begeistert von der Klenteiligkeit des Siegerentwurf sind Wobak-Geschäftsführer Jens-Uwe Götsch (rechts) und Baubürgermeister Karl ...
Begeistert von der Klenteiligkeit des Siegerentwurf sind Wobak-Geschäftsführer Jens-Uwe Götsch (rechts) und Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. | Bild: Scherrer, Aurelia

Klose rechnet entsprechend mit 250 bis maximal 300 Einwohnern und stellte fest: „Eine schöne Größe für ein kleines Quartier.“ Nicht zu vergessen: Auch das neue Feuerwehrgerätehaus soll auf dem Gelände direkt zur Mainaustraße hin gebaut werden.

Drei Punkte müssen nachgearbeitet werden

Eins zu eins wird der Entwurf allerdings nicht umgesetzt. Nacharbeiten sind üblich. „Drei Punkte haben wir den Architekten auf den Weg gegeben“, formulierte Jörg Aldinger. Die Lage des Feuerwehrgerätehauses sei gut. Allerdings hatten die Planer Wohnungen in den Obergeschossen vorgesehen. Die Jury ist überzeugt, dass das so „noch nicht perfekt funktioniert“, bemerkte Aldinger. Zudem müssten die Wohnungsgrundrisse optimiert werden, aber das sei Usus.

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Wohin mit den Autos?

Dritter Punkt sei die Lage der Abstellplätze für Autos – ein Konflikt, der sich in den letzten Jahren immer deutlicher bemerkbar mache. „In einer Tiefgarage sind die Autos zwar weg, das Bauen ist aber teurer, und Beton hat ein schlechtes Profil“, sagte er. Mit oberirdischen Parkplätzen mache man dagegen den Freiraum zunichte. Und ein Parkhaus sei auch nicht so einfach in der städtebaulichen Bewertung. „Wir haben ihnen den Auftrag gegeben, Alternativen zu entwickeln“, so Aldinger – in der Hoffnung, das Konstanzer Architekturbüro könne den gordischen Städtebau-Knoten lösen.