Wenn das Angebot für Wohnungen in einer Stadt zu knapp wird, gibt es zwei Möglichkeiten, um neuen Wohnraum zu schaffen: Entweder entstehen neue Häuser innerhalb der Stadtgrenze oder es gibt eine sogenannte Außenentwicklung. Dort, wo die Stadt bislang geendet hat, wird dann ein neues Wohngebiet geplant. Für Konstanz soll der Hafner entstehen, ein Stadtteil, der über die bisherigen Stadtgrenzen hinausreichen soll.
In Richtung Schweiz und Bodenseeufer kann sich Konstanz zwar nicht ausdehnen, aber in manchen Bereichen wäre eine weitere Außenentwicklung möglich. Aber sollte die Stadt das in Erwägung ziehen? Der SÜDKURIER hat die Vorsitzenden der Konstanzer Gemeinderatsfraktionen gefragt. Eines zeigt sich bei den Antworten: Wenn es eine weitere Außenentwicklung geben soll, dann nicht ohne Bedingungen und Einschränkungen.
Soll Konstanz über die bisherigen Stadtgrenzen hinaus wachsen?
- Linke Liste Konstanz – Anke Schwede, Simon Pschorr und Holger Reile schreiben: „Angesichts des Klimawandels sollten wir nicht mehr das Maximum anstreben. Wir setzen uns für eine maßvolle Außenentwicklung ein, und das immer mit dem Fokus auf eine soziale Wohnungspolitik. Das Großprojekt Hafner ist daher unserer Meinung nach mit einer Sozialwohnungsquote von mindestens 50 Prozent zu realisieren.“
- Freie Wähler – Jürgen Faden lässt auf diese Frage in seiner Antwort an den SÜDKURIER verlauten: „In vielen Teilen: ja. Es gibt aber auch Bereiche, die zur Nachverdichtung zur Verfügung stehen.“
- Freie GrüneListe – Gisela Kusche und Peter Müller-Neff meinen: „Bauen soll nicht außerhalb des Flächennutzungsplanes zulässig sein. Die Politik des grenzenlosen Wachstums muss reflektiert werden: Auf den Flächen des Handlungsprogramms Wohnen können Wohnungen für bis zu 18.000 Einwohner ausreichend für Jahrzehnte geschaffen werden. Allein der Hafner mit circa 3200 Wohneinheiten bietet Wohnraum für 8000 bis 9000 Einwohner. Dazu kommen noch kleinere Planungen privater Investoren. Bei einer vollständigen Realisierung der Planungen würde die Einwohnerzahl der Stadt auf über 100.000 Personen wachsen.“
- SPD – Jürgen Ruff antwortet: „Ohne Außenentwicklung auf Konstanzer Gemarkung kann der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum nicht gedeckt werden. Eine Abwanderung ins Umland als Alternative kann schon aus ökologischen Gründen nicht die Lösung sein und würde zu verstärkter Gentrifizierung in Konstanz führen. Deshalb sind [die Bauprojekte, Anm.d.Red] Am Horn, Jungerhalde West und Hafner dringend notwendig.“
- CDU – Auf die Frage „Soll Konstanz über die bisherigen Stadtgrenzen hinaus wachsen?“ schreibt Roger Tscheulin dem SÜDKURIER: „Mit dem Hafner wachsen wir bereits über die Stadtgrenzen hinweg. Aktuell macht es keinen Sinn, ein weiteres solches Großprojekt aufzulegen.“
- FDP – Heinrich Everke erklärt dazu: „Ja.“ Der FDP-Mann sieht aber auch noch eine schneller umsetzbare Lösung: „Es muss eine gute Verkehrsanbindung mit dem ÖPNV geben, dann kann Wohnraum auch in den Nachbargemeinden genutzt werden.“
- Junges Forum Konstanz – Matthias Schäfer: „Ja, aber in Maßen und mit Bedacht. Konstanz ist in den letzten Jahrzehnten sowohl in der Kernstadt als auch in den Vororten kontinuierlich gewachsen. So langsam nähern wir uns der kritischen Masse. Der neue Stadtteil Hafner wird eine der größten Erweiterungen für die nächsten Jahrzehnte sein. Daneben wird es aber immer noch kleinere Stadtergänzungen und Lückenschließungen geben. Wir müssen jede einzelne davon auf ihre Notwendigkeit prüfen und die Balance bereits bestehende Siedlungen zur Natur und infrastrukturellen Anbindung finden.“