Die Flughafengesellschaft Konstanz hat seit Donnerstag einen Interimsgeschäftsführer. Es ist Patrick Nicolaus, Leiter der Stabstelle Rechnungswesen im Sozial- und Jugendamt der Stadt Konstanz. Der Aufsichtsrat hat sich am Montagabend einstimmig auf Nicolaus, der den Betrieb bis Ende des Jahres führen soll, geeinigt. Denn am 31. Dezember 2021 endet der Pachtvertrag für das Gelände.
Im Gespräch mit dem SÜDKURIER sagte Nicolaus, dass er weiterhin hauptberuflich im Sozial- und Jugendamt bleibe. Die Geschäfte soll er nebenher führen. Darum, dass er neue Ideen entwickelt oder den Platz voranbringt, geht es nicht, das war von vorneherein klar. Denn: Der Gemeinderat hat noch gar nicht final entschieden, wie es nach Auslaufen des Pachtvertrags mit dem städtischen Gelände weitergehen soll.
Damit, so teilte der städtische Pressesprecher Walter Rügert auf Anfrage mit, wolle sich das Gremium aber bald beschäftigen – noch in der ersten Hälfte dieses Jahres. Die vergangenen Beratungen hätten deutlich gemacht, dass der Gemeinderat eigenständig über das Flugplatz-Gelände entscheiden wolle. „Eine längerfristige Investorenlösung wurde aus diesem Grund bislang nicht anvisiert“, sagte er.
Manche würden „den Platz am liebsten platt machen“
Hintergrund ist, dass wenige Stunden vor der Sitzung des Flughafen-Aufsichtsrates öffentlich wurde, dass ein Investor aus der Schweiz bereit wäre, viele Millionen in die Weiterentwicklung des Geländes zu stecken. Er heißt Manuel Miller, ist Unternehmer und startet mit seinem Ultraleichtflugzeug fünfmal die Woche vom Konstanzer Flugplatz aus Richtung Himmel.
Er hatte sich auf die Stelle als Geschäftsführer beworben, wurde jedoch viele Wochen hingehalten, bis schließlich die Absage kam. Wie SÜDKURIER aus Kreisen des Gemeinderats erfahren hat, haben die Mitglieder des Aufsichtsrates die Bewerbung von Miller nie zu Gesicht bekommen. Mit seinen Angaben zu Finanzkraft und Nutzungsideen konnte er bei der Vorauswahl offenbar nicht überzeugen.
Flugplatz spaltet den Gemeinderat in zwei Lager
Interne Papiere belegen, dass die Stadt vorerst keinen hauptamtlichen Geschäftsführer möchte. Auch dass Manuel Miller ehrenamtliche Arbeit anbot, änderte daran nichts. Das hat politische Gründe. Der Rat spaltet sich beim Flugplatz in zwei Lager: Die einen begrüßen visionäre Ideen, die anderen würden, wie es ein Mitglied des Gemeinderats gegenüber dem SÜDKURIER formulierte, „den Platz am liebsten platt machen“.
Zwei Positionen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Trotzdem schaffte es das Gremium, sich 2018 zu einem Kompromiss durchzuringen: Nämlich, dass der nördliche Teil Gewerbefläche werden soll und der Rest erhalten bleibt. Eine entsprechende Vorlage wurde mehrheitlich verabschiedet.
Welche Rolle könnte der Flugplatz künftig spielen?
Allerdings ploppte das Thema im Zuge der Haushaltsberatungen wieder auf. Die Stadt muss sparen, die Einnahmen sind wegen Corona eingebrochen. Welche Rolle könnte der Flugplatz künftig spielen? Sind Millers Ideen vom Tisch?
Kurt Demmler, Stadtrat und Mitglied des Aufsichtsrats der Flughafen-Gesellschaft, sagte: „Wir müssen damit einfach noch mal in die Fraktionen und sprechen. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn jemand sich einbringt und Ideen hat.“
Marvin Pfister von der Freien Grünen Liste, der ebenfalls im Aufsichtsrat sitzt, sagte: „Die Fraktionen brauchen noch viele Informationen. Irgendetwas muss passieren, wir müssen schauen, ob es noch Sinn macht, den Flugplatz zu erhalten.“
Und SPD-Mitglied Jürgen Ruff betonte, dass das renommierte Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie den Platz auch nutze und sich nur deshalb in Konstanz angesiedelt habe. Er fände es gut, wenn der Beschluss von 2018 umgesetzt würde: „Da können alle mitgehen, auch die, die den Flugplatz ablehnen.“
Die Stimmung im Gemeinderat jedenfalls ist in Bezug auf den Flughafen angespannt. Wie gleich mehrere Gesprächspartner aus dem Gremium versicherten, scheue man sich, die Gegner des Flugbetriebs mit Ideen, wie Miller sie hatte, „zu verschrecken“.
Klare Worte fand hingegen Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee. Auch ihm hatte Manuel Miller seine Ideen geschickt. Dazu sagte er: „Das sind gute Gedanken. Doch er ist nicht der Erste damit.“
Seit Jahr und Tag erlebe er, wie gute Gedanken zum Flugplatz verhallten. „Er wird eher geduldet als entwickelt, seit 30 Jahren, da liegt der Hase begraben.“ Er bedauere dies sehr: „Der Platz ist ein ungehobener Schatz für die Stadt, nicht nur touristisch.“