In die Debatte um die geplanten Wohnungen auf der Jungerhalde/West schalten sich jetzt auch der Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) und Marion Klose, Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt, ein. Die Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad (BAS) kritisiert die Planungen nämlich.

Die 200 bis 250 Wohnungen sind ihr zu viel, die bis zu fünfstöckigen Neubauten zu hoch. Die Allmannsdorfer sagen, sie fürchten einen zu starken Eingriff in das Ortsbild und den Naturraum, denn auch der Hockgraben ist nahe. Sie wollen in die Debatte mit einbezogen werden – und zwar bevor der Architektenwettbewerb in einigen Monaten startet.

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Auf SÜDKURIER-Anfrage sagt Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) jedoch, dass es bereits viele Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger gebe. Und Marion Klose ergänzt, dass in einer Online-Veranstaltung Anfang Januar interessierten Bürgern sämtliche Infos präsentiert und auf Fragen eingegangen worden sei.

Wunsch nach mehr Bürgerbeteiligung

Die BAS hingegen sagt, ältere Mitbürger hätten Probleme gehabt, sich so zu beteiligen. Sven Martin, der Vorsitzende, wünscht sich, dass gewartet wird, bis wieder eine richtige Bürgerbeteiligung möglich und also die Pandemie vorbei ist.

Dem widerspricht Marion Klose: „Im Gegensatz zur Behauptung der BAS haben sich zum Abschluss der Veranstaltung zahlreiche Teilnehmer sehr positiv über das gute und informative Format geäußert.“ Bezahlbarer Wohnraum sei den meisten wichtig gewesen, das hätte die Umfrage zum Schluss ergeben.

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Und genau das soll im Gebiet Jungerhalde/West umgesetzt werden: 50 Prozent der Wohnungen sind für Menschen mit wenig und 40 Prozent für Menschen mit mittlerem Einkommen reserviert. Dazu noch ein neues Gerätehaus für die Feuerwehr.

Oberbürgermeister Burchardt sagt: „Die letzte stadtplanerische Entscheidung wird von dem Gremium getroffen, das von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt wurde: vom Gemeinderat.“ In Allmannsdorf und überall. Der Rat habe, so Burchardt, beim Thema Wohnen „in den letzten Jahren viele gute und kluge Entscheidungen getroffen“.

Hoher Bedarf an Wohnraum in Konstanz

In Richtung der Bürgerinitiative kritisiert Marion Klose: „Offenbar haben sich weder die Bürgergemeinschaft Allmannsdorf-Staad noch Herr Pantisano (der sich ebenfalls zu Wort gemeldet hatte, Anm. d. Red.) mit den Beschlüssen des Gemeinderates befasst.“

Das Handlungsprogramm Wohnen sei ein Programm, das Markteingriffe in einem angespannten Wohnungsmarkt vorsieht. „Damit Konstanz für alle Bevölkerungsgruppen Wohnraum bieten kann.“ Das Programm sei vom Gemeinderat beschlossen und Ergebnis einer sehr ausführlichen Wohnungsbaudebatte. „Die Jungerhalde ist eines der Planungsgebiete, die erforderlich sind, um den Bedarf an Wohnraum in Konstanz zu decken.“

Doch was ist mit der Sorge der Bürgervereinigung, dass die Neubauten nicht ins dörfliche Bild von Allmannsdorf passen könnten – und dass zu stark in den Naturraum eingegriffen werde? Zwar sind die drei Hektar, auf denen gebaut werden soll, vornehmlich Ackerland. Aber sie grenzen an ein geschütztes FFH-Gebiet.

Klose weist dies zurück: Der sensible Landschaftsraum mit dem Bodensee als Ökosystem bleibe erhalten. „Einem ‚Anstückeln‘ von Quartieren ist deutlich zu widersprechen“, sagt die Leiterin des Stadtplanungs- und Umweltamtes. Und ohnehin, fährt sie fort, bediene sich die Bürgerinitiative eines Bildes, das es so gar nicht gebe.

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Die Allmannsdorfer fürchten, dass die Bebauung aussehen könnte wie die Hochhäuser gegenüber an der Mainaustraße. Marion Klose widerspricht dem: „Tatsächlich ist vorgesehen, das Projekt mit hohen Qualitätsstandards zu realisieren, sowohl was den sozialen Bereich betrifft als auch den ökologischen.“ Damit sind gemeint, wie Klose aufzählt: eine gute soziale Durchmischung, minimale Flächenversiegelung, maximal begrünte Fläche, ökologische Freiflächen und Biodiversität.

Mit begrünten Dächern oder Gärten auf dem Dach und Regenwassernutzung. Gebaut werden solle in Holzbauweise und mit wiederverwendbaren Materialien. All diese Vorgaben dienten als Grundlage für den Architektenwettbewerb. Genauso wie die von der Bürgerinitiative besonders kritisierte maximal fünfgeschossige Holzbauweise. „In Anlehnung an die umgebende Bebauung“, sagt Marion Klose.

Angst vor baulichen Fremdkörpern

Doch was ist die umgebende Bebauung? Das sind das Gartencenter Spiegel sowie die Wohnblocks aus den 1980er-Jahren an der Mainaustraße. Und die seien laut der Bürgerinitiative keinesfalls repräsentativ für Allmannsdorf. Denn der Ortsteil, so Sven Martin, sei von kleineren und dörflicheren Wohneinheiten geprägt.

Alexander Gebauer (l.), Ehrenvorsitzender der Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad, und Sven Martin, Vorsitzender, vor den Häusern an ...
Alexander Gebauer (l.), Ehrenvorsitzender der Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad, und Sven Martin, Vorsitzender, vor den Häusern an der Mainaustraße. | Bild: Eva Marie Stegmann

„Ich wünsche mir eine ergebnisoffene Bürgerbeteiligung“, sagt er. Schreibe man vieles schon fest, etwa die fünf Geschosse, sei doch absehbar, „dass zusätzlich zu der Naturraumversiegelung weitere bauliche Fremdkörper entstehen.“ Dies sei in vielen vergleichbaren Fällen so gewesen, zum Beispiel bei den Hafenvillen oder an der Ruppanerstraße.

Im Unterschied zu diesen Projekten, die von Investoren zu Höchstpreisen vermarktet werden, will an der Jungerhalde die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wobak bauen. Dass die Bürgervereinigung selbst protestiert, wenn die Wobak baut, führe zu ständigen Verzögerungen, ärgert sich Marion Klose. Sie sagt: „Keine Stadt kann Zuzug steuern, sehr wohl aber den Wegzug derjenigen verhindern, die in Konstanz bleiben wollen und die hier gebraucht werden. Aber ohne Wohnraum wird das nicht gelingen.“

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Damit ist sie auf einer Linie mit der Mehrheit im Gemeinderat, nur die Freie Grüne Liste ist gegen die Pläne an der Jungerhalde – vornehmlich wegen des befürchteten Eingriffs in den Naturraum. Auch der Mieterbund Bodensee hat das Bauvorhaben jüngst in einer Pressemitteilung als fortschrittlich gelobt – und die Bürgerinitiative Allmannsdorf-Staad als „destruktiven Dagegen-Club“ kritisiert.