Der Mieterbund Bodensee geht die Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad in einem Statement scharf an. Grund sind Sorgen der Anwohner, die diese im Zusammenhang mit dem geplanten Neubaugebiet Jungerhalde/West geäußert haben. Dort will die Stadt 200 bis 250 Wohnungen für untere und mittlere Einkommen in bis zu fünfstöckigen Häusern bauen.
Die Bürgervereinigung hatte Fragen gestellt: zum Umweltschutz (das Gebiet grenzt an ein Schutzgebiet) und zum Ortsbild. „Allmannsdorf ist ein alter, gewachsener Ort mit dörflicher Struktur“, so Sven Martin, Vorsitzender des Vereins.
Vorwurf: Kampagne gegen bezahlbares Wohnen
Er und die anderen Mitglieder fürchten Hochhäuser. Das kommentiert der Vorsitzende des Mieterbunds, Herbert Weber, nun so: „Die Bürgergemeinschaft Allmannsdorf-Staad hat sich zum destruktiven Dagegen-Klub entwickelt.“ Die Einwürfe der Allmannsdorfer seien eine Kampagne gegen flächensparendes und vor allem auch bezahlbares Wohnen.
„Die Wortführer der Bürgergemeinschaft zeichnen ein Zerrbild der Planungen“, schießt Weber gegen den Allmannsdorfer Trupp.
Vermutung, wie die Siedlung aussehen wird
Geplant werde keine Hochhaus-Siedlung im Geist der 70er-Jahre, sondern ein modernes, familiengerechtes Quartier, in dem sparsam mit Grund und Boden umgegangen und Prinzipien des Klimaschutzes beachtet würden, ist er sicher.
Genau diese Angst vor Hochhaus-Siedlungen hatte jüngst Alexander Gebauer, Ehrenvorsitzender der Bürgervereinigung, in einem Artikel des SÜDKURIER geäußert. Denn gegenüber der Jungerhalde/West entstanden in den 80er-Jahren genau diese Art von Gebäuden an der Mainaustraße.
Mieterbund-Chef: Privilegierte, die Argumente vorschieben
Doch der Mieterbund-Chef kann das nicht nachvollziehen. Er bezeichnet es als „beschämend, dass Privilegierte, die in großzügigen Wohnungen in einem schönen Stadtteil leben, andere Menschen mit vorgeschobenen ökologischen Argumenten aus der Stadt heraus haben wollen“.
Martin und Gebauer kontern
Sven Martin und Alexander Gebauer können darüber nur die Köpfe schütteln. „Hier wird der Versuch unternommen, Bodenseenaturraum und Bürger, die (bezahlbaren) Wohnraum suchen, gegeneinander auszuspielen“, so Martin auf Anfrage.
Bürgervereinigung kämpft gegen Spekulanten
Dass man sich gegen bezahlbaren Wohnraum stelle, sei schlicht falsch. „Die Bürgervereinigung kämpft seit Jahren für bezahlbaren Wohnraum und gegen Spekulanten und Investoren, die Renditeobjekte realisieren und damit bezahlbaren Wohnraum vernichten.“ Sein Wunsch: Dass die Stadt die Bürger beteiligt. „Wie am Hafner oder bei der Litzelstetter Ortsmitte.“
Online-Meeting reicht nicht
Das Online-Meeting mit Vertretern des Bauamts und Bürgern Anfang Januar sei zu wenig. Dabei sei nicht herausgearbeitet worden, wie ein neues Quartier ins Gesamtkonzept des Ortsteils passe. Sven Martin: „Einfach hier und da mal ein Quartier ‚anstückeln‘, geht nicht. Vier- bis fünfstöckige Gebäude mit einem Ökoanstrich in Form einer Holzverschalung sind sicher nicht passend.“
Wie genau die Gebäude aussehen werden, ist noch gar nicht klar, wohl aber Höhe und Wohnungszahl. Die Stadt will den Architektenwettbewerb demnächst starten.
Luigi Pantisano meldet sich
Im Gespräch mit dem SÜDKURIER sagte Sven Martin, dass er in der Wohnungspolitik von den Ideen des ehemaligen Oberbürgermeisterkandidaten Luigi Pantisano (Linke) angetan war, obwohl Martin selbst der CDU angehört.
Pantisano springt den Allmannsdorfern auf Facebook bei und schreibt: „Leider ist es aber so, dass durch den Neubau von Wohngebäuden auf ‚der Wiese‘ keine oder kaum zusätzliche bezahlbare Wohnungen entstehen.“
Verdrängte Konstanzer?
Stattdessen würden Konstanzer durch Mietsteigerung in den Bestandsimmobilien aus ihren Wohnungen in der Altstadt oder am See an den Rande der Stadt, etwa an die Jungerhalde, gedrängt. Das würde nur Spekulanten etwas bringen, fürchtet der Stuttgarter Stadtrat. Wirksamere Methoden seien strenge Regeln bei Mietpreisen, wie man es in Berlin sehe, oder auch der Rückkauf von Wohnraum.
Sven Martin sagt: „Ich begrüße den konstruktiven Beitrag. Dieser Blick von außen ist hilfreich“. Die Stadtverwaltung Konstanz hat unterdessen auf Anfrage ein Statement für den Freitag angekündigt.