Optimismus ist das Gebot der Stunde. Karin Becker, Intendantin des Konstanzer Stadttheaters, bleibt also optimistisch, ist gleichzeitig ein klein wenig kämpferisch und versucht mit einer gehörigen Portion Mut, Theater möglich zu machen.
„Wir wollen uns von Corona nicht alles diktieren lassen“, meint sie ein wenig aufmüpfig. Auch wenn aktuell nichts sicher ist – außer der Ungewissheit – will sie mit ihrem Ensemble bereits am 8. Mai die Freiluft-Theatersaison auf dem Münsterlatz eröffnen.
Premieren des Sommertheaters
„Ich habe Vertrauen in die Landesregierung, dass wir die Landesverordnungen rechtzeitig bekommen“, sagt Karin Becker und fügt im Hinblick auf die Witterungsbedingungen an: „Ich habe mir das Wetter in Konstanz der vergangen 17 Jahre angeschaut: Im Mai gab es die wenigsten Regentage.“
Die Bühne ist bereits bestellt, Plan A, B, C und D in der Schublade – denn noch weiß niemand, wann und vor wie vielen Zuschauern gespielt werden darf. „Wir bauen auf die Erfahrungen des vergangenen Jahres auf und haben ein ausgefeiltes Hygienekonzept, damit die Zuschauer ein sicheres Theater erleben können“, erläutert Mela Breucker, die die Produktionsleitung für die Münsterplatz-Theateraufführungen innehat.
Mehr Zweier-Sitzgruppen, sogenannte Inseln, seien geplant. Drei Sitzplatzvarianten hat das Theater ausgearbeitet. An den Start geht das Team zunächst mit 258 Plätzen. Eine Ausweitung auf 400 Plätze sei problemlos möglich und: „Wir können bis zu 600 Plätze aufbauen“, so Karin Becker.
„Wir prüfen auch die Möglichkeit von Apps und Schnelltests“, fügt Mela Breucker an und meint (wohlwissend, dass Regeln sich ständig ändern können): „Wichtig ist eine gute, offene Kommunikation. Auf unserer Homepage veröffentlichen wir die aktuellen Informationen.“
Orwell und Shakespeare
„Mit dem Mai wird alles besser“, gibt Karin Becker als Losung aus. Sie weiß, wie wichtig es jetzt ist, den Menschen wieder etwas zu bieten und etwas zu geben, worauf sie sich freuen können, nämlich Schauspiel. „Die Kulisse an der frischen Luft in der Natur ist im Preis inbegriffen“, scherzt sie.
Mit einem Stück Weltliteratur für ein junges Publikum startet das Theater am 8. Mai in die Freiluft-Saison auf dem Münsterplatz: „Die Farm der Tiere“ nach George Orwell. Die Tiere rebellieren gegen die Menschen, die sie unterdrücken, doch auch unter der Herrschaft der Schweine sind Willkür und Gewalt an der Tagesordnung.

„Die Revolution frisst ihre Kinder“, bemerkt Chefdramaturgin Doris Happl, fügt aber sofort an: „Der Regisseur versucht, in der dystopischen Fabel eine positive Wendung zu finden, und überlegt, wie es besser hätte ausgehen können.“ Regisseur Leandro Kees sei Tänzer und Choreograf, so Happl, und folgert daraus: „Es wird sicherlich ein sehr körperlicher Abend mit großen, bunten, visuellen Bildern.“
Theater-Dreirad spielt eine Rolle
Ab dem 19. Juni bringt das Theater Konstanz die Besucher auf dem Münsterplatz mit „Viel Lärm um nichts“ von William Shakespeare nach Sizilien. „Die Mafia und ein Pool spielen eine Rolle“, macht Doris Happl neugierig, zumal Regisseurin Susi Weber auch „Ape“ in die Komödie integrieren werde, das bekannte dreirädrige Theater-Fahrzeug der Marke Piaggio.
Happl bezeichnet Susi Weber als clever und humorvoll. Ape werde aber keinesfalls Benedikt und Beatrice, eines der berühmtesten Liebespaare der Weltliteratur, die Schau stehlen, denn politische und private Intrigen stehen bei Shakespeare selbstredend im Vordergrund.
„Aller guten Dinge sind drei“, meint Karin Becker vielsagend, denn das Theater erobert mit dem Hof des Wessenberghauses einen weiteren Freiluft-Spielort. Am 25. April soll dort die Premiere des Kinderstücks „Bär im Universum“ von Dea Loher gefeiert werden. „Hinreißend und mit Leichtigkeit und Humor hat die Autorin über den Klimawandel geschrieben“, laudiert Doris Happl und erzählt von dem Eisbären, dessen Eisscholle schmilzt. Somit muss er auf die Suche gehen, um eine bessere Welt zu finden.
Bühnenbild aus Plastikabfällen
Das Besondere an der Konstanzer Inszenierung ist das Upcycling-Bühnenbild, das aus Plastikabfällen gebaut wird, welche das Theaterpublikum gespendet habe. „Die ganze Bühne des Theaters ist derzeit voll mit Plastik. Daraus werden Tiere gebastelt“, verrät Doris Happl.
„Ich freue mich wahnsinnig, wenn wir die Öffnung hinbekommen und endlich spielen können“, sagt Karin Becker: „Es wird eine tolle, berührende Zeit mit wunderschönen Kulissen.“ Und was ist bei schlechtem Wetter? Die Intendantin antwortet mit einem Augenzwinkern: „Dann machen wir die Jacken zu.“