Auf die erste Seite seines Notizbuchs hatte Andreas Görwitz einen Spruch des griechischen Staatsmanns Perikles geschrieben: „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie gut vorbereitet zu sein.“ Auf eine Zukunft ohne ihn konnten sich seine Frau, die erwachsenen Kinder, der große Freundeskreis im Rotary-Club und darüber hinaus, seine Geschäftspartner und Weggefährten nicht vorbereiten. Nach der morgendlichen Laufrunde wieder an der Haustür angekommen, starb Andreas Görwitz am Morgen des 27. Mai völlig unerwartet.
Früh hat er Verantwortung übernommen. Geboren in Sao Paulo, kam er 1962 mit den Eltern nach Deutschland zurück, studierte in Mainz Betriebswirtschaft und lernte in Ingelheim die Pharma-Branche von der Pike auf kennen. Eine steile Karriere führte ihn 1999 zu Byk Gulden nach Konstanz, bei Altana war er Vorstand. Die goldenen Jahre durfte er, die bitteren musste er mitgestalten. Später wurde er Mitglied im Beirat der Schmieder-Kliniken und im Aufsichtsrat von Sunways.
Engagiert mit Weitsicht und Tatkraft
Hinter allem steht ein Mensch: Das Wissen darum führte ihn in sein gesellschaftliches Engagement. Im Rotary-Club Konstanz-Rheintor brachte er Weitsicht und Tatkraft ein wie kaum ein anderer. Engagiert und bisweilen fordernd führte er den Hilfeverein, der in der Zeit fast 500.000 Euro erwirtschaftete – unter anderem mit seinem Herzensprojekt, dem jährlichen Benefizkonzert mit Geigerin Alina Pogostkina. Das Geld tat im In- und Ausland Gutes, etwa in den jahrelang in Konstanz durchgeführten Herzoperationen ukrainischer Kinder.
Weitere 100.000 Euro sammelte Andreas Görwitz ab 2022 für die Ukrainehilfe ein und machte so Sprachkurse für Geflüchtete hier und praktische Nothilfe vor Ort möglich. Fest mit seinem Namen verbunden ist auch das Programm b.free, wo junge Menschen engagiert, aber nie belehrend vor den Gefahren des Alkoholmissbrauchs bewahrt werden sollen. „Andreas verkörperte das Motto des selbstlosen Dienens durch und durch“, schreibt der Rotary-Club. 2024 hätte er ein zweites Mal das Präsidentenamt übernehmen sollen.
Netzwerk und Team waren ihm, der in jungen Jahren beinahe Profi-Fußballer geworden wäre, unendlich wichtig. So erinnert sich auch das Startup-Netzwerk Bodensee, das er mit seiner Manager-Erfahrung ehrenamtlich, kenntnisreich, kritisch und genau darin wertschätzend begleitete, an einen Mann mit Profil und Engagement. Zuletzt unterstützte er, wie seit jeher der Zukunft zugewandt, noch ein junges Unternehmen aus Allensbach im Bereich Elektromobilität.
Der zweite Satz im Notizbuch von Andreas Görwitz stammte übrigens von Goethe: „Erfolg hat nur drei Buchstaben: Tun“. Gerne hätte er noch mehr getan, sich weiter ins Kulturleben der Stadt eingebracht und gute Ideen großgemacht. Ihm und der ganzen Stadt war es nicht vergönnt.
Die Beerdigung von Andreas Görwitz findet am Freitag, 9. Juni, um 11 Uhr auf dem Konstanzer Hauptfriedhof statt.