Dass mancher Radfahrer in Konstanz rasant unterwegs ist, ist bekannt. Dass es besonders auf dem Radweg zwischen Brückengasse und Fischmarkt trubelig zugeht, ist ebenfalls nicht neu – zumal Radfahrer hier auf engem Raum in beiden Richtungen unterwegs sind, sich den Platz teilweise mit Fußgängern teilen müssen und im Bereich der Haltestelle Konzilstraße stadteinwärts auch noch Busfahrgäste den Weg queren.
Auf diesem Abschnitt ereigneten sich laut polizeilicher Unfallsstatistik seit 2020 bis heute fünf Unfälle, bei denen Radler zusammenstießen. Einer davon endete tragisch: Eine 80-jährige Pedelec-Fahrerin starb im November 2022 zwei Tage nach dem Zusammenprall mit einem 30-jährigen Radler. Beide trugen keinen Helm. Dieser Vorfall brachte dann auch die Freie Grüne Liste (FGL) dazu, die Umgestaltung des Radwegs zu beantragen.
„Besonders die Tatsache, dass es sich beim Radweg um einen Zweirichtungsradweg handelt, bei dem die stadtauswärts Fahrenden bei einer Gefahrensituation auf die Straße abgedrängt werden oder ausweichen müssen, muss verändert werden“, schrieb Stadträtin Gisela Kusche im FGL-Antrag, über den am Donnerstag, 9. Februar, ab 16 Uhr im Technischen und Umweltausschuss (TUA) abgestimmt wird.
Und weiter: „Der Radweg ist viel zu schmal. Aus unserer Sicht muss zumindest der Radverkehr stadtauswärts auf die Straße verlegt werden.“

Ein Mittelstrich soll helfen
Doch die Stadt sieht die bestehende Lösung als die beste an. Der Radweg erfülle baulich alle Anforderungen. Deshalb schlägt die Verwaltung vor, alles so zu lassen, wie es ist.
Zumindest fast: Zwischen Brückengasse und Fischmarkt könnte ein Mittelstreifen auf den Radweg aufgebracht werden, der immerhin die beiden Fahrtrichtungen für Radler markiert. Ansonsten stellt der Konstanzer Radverkehrsbeauftragte Gregor Gaffga drei Varianten zum Status Quo vor, die aus seiner Sicht aber alle Nachteile haben.

Zwei dieser Ideen sehen vor, dass der Radverkehr auf die Autofahrbahn verlegt würde – was die Stadt angesichts des hohen Verkehrsaufkommens als noch gefährlicher für Radfahrer ansieht als die bestehende Lösung.
Da würde auch nicht wie in Variante 2 die Markierung eines 1,5 Meter breiten Schutzstreifens (weiße gestrichelte Linie) nur stadtauswärts für Radfahrer auf der Fahrbahn helfen, denn dieser würde ständig von Autos überfahren. Für die Markierung eines roten Radstreifens ist auf der nur 6,5 Meter breiten Straße auch kein Platz.
Bei Variante 3 würde der bisherige Rad- und Fußweg zu einem reinen, sehr breiten Gehweg umgewidmet und die Radfahrer würden in beiden Richtungen – ohne Schutzstreifen – auf der Fahrbahn radeln.
Frontale Kollisionen von Radlern würden damit wegfallen, doch hier hat Gaffga dieselben Bedenken wie bei Lösung 2. „Auch ist damit zu rechnen, dass der bisherige Radweg illegal durch Radfahrende genutzt wird, die sich auf der Fahrbahn nicht sicher fühlen“, ergänzt er in der Vorlage.

Bleibt noch Variante 4, die Entfernung des bisherigen Zweirichtungsradwegs. Es könnte der gesamte Straßenraum umgebaut werden, sodass für Radfahrer auf beiden Straßenseiten Schutzstreifen angelegt werden und ein eigener Fußweg entsteht.
Doch erstens hat die Stadt derzeit zu wenig Geld und zweitens sind dies Überlegungen, die erst mit dem C-Konzept umgesetzt werden könnten. Und dafür müssten zunächst der Bahnhofplatz und der Fischmarkt umgebaut werden. Wann das passiert, steht in den Sternen.
Wie viel Geduld haben die Stadträte?
So schlägt die Verwaltung vor, mal wieder abzuwarten und „zu beobachten, wie sich durch die Sperrung des Bahnhofplatzes für den motorisierten Individualverkehr die Verkehrsstärken in der Konzilstraße mittelfristig entwickeln“. Mal sehen, ob die TUA-Mitglieder so viel Geduld haben.