Die Abfallberge auf der ehemaligen Mülldeponie Klein Venedig, die sich im vergangenen Jahr nach Jugend-Partys häuften, sind Schnee von gestern. In diesem Jahr scheint alles ein bisschen anders. Die feierfreudige Jugend kommt nicht mehr in Horden an das Seeufer und scheint sich sittsamer zu verhalten.

Außerdem haben weitere Generationen das schöne Fleckchen Erde direkt bei der Grenze zur Schweiz für sich entdeckt. Katrin Rosenthal, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, kann nach vorläufiger Einschätzung bestätigen, dass bislang weniger Delikte auf Klein Venedig zu verzeichnen gewesen seien.
Erklären kann sich dieses Phänomen niemand so genau. Tino Schumann, Mitbetreiber der See-Oase, der kleinen, saisonalen Gastronomie-Einheit auf Klein Venedig, jedenfalls stellt positiv erstaunt fest: „Dieses Jahr war es ganz anders. Es war ruhig und es gab kaum Polizeieinsätze.“ Verblüfft ist auch Manfred Hölzl vom Präventionsrat: „Es ist komplett komisch: Die Jungen sind nicht da, nur ab und zu hocken sie bei der alten Grillstelle.“
Kein Vergleich zum Vorjahr
Klein Venedig wurde auf Betreiben des Präventionsrats extra aufgehübscht, damit die Jugendlichen eine weitere Aufenthaltsmöglichkeit haben. Ziel war es, die Problemstellen Herosé-Park und Schänzle zu entzerren. „Im vergangenen Jahr waren an manchen Abenden geschätzte 500 Jugendliche auf Klein Venedig“, berichtet Manfred Hölzl.
Von Vorteil sei die See-Oase mit gestandenen Konstanzer Gastronomen als Betreiber gewesen. Den Begriff „soziale Kontrolle“ spricht Manfred Hölzl nicht aus; er beschreibt eher das Vorgehen in Sachen Prävention: „Vor 23 Uhr haben die Betreiber noch mal kräftig Musik gemacht, damit die Jugendlichen sich auspowern und ihre Aggressionen rauslassen konnten. Dann klopfen sie sich schon nicht.“ Das sei in Absprache mit dem Bürgeramt, dem Kommunalen Ordnungsdienst und der Polizei geschehen.

Wo sind die Jugendlichen jetzt hin?
Auch Manfred Hölzl fragt sich, wo die Jugendlichen geblieben sind, die im vergangenen Jahr auf Klein Venedig Halli Galli gemacht haben. Denn auch Herosé-Gelände und Schänzle seien auch nicht mehr so hochfrequentiert wie in den beiden Vorjahren, so Hölzl und wertet: „Kein Vergleich!“ Ein Grund, warum die Jugend sich weniger am Seeufer aufhielten, sei, so vermutet er, dass die Clubs wieder offen hätten. Was ihm hingegen unerklärlich ist: „Wo sind die 15- bis 17-Jährigen? Die finden wir nicht.“
Tino Schumann geht auch davon aus, dass sich die Jugendlichen wieder bei derlei Veranstaltungen träfen. Jene, die sich auf Klein Venedig aufhielten, hätten sich anständig verhalten. Auch der elektrische Grill, den die Stadt Konstanz in diesem Jahr aufgestellt hatte, sei von unterschiedlichen Generationen gut angenommen worden. Bei diesem Prototyp handle es sich eindeutig um einen Mehrwert auf Klein Venedig.
Die Resonanz seitens der Besucher war groß
Wenn er auf diese Sommersaison auf Klein Venedig zurückblickt, ist Tino Schumann „voll des Lobes“, denn „die Resonanz war riesig“ und die Stadtverwaltung habe konstruktiv Lösungen realisiert, wobei er auch die Installierung eines Toilettenwagens hervorhebt. Wirklich Freude hatte er an dem kürzlich gebotenen Salsa-Abend in Kooperation mit der Tanzschule Tanzwerk.
Am frühen Abend gab es kostenlose Salsa-Workshops und im Anschluss eine Tanzparty. „Es war ein ausnehmend nettes, bunt gemischtes Publikum“, sagt Schumann. Jene, die nicht tanzen konnten oder wollten, hätten Spaß beim Zuschauen gehabt. Weil es so schön war, soll es am 15. September eine Wiederholung geben.

Sie wollen das Areal weiter aufwerten
Tino Schumann und sein Team würden gerne die See-Oase auf Klein Venedig weiterführen und qualitativ verbessern, denn „wir haben Freude daran“, sagt er. Allerdings bräuchten sie mehr Planungssicherheit, damit sich Investitionen auch lohnten; den zeitlichen Vorlauf für die entsprechende Realisierung dürfe man ebenfalls nicht außer Acht lassen.
Dem Präventionsrat ist ebenfalls an einer weiteren Qualitätssteigerung des Areals gelegen. „Es muss positiv daran weitergearbeitet werden“, stellt Manfred Hölzl fest. Der Rat möchte – neben dem, was bereits erfolgreich umgesetzt wurde, wobei die See-Oase als fester, unverzichtbarerer Bestandteil erachtet wird – auch einen Bereich für die freie Kultur schaffen.
Die Mischung macht‘s
Hölzl sprich von einer „Klein-Bühne, einem bisschen Licht und Stromanschluss, die kostenfrei die Möglichkeit bietet, sich im öffentlichen Raum präsentieren zu können“. Bis die vom Amt für Stadtplanung und Umwelt vorgesehenen Umwandlung des Klein Venedig in einen Bürgerpark realisiert werde, würden noch viele Jahre ins Land gehen, schätzt er.
Allerdings stellt nicht nur er diese Intention in Frage, denn die Nutzung als Festplatz für Zirkus, Konzerte und Sportveranstaltungen an dieser Stelle sei wichtig. „Es braucht eine Mischung“, ist der Vorsitzende des Präventionsrats überzeugt.