Um die Brennpunkte Herosé-Park und Schänzle zu entzerren, wurde im vergangenen Jahr von der Stadt Konstanz und auf Betreiben des Präventionsrates ein neues Freizeitangebot geschaffen: Klein Venedig sollte im Sommer zum Verweilen einladen und wurde von Jugendlichen zum Party-Areal gemacht.

Der positive Effekt: Die Verlagerung gelang und mit der von Konstanzer Gastronomen betriebenen Strandbar wurden alle Generationen angesprochen. Der Nachteil: Nach Ausschankende ging die Jugendparty erst richtig ab; an den Morgen nach solchen Hochtagen war das Areal vollkommen vermüllt.

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Der Präventionsrat und die Stadt Konstanz lassen sich davon nicht beirren, sondern wollen jetzt richtig Gas geben, um Jugendlichen eine Möglichkeit zum Feiern zu bieten, gleichzeitig aber Eskalationen zu vermeiden. „Was tun, wenn wieder die Post abgeht?“, wirft Manfred Hölzl, Vorsitzender des Präventionsrats der Stadt Konstanz, in den Raum. Diese Frage hat sich nicht nur dieses Gremium gestellt.

Vielmehr hat auf dessen Anraten der Gemeinderat ein Maßnahmenpaket beschlossen und dafür 30.000 Euro bereitgestellt, um ausufernde Partys einzudämmen, wie Hölzl berichtet. Grundlage sei die Umgestaltung des Geländes, das das Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU) in enger Kooperation mit dem Präventionsrat auf der Agenda hat.

In diesem Jahr soll die Attraktivität, unter anderem durch eine zusätzliche Grillstelle, gesteigert werden. Dafür engagieren sich unter ...
In diesem Jahr soll die Attraktivität, unter anderem durch eine zusätzliche Grillstelle, gesteigert werden. Dafür engagieren sich unter anderem Gabriele Weiner (links) und Manfred Hölzl (rechts) vom Präventionsrat sowie Anja Gabor (Mitte) vom Amt für Stadtplanung und Umwelt. | Bild: SK-Archiv |Scherrer, Aurelia

Wichtigster Punkt: Direkt am Uferweg sollen Hecken ausgedünnt und eine durchgehende Beleuchtung installiert werden, „damit es keine Versteckstellen gibt“, wie Hölzl sagt. So wäre der frequentierte Bereich nahe dem Seeufer – auch für die Polizei – einsehbarer. „Wenn es um Gewaltprävention geht, dann geht es um freie Sicht; das ist ein wesentlicher Punkt“, so Hölzl.

Das Areal soll attraktiver werden

Ungemütlich soll es aber nicht werden. Im Gegenteil: Klein Venedig soll weg vom toten Eck“, wie Hölzl sagt, „zu einem nutzbaren, beliebten Ort für die Konstanzer werden“, ergänzt Gabriele Weiner als Mitglied des Präventionsrates. So sei eine weitere Grillstelle an der Seeseite vorgesehen; zusätzliche Baumstämme als Sitzgelegenheit sollten ebenfalls bereitgestellt werden.

Um die Vermüllung des Geländes in den Griff zu bekommen, sollen die entsprechenden Abfallbehältnisse direkter an den frequentierten Bereich gelegt werden. Davon verspricht sich Manfred Hölzl einiges, aber: „Wir wünschen uns, dass von Seiten des Jugendamtes und der Jugendhilfe mehr Augenmerk auf die Prävention, gerade was Alkohol und Drogen anbelangt, gelegt wird. Damit sich nicht etwas entwickelt, was uns später auf die Füße fällt.“ Gabriele Weiner geht noch einen Schritt weiter und fordert dezidiert für Klein Venedig: „Wir hätten gerne Streetworker hier.“

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Gleichzeitig will der Präventionsrat in Kürze das Gespräch mit der Stadtverwaltung Kreuzlingen suchen. Schließlich hatte die Nachbarstadt ebenso wie Konstanz Probleme mit feiernden Menschen und deren Hinterlassenschaften, aber: „Die arbeiten es sehr gut ab; da können wir von ihnen lernen“, stellt Manfred Hölzl fest, der nicht nur an die Polizei, sondern an die dort eingesetzte Security denkt.

Der Konstanzer Gemeinderat hat jedenfalls im Dezember beschlossen, dass auch künftig der kommunale Ordnungsdienst Präsenz zeigen und wenn nötig – wie die Polizei auch – intervenieren solle. Zudem solle ämterübergreifend ein Präventionskonzept entwickelt werden.

Freiluft-Lounge für alle Generationen

Die Strandbar mit ihrer Sandkiste – von professionellen Gastronomen betrieben – soll es in diesem Jahr auch wieder geben. Schließlich solle Klein Venedig für alle Generationen etwas bieten; eine Mischung unterschiedlicher Altersklassen sei ebenfalls ein Baustein zur Prävention. Das Areal solle für alle Konstanzer attraktiv sein, sagt Eric Thiel, Geschäftsführer der Marketing und Tourismus Konstanz (MTK) GmbH.

Premiere feierte im vergangenen Jahr die Strand-Oase auf Klein Venedig. Das Konzept soll jetzt sukzessive verbessert werden, um ...
Premiere feierte im vergangenen Jahr die Strand-Oase auf Klein Venedig. Das Konzept soll jetzt sukzessive verbessert werden, um ausufernde Partys in den Griff zu bekommen. | Bild: SK-Archiv | Scherrer, Aurelia

„Was gibt es Schöneres, als nach der Arbeit noch ein Getränk direkt am See zu genießen?“, fragt er. Mit Blick auf die Premiere im vergangenen Jahr spricht er von „Kinderkrankheiten“, die jetzt sukzessive behoben würden. „Jedes Jahr wird es ein bisschen besser“, sagt er und meint: „Blick nach vorne! Es geht um die Perspektive. Nach dem Corona-Winter kehrt die Lebensfreude zurück.“

„Wichtig ist, dass dieses Mal schnell gehandelt wird, damit es nicht zum Hotspot wird“, sagt Hölzl, denn mit dem Beginn der Schönwetter-Periode „muss alles stehen, denn dann geht es rund.“ Gabriele Weiner wird sehr konkret: „Es geht ums Tempo. Das sollte bis Ostern fertig sein – zum Beginn der Freiluft-Saison.“

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Die Mitglieder des Präventionsrates denken zudem in alle Richtungen und an das Miteinander auf Klein Venedig, denn auch professionelle Veranstalter haben in diesem Sommer wieder etwas vor. In ersten Gesprächen sei schon deutlich geworden: „Alle, mit denen wir gesprochen haben, wollen die Sand-Oase in ihre Konzepte einbinden; sie sehen es als Mehrwert“, berichtet Manfred Hölzl.

Sommerkonzerte mit Jan Delay und Mark Forster

So plant Kokon Entertainment von und mit Dieter Bös bereits Freiluft-Sommerkonzerte vom 7. bis 9. Juli 2022. Warum gerade auf Klein Venedig? „In welcher Stadt gibt es denn sowas?“, stellt er die Gegenfrage und erläutert sofort: „Von der Fußgängerzone ist man in zehn Minuten auf dem Veranstaltungsplatz, der wiederum direkt an der Schweizer Grenze liegt und die Verbundenheit mit den Nachbarn zeigt.“

Dieter Bös und Xhavit Hyseni von Kokon Entertainment planen im Juli Sommerkonzerte auf Klein Venedig.
Dieter Bös und Xhavit Hyseni von Kokon Entertainment planen im Juli Sommerkonzerte auf Klein Venedig. | Bild: SK-Archiv | Oliver Hanser

Er denkt an die zahlreichen, namhaften Künstler aus dem Ausland, die früher beim Zeltfestival aufgetreten sind. „Sie waren verblüfft, denn sie haben ein ganz anderes Verhältnis zu Grenzen“, erzählt Dieter Bös. Allerdings solle „dem Filetstück in traumhafter Lage mehr Bedeutung beigemessen werden“, findet er, der froh ist, wenn „das Drumherum“ endlich aufgewertet werde.

Drei Konzerte will Dieter Bös mit seinem Team dort veranstalten. „Die Veranstaltungen sind schon beantragt“, sagt Dieter Bös. Für den 7. Juli hat er Jan Delay & Disko No. 1 geplant, und am 9. Juli soll Mark Forster auftreten. Mit den Künstlern, die am 8. Juli auftreten sollen, ist Kokon Entertainment noch in Verhandlungen.