Auf Klein Venedig kam es auch in der vergangenen Freitagnacht wieder zu einzelnen Zwischenfälle, wie Thomas Schmid vom Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Konstanz am Sonntagmittag auf SÜDKURIER-Nachfrage bestätigt. Jedoch sind sie nicht zu vergleichen mit den Randalen, die sich in den Wochen zuvor auf dem Areal ereignet hatten.

Zu Spitzenzeiten hätten sich diesmal in der Nacht von Freitag auf Samstag rund 300 bis 400 Personen im Bereich Klein Venedig aufgehalten, überwiegend im Alter zwischen 15 und 20 Jahren, so Schmid: „Es kam zu kleineren Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, aber auch zu Schlägereien.“ Drei Personen seien dabei verletzt worden. Zur Schwere der Verletzungen konnte Schmid am Sonntag noch keine Angaben machen. Zudem seien die Fensterscheiben des Kassenhäuschens beim Riesenrad auf Klein Venedig mit einem Abfalleimer eingeschlagen worden. Meldungen zu Diebstählen lagen am Sonntag keine vor.

Das Kassenhäuschen des Riesenrads auf Klein Venedig, dessen Fensterscheibe in der Nacht von Freitag auf Samstag eingeschlagen wurde. Von ...
Das Kassenhäuschen des Riesenrads auf Klein Venedig, dessen Fensterscheibe in der Nacht von Freitag auf Samstag eingeschlagen wurde. Von den Schäden ist am Sonntag nichts mehr zu sehen, da die kaputte Scheibe bereits ausgetauscht wurde. | Bild: Oliver Hanser

Die Polizei war laut Schmid mit dem sogenannten Regeldienst des Polizeireviers sowie Zusatzkräften vor Ort, darunter eine Streife der Bundespolizei, die Polizeihundestaffel aus Singen und Kräfte der Wasserschutzpolizei. Auch Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) der Stadt seien im Einsatz gewesen. Die Polizei habe entsprechende Platzverweise erteilt und gegen 3 Uhr am Samstagmorgen habe sich „alles aufgelöst“. Die Nacht von Samstag auf Sonntag verlief dann nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei ruhig – wohl auch wetterbedingt, wie Schmid vermutet.

Der friedliche Anfang

Die Vorfälle am Freitag stellen jedenfalls keinen Vergleich dar zu dem, was sich auf Klein Venedig in den beiden Wochen zuvor ereignet hatte. Der Leiter des Konstanzer Polizeireviers, Andreas Breuning, sprach von „richtigen Gewaltexzessen“, als er Ende vergangener Woche zu den Ereignissen im Gemeinderat Stellung bezog. Seinem Sachstandsbericht war eine Anfrage der CDU-Fraktion vorausgegangen.

Andreas Breuning, Leiter des Polizeireviers Konstanz.
Andreas Breuning, Leiter des Polizeireviers Konstanz. | Bild: Timm Lechler/SK-Archiv

Wie zuvor bereits die Leiterin des Konstanzer Bürgeramts, Gabriele Bossi, betont hatte, erklärte auch Polizeirevierleiter Breuning den Konstanzer Stadträten, dass das Ziel erreicht worden sei, durch die Aufwertung von Klein Venedig eine Ausweichfläche für Feiernde zu schaffen. Und um damit die Bereiche rund um den Herosé-Park und das Schänzle zu entlasten.

Man habe zwar bereits seit Juni beobachten können, dass es zu Aufrufen über digitale Kanäle gekommen sei, „nach dem Motto: zunächst mal saufen am Schänzle, anschließend saufen auf Klein Venedig. Es war eigentlich schon angekündigt, dass es darum ging, so richtig – ich sage es frei heraus – die Sau rauszulassen und richtig Party zu machen.“ Doch auch wenn sich auf Klein Venedig teilweise pro Nacht über 1500 Personen aufgehalten hätten, „haben wir bis vor zwei Wochen überwiegend nur über die Problematiken Lärm und Müll geredet“, so Breuning weiter.

Die Bilanz des Schreckens

Das änderte sich Mitte September, als „das Ganze gekippt und eskaliert“ sei, wie der Revierleiter ausführte, bevor er am Donnerstagabend über die vorangegangenen Wochenenden berichtete, als es zu mehreren Körperverletzungen, Diebstählen, sexuellen Belästigungen und einer Brandstiftung kam. „Wenn man diese Gewaltdelikte anschaut, geht es nicht nur um einzelne einfache Faustschläge“, betonte Breuning. „Sondern es geht darum, dass Personen, die am Boden liegen, mit Füßen getreten werden, gezielt gegen den Kopf geschlagen werden“, machte er das Ausmaß der Gewalteskalation auf Klein Venedig deutlich.

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Die zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte hätten dies nicht verhindern können. „Wir haben den ganzen Sommer hindurch jede Nacht massiv zusätzliche Einsatzkräfte vor Ort gehabt und trotzdem war es schlicht und ergreifend nicht möglich, insbesondere in den letzten beiden Wochen, diese Exzesse zu verhindern.“ Er betonte aber zugleich: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir eine weitere Eskalation verhindern konnten.“ So habe die Polizei etliche Täter festnehmen können.

Die Herkunft der Feiernden und Randalierer

„Die Frage stellt sich natürlich: Warum kam es zu diesen Exzessen?“, sagte Breuning gegen Ende seiner Ausführungen im Konstanzer Gemeinderat. Diese Frage könne er zwar nicht abschließend beantworten. Festzustellen sei aber, „dass es sich rumgesprochen hat: Auf Klein Venedig ist es toll, in Konstanz an sich ist es schön.“ So stelle man seit mehreren Wochen einen starken Zulauf von Personen aus dem gesamten Landkreis Konstanz fest, denen es teilweise nur darum gehe, Randale zu machen, wie der Polizeirevierleiter erklärte.

„Wir haben eine Person, die wir festnehmen konnten, aus dem Bereich Gailingen. Wir haben teilweise aus dem Stuttgarter Raum Personen da, die gezielt am Wochenende nach Konstanz kommen, nur um auf Klein Venedig Party und Theater zu veranstalten.“ Und auch aus der Schweiz kämen Personen deshalb über die Grenze. „Weil sie merken, man kann auf Klein Venedig offensichtlich so feiern und die Kontrolle ist dort nicht so gegeben. Und man merkt natürlich auch, das muss man zugeben, dass die Polizei mit Unterstützung des KOD nicht in der Lage ist, alles zu verhindern.“

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So seien etwa aus der Schweiz Tätergruppen nach Klein Venedig gekommen, die gezielt Handys und Geldbeutel gestohlen, die Beute zurück über die Grenze gebracht und dort gebunkert hätten, um anschließend ihre Diebestour auf deutscher Seite fortzusetzen. „Zumindest ein Lager hat man ausfindig gemacht. Die Ermittlungen laufen, man konnte vereinzelte Täter festnehmen“, sagte Breuning. Gemeinsam mit den Schweizer Kollegen sei man daran, diese kriminellen Strukturen aufzuklären.

Der Plan für die kommende Saison

Stellt sich die Frage, wie solche Eskalationen auf Klein Venedig künftig verhindert werden können. Bürgeramtsleiterin Gabriele Bossi erklärte im Konstanzer Gemeinderat, dass unmittelbar nach den ersten Vorfällen Mitte September ein kurzfristiges Treffen mit den zuständigen Behördenvertretern aus Kreuzlingen stattfand.

Gabriele Bossi, Leiterin des Bürgeramts der Stadt Konstanz.
Gabriele Bossi, Leiterin des Bürgeramts der Stadt Konstanz. | Bild: Aurelia Scherrer/SK-Archiv

„Wir haben mit den Schweizer Kollegen vereinbart, dass wir in Zukunft sehr viel enger zusammenarbeiten werden. Heißt, wenn irgendwelche Bewilligungen anstehen, dann werden wir das miteinander abstimmen“, so Bossi. Zudem würden künftig ab 22 Uhr gemeinsame Kontrollen von KOD und einer Schweizer Sicherheitsfirma stattfinden, „sofern das personell irgendwo möglich ist.“

Auch solle ab 1 Uhr nachts „ganz klar und deutlich gegen die Störer vorgegangen werden, in Zusammenarbeit mit Polizei und Grenzwacht.“ Es sei eine grenzüberschreitende Arbeitsgruppe eingerichtet worden, um die Ereignisse der vergangenen Wochen zu analysieren und Vorkehrungen für die kommende Saison zu treffen, erklärte die Bürgeramtsleiterin weiter.

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Oberbürgermeister Uli Burchardt jedenfalls stellte nach den Ausführungen des Polizeirevierleiters im Gemeinderat klar: „Wie der Vortrag zeigt, kann man über Prävention viel reden. Wenn die Tätergruppen von überall herkommen, um Randale zu machen, hilft nur noch Gegendruck und entsprechende polizeiliche Aktivität. Ich will, dass wir das Mögliche tun, dass wir das für nächste Saison dann vorbereitet und am Start haben.“

Uli Burchardt, Konstanzer Oberbürgermeister.
Uli Burchardt, Konstanzer Oberbürgermeister. | Bild: Lukas Ondreka/SK-Archiv

Die Verwaltung werde ihren Teil dazu beitragen, und er hoffe, „dass das Land Baden-Württemberg seinen Teil dazu beiträgt, uns entsprechend personell auszustatten, damit wir da hart und massiv dagegen vorgehen können“, so der OB.