Verrottet ist nichts auf dem Areal zwischen Reichenau-/Opel- und Reisstraße, obwohl der Pharmahersteller Dr. Kade bereits im April 2019 den Standort Konstanz aufgegeben hat. Ganz im Gegenteil: Die Büros sind in Schuss und die Labore sehen aus, als könne dort sofort mit der Arbeit begonnen werden. Darüber staunen auch die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses, die eine Führung durch einige Gebäude bekamen. Ein wesentlicher Grund für die Aktion: Das Grundstück wurde in vier Quadranten unterteilt; zwei Drittel sind nun verkauft.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Viertel hat CRS Prüftechnik GmbH erworben. Die Firma wurde 1994 gegründet und hatte zuletzt zwei Standorte: Konstanz und Meersburg. Die Produktionsstätte, die in Meersburg war, und die Büros sind seit mehreren Wochen nun an dem neuen Standort in Konstanz gebündelt. Die große Halle ist geradezu ideal für die Fertigung der Sondermaschinen. „Wir konstruieren, fertigen und montieren alles selbst – alles aus einer Hand“, stellt Betriebsleiter Max Mayer fest.

CRS Prüftechnik GmbH hat ein Viertel des Areal gekauft. Deren Betriebsleiter Max Mayer (rechts) zeigte den Mitgliedern des ...
CRS Prüftechnik GmbH hat ein Viertel des Areal gekauft. Deren Betriebsleiter Max Mayer (rechts) zeigte den Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses die Räumlichkeiten. | Bild: Scherrer, Aurelia

Für die Firma mit ihren 17 Mitarbeitern sei das vormalige Dr. Kade Areal ideal. „Die Anbindung ist wunderbar. Man kann mit dem Lastwagen direkt reinfahren“, so Mayer. Und vor allem ist das Gelände großzügig, so dass die Firma auch noch anbauen könnte. Zumindest hat CRS noch einiges vor, wie Max Mayer skizziert: PV-Anlage auf das Dach, Batteriespeicher, Ladestationen, Umstellung der Fahrzeug-Flotte auf E-Mobilität. „Das Ziel ist, autark zu sein“, so Mayer.

Die Fertigungshalle bietet CRS Prüftechnik ideale Rahmenbedingungen.
Die Fertigungshalle bietet CRS Prüftechnik ideale Rahmenbedingungen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Was wird aus den Laboren?

Die Hälfte des Areals ist jetzt Eigentum der Familie Beshiri aus Konstanz. Ihr gehört unter anderem das Verwaltungsgebäude mitsamt Labortrakt, ein weiteres Gebäude, in dem sich die Produktion unter Reinraumbedingungen mitsamt Schleuseneingängen befindet, sowie eine große, kühlbare Lagerhalle.

Und was macht man damit? Die Verträge seien gerade erst unterzeichnet worden, sagt Bashkim Beshiri. Jetzt werde ein Konzept erstellt. Ziel sei es „viele Arbeitsplätze zu schaffen“, so Beshiri. Was ihm vorschwebt: „Der Bereich Reinraumproduktion ist interessant.“ Er könne sich vorstellen, diese Räume zu vermieten.

Die Labore stehen zwar seit 2019 leer, sind aber einsatzbereit.
Die Labore stehen zwar seit 2019 leer, sind aber einsatzbereit. | Bild: Scherrer, Aurelia

Eventuell könnten die Labore und die Reinraumproduktion am Stück oder aber in Untereinheiten vermietet werden, meint Beate Behrens, Wirtschaftsförderin der Stadt Konstanz. Sie ist zuversichtlich, dass es dafür einen Markt gebe, denn in Konstanz würden fast 1500 junge Menschen Biologie oder Chemie studieren. „Auch für die Bio-Lago-Mitglieder könnte es interessant sein“, spielt Behrens auf das grenzüberschreitende Gesundheitsnetzwerk an. „Sie brauchen häufig viele kleine Einheiten und Lagerflächen“, so die Wirtschaftsförderin.

Endlich werden Gewerbeflächen nutzbar

„Wir haben viele kleine Unternehmen, die sich gerne ausdehnen möchten. Sie brauchen Räumlichkeiten“, sagt die Wirtschaftsförderin, die anfügt: „Die gesamte Anlage ist spannend. Ich bin guten Mutes, dass das Gesamtgelände in zwei bis drei Jahren in neue Nutzung gekommen ist.“

„Wir haben viele kleine Unternehmen, die sich gerne ausdehnen möchten“, sagt Beate Behrens, Leiterin Wirtschaftsförderung ...
„Wir haben viele kleine Unternehmen, die sich gerne ausdehnen möchten“, sagt Beate Behrens, Leiterin Wirtschaftsförderung der Stadt Konstanz. | Bild: Scherrer, Aurelia

„Es ist super, dass sich mit dieser Fläche etwas bewegt“, wertet CDU-Gemeinderat Manfred Hölzl. „Beshiri ist ein Mensch, der umsetzen kann“, sagt er über den in Konstanz überaus aktiven Gastronomen. Die Familie betreibt unter anderem die Brasserie Chez Leon und die Bürgerstuben. „Wir brauchen relativ schnell eine wirtschaftliche Entwicklung, gerade im Hinblick auf die Gewerbesteuer“, so Hölzl.

„Wir brauchen relativ schnell eine wirtschaftliche Entwicklung, gerade im Hinblick auf die Gewerbesteuer“, meint Manfred ...
„Wir brauchen relativ schnell eine wirtschaftliche Entwicklung, gerade im Hinblick auf die Gewerbesteuer“, meint Manfred Hölzl (CDU). | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Jürgen Ruff (SPD) pflichtet ihm bei: „Wir brauchen dringend Flächen für Handwerk und Gewerbe.“ Das sollte bei Nachverdichtungen nicht außer Acht gelassen werden. In Erinnerung an die Führung durch die Räumlichkeiten merkt er an: „Es ist interessant, was an Laboreinrichtung da ist und entsprechend genutzt werden könnte.“

„Wir brauchen dringend Flächen für Handwerk und Gewerbe“, stellt Jürgen Ruff (SPD) fest.
„Wir brauchen dringend Flächen für Handwerk und Gewerbe“, stellt Jürgen Ruff (SPD) fest. | Bild: SPD-Gemeinderatsfraktion Konstanz

Anne Mühlhäußer (FGL) sieht in dem Areal gute Entwicklungsmöglichkeiten. Gerade im Hinblick auf die großzügigen Freiflächen meint sie: „Das wäre ein klassischer Fall für Innenverdichtung.“ Für ein „urbanes Gebiet“, sprich einer Mischung aus Gewerbe und Wohnen, plädieren Peter Müller-Neff (FGL) und Achim Schächtle (FDP). Letztgenannter blickt auf die östlich gelegene Freifläche und befindet, dort könne man Mitarbeiter-Wohnungen erstellen.

Achim Schächtle regt an, im östlichen Teil des Geländes Wohnraum für Mitarbeiter zu bauen.
Achim Schächtle regt an, im östlichen Teil des Geländes Wohnraum für Mitarbeiter zu bauen. | Bild: Bernd Kern

Plädoyer für reines Gewerbegebiet

Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn hält nichts von der Idee, an dieser Stelle Arbeiten und Wohnen zu mischen, denn Handwerk sei mit Lärm verbunden, während bezüglich des Wohnens Lärmschutzwerte einzuhalten seien. Zum Dr. Kade Areal sagt er klar, es solle als Gewerbegebiet entwickelt werden, um „Gewerbe anzusiedeln, und zwar schnell“. Urbane Gebiete würden auf dem ehemaligen Siemens-Areal sowie im Brückenquartier an der Schänzlebrücke entstehen.

Das könnte Sie auch interessieren

Jürgen Faden (FW) erinnert an die Zeiten, als im Stadtteil Paradies viele Gewerbebetriebe angesiedelt waren. „Man sieht, was dann passiert: Jetzt ist dort nur noch Wohnenraum und keine Arbeitsplätze, weil Wohnen höher geschätzt wird“, so Faden. Auch Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, empfiehlt die Entwicklung zum Gewerbegebiet, denn „Handwerker brauchen die Möglichkeit zur Expansion“.