Nach dem Zerwürfnis zwischen der Stadt Konstanz und der Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie, Insa Pijanka, herrscht das große Schweigen. Weder Oberbürgermeister Uli Burchardt noch Bürgermeister Andreas Osner als direkter Dienstherr von Insa Pijanka wollten sich zu den Hintergründen äußern. Begründet wird dies mit der heiklen Personalangelegenheit und dem laufenden Verfahren der Vertragsauflösung. Auch Insa Pijanka ging auf eine Anfrage des SÜDKURIER nicht ein.

Das könnte Sie auch interessieren

Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass die festgestellten Plagiate nur den Tropfen darstellt, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es gibt eine Reihe weiterer Fragen wie etwa zum Umgang mit Geldern, etwaigen Unregelmäßigkeiten und Fehlleistungen bei der Verwaltung oder dem Betriebsklima. Unklarheit herrscht offenbar ferner über die Ausgestaltung der vereinbarten Vertragsauflösung.

Zurückhaltung überwiegt auch bei den Konstanzer Gemeinderatsfraktionen zum Abgang der Intendantin, sie haben letztlich über die Modalitäten der Vertragsaufhebung zu beschließen. Die CDU-Fraktion gibt auf SÜDKURIER-Nachfrage an, nur wenig Auskunft in der Sache geben zu können, schließlich gehe es um Personalangelegenheiten. Allerdings weiß man schon länger, dass es mit der Besetzung so seine Probleme gab. So habe es schon immer eine erhebliche Diskussion um die Intendantin gegeben und dies bereits kurz nach Amtsantritt. Nicht zuletzt deshalb seien die Verantwortlichen schon einmal kurz davor gewesen, den Vertrag mit Insa Pijanka nicht zu verlängern. Schließlich wurde er dann aber doch um zwei Jahre verlängert.

Beratung am Donnerstag

Immerhin, ein wenig Aufklärung soll es doch relativ schnell geben. Für diesen Donnerstag, 12. Januar, wurde eine nicht öffentliche Vorberatung des Orchesterausschusses unter anderem zu diesem Thema angesetzt. Wie der SÜDKURIER erfuhr, wurde die Einladung am späten Montagabend versendet. Beschließen muss den Aufhebungsvertrag in letzter Instanz dann allerdings ohnehin der Gemeinderat in seiner Sitzung am 26. Januar.

Jürgen Faden von den Freien Wählern will ebenfalls erst einmal abwarten, klar positionieren möchte man sich nicht. „Wir hatten ja noch keinen Ausschuss oder eine Sitzung, wo das besprochen worden ist“, sagt er. Wichtig sei, dass die einzelnen Vorwürfe, die mittlerweile „aufgeploppt sind, dort besprochen werden“. Auch er erhofft sich Klarheit von der Sitzung des Orchesterausschusses.

Intendantin entschuldigt sich für Plagiate

Es gehe darum, das Ganze zu prüfen und Klarheit darüber zu schaffen, welche Vorwürfe wahr seien. Jürgen Faden sagt allerdings: „Diese sind wohl nicht unberechtigt.“ Die Plagiatsvorwürfe habe die Intendantin bereits zugegeben und auch beim Thema Finanzen habe sie wohl nicht richtig gehandelt. „Sowas kann passieren, aber dann muss man klar offenlegen, dass Fehler passiert sind“, so Faden. Die Entscheidungsträger und Prüfgremien müssten dahingehend informiert werden. Eines sei jedoch ebenfalls klar: „Bisher haben wir Frau Pijanka dazu nicht gehört.“

Das könnte Sie auch interessieren

Die Fraktion der Freien Grünen Liste stellt sich derweil zunächst auf die Seite von Pijanka und teilt in einer schriftlichen Stellungnahme mit, dass das Zerwürfnis mit der Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie in der Fraktion „große Erschütterung auslöse“. Die Plagiatsvorwürfe seien eine ernste Sache, Insa Pijanka habe diese eingeräumt und sich entschuldigt. „Ob das ausreicht, können und sollen wir als Rätinnen und Räte nicht entscheiden“, heißt es. „Wenn der Rücktritt auf diesem Vorwurf beruht, so ist das die freie Entscheidung der Intendantin, der man dann aber einen Neuanfang ermöglichen sollte.“ Das wäre die Aufgabe der Verwaltungsspitze.

Verdienste um das Musikleben

Die Unregelmäßigkeiten im Geschäftsbetrieb, sprich beispielsweise mutmaßlich falsch abgerechnete Fahrten im Fahrtenbuch, seien noch nicht erwiesen. Das Rechnungsprüfungsamt ist in dieser Sache inzwischen eingeschaltet und wird die Vorgänge beurteilen. In einem Punkt ist sich die Fraktion sicher: „Die Verwaltung hätte hier durch eine frühe Stellungnahme zum Schutz der Würde der Intendantin sofort eingreifen müssen.“ Insa Pijanka habe sich um das Musikleben in Konstanz große Verdienste erworben, das habe zuletzt der Orchester-Auftakt zum neuen Jahr bewiesen.