Insa Pijanka hat abgeschrieben. Das darf man nicht, aber niemand in Konstanz geht davon aus, dass das der wahre und einzige Grund für die Trennung zwischen der Stadt Konstanz und der Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie ist. Denn anders als bei der Erschleichung von akademischen Titeln zum Zweck der beruflichen Vorteilsnahme finden sich die Plagiate bei Insa Pijanka nicht in einer Doktorarbeit, sondern in Programmheften. Das ist dumm – doch die Arbeitsagenturen hätten viel zu tun, wenn jede Dummheit zum Verlust des Arbeitsplatzes führen würde.
Weil das jeder weiß, besteht logischerweise ein hoher Informations- und Kommunikationsbedarf. Was ist schief gelaufen bei den Finanzen? Inwiefern liegt ein schuldhaftes Verhalten einzelner Personen vor? Wieso haben die Kontrollmechanismen nicht funktioniert? Welche Rolle spielen atmosphärische Störungen in einem Metier, in dem individuelle Kompetenzen ganz anders gefragt sind als in einem Produktionsbetrieb? Nicht zuletzt interessiert die Menschen, was die Scheidung kostet.
Man schweigt und weicht aus
Antworten darauf gibt es vorerst nicht. Oberbürgermeister Uli Buchardt und Bürgermeister Andreas Osner begründen ihre Zurückhaltung mit der „heiklen Personalangelegenheit“ und reagieren mit Stellungnahmen, die anstelle von Klarheit das allgemeine Orakeln sogar noch befördern. Und die Stadträte machen‘s nicht viel besser. Man schweigt oder weicht aus, beruft sich auf Vertraulichkeit und ausstehende Aussprachen. Die nächste findet am Donnerstag statt. Nicht öffentlich, versteht sich.
Prompt entsteht ein weiterer, nicht minder heikler Verdacht. Merken der OB und sein Stellvertreter samt der Stadträte nicht, dass sie mit ihrer Zurückhaltung die allenthalben spürbare Kluft zwischen Menschen und Lokalpolitik weiter vertiefen? Dass sie damit sich selbst und ihre Ämter beschädigen? Statt der Hinhalte-Taktik ist ein offensives Herangehen erforderlich, bei dem mit offenen Karten gespielt wird.
Doch die Politik versteckt sich hinter rechtlichen Bedenken oder Geboten des vermeintlichen Anstands, der angesichts der ins Kraut schießenden Mutmaßungen ohnehin kaum noch zu retten ist. Und weil man sich also im Reich der Spekulationen befindet, sei an dieser Stelle noch eine hinzugefügt. Vielleicht ist Insa Pijanka nur einen Schritt weiter als andere: Sie hat sich entschieden und hängt ihr Amt an den Nagel.