Antonia Wintersig

Bei einem Surfunfall in Südfrankreich brach sich der damals 16-jährige Jannis Pagels im Sommer 2019 den fünften Halswirbel. Seitdem er ist er Tetraplegiker. Tetraplegie ist eine Form der Querschnittslähmung, bei der alle vier Gliedmaßen betroffen sind. Mithilfe eines Assistenzteams möchte er sich ein möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Für dieses Team sucht Jannis Pagels gerade nach Assistenzkräften, die ihn im Alltag unterstützen und begleiten.

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Seit dem Sommer gibt es Ausfälle im Team

Nach den Sommerferien seien die Probleme losgegangen, erzählt Manuela Pagels, die Mutter des mittlerweile 18-jährigen Jannis. In der Zeit bis zu den Herbstferien seien gleich mehrere Assistenten aufgrund von Krankheiten langfristig ausgefallen. Zur Zeit seien nur zwei Vollzeitstellen besetzt, davon aber aktuell nur eine einsatzfähig. Hinzu kämen zwei Personen, die auf 450-Euro-Basis angestellt seien und somit Freudenberg sowie die Familie Pagels etwas entlasten können.

Derzeit besucht Jannis das Technische Gymnasium, um sein Abitur nachzuholen. Die Vollzeitkraft Tino Freudenberg übernehme an vier Tagen in der Woche den Schuldienst. „Wenn er Kapazitäten hat, übernimmt er auch mal den fünften Tag, ansonsten decken mein Mann und ich das selbst ab“, so Manuela Pagels. Auch die Betreuung in der Nacht teilen sie sich zurzeit zu zweit untereinander auf. Manuela Pagels hat aktuell Pflegeurlaub beantragt. Nichts davon sei jedoch eine dauerhafte Lösung.

Ein Umstand, der die Suche nach Assistenzkräften für das Team erschwert: Man könne keine Blockdienste anbieten. Im Blockdienst arbeitet eine Assistenz- oder Pflegekraft beispielsweise eine Woche am Stück und hat dann für längere Zeit frei. Dies sei nicht möglich, da Jannis Pagels rund um die Uhr, auch nachts, Assistenz benötige.

Die Nächte ohne Durchschlafen in einem Blockdienst durchzuhalten, sei einfach nicht machbar. Man suche nach Personen, die idealerweise in 12- oder 24-Stunden-Schichten arbeiten können, erklärt Manuela Pagels. Bei kürzeren Schichten käme es zudem zu mehr Wechseln, was in den Alltag, vor allem in der Schule, für zu viel Unruhe sorgen würde.

Höhe des Persönlichen Budgets noch umstritten

„Zusätzlich macht uns, glaube ich, der Standort Konstanz einen Strich durch die Rechnung“, sagt Manuela Pagels. In der Schweiz würden um einiges höhere Sätze bezahlt, mit denen man einfach nicht konkurrieren könne. Auch nach zwei Jahren werde immer noch um die endgültige Höhe des Persönlichen Budgets gestritten, so dass man auf einen reduzierten und nicht konkurrenzfähigen Stundenlohn beschränkt sei.

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Hinzukomme, dass das Berufsbild der Assistenzkraft einfach nicht so bekannt sei, so Manuela Pagels. Es gehe nicht nur um den pflegerischen Aspekt. Eine Assistenzkraft begleitet Jannis Pagels in seinem Alltag, geht sein Leben mit. Natürlich können die Assistenzkräfte die Schichtpläne mitbestimmen. Besonders wichtig sei aber auch der Aspekt der Flexibilität. „Nächstes Jahr steht zum Beispiel eine Klassenfahrt an“, erzählt Manuela Pagels. Da müsste eine Assistenzkraft als Ausnahme auch einmal ein paar Tage am Stück im Einsatz sein.

Wie sieht Jannis Pagels die aktuelle Situation?

Er habe von Anfang an gesagt, dass er nicht von seinen Eltern gepflegt werden möchte, erzählt der 18-Jährige. Sein Wunsch sei ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben mit Assistenz, ohne Eltern. Er würde am Wochenende auch gerne einfach mal etwas ohne seine Eltern machen können. „Das normale Leben eines 18-Jährigen eben“, bestätigt Manuela Pagels.

Was dem querschnittsgelähmten Jannis ebenfalls wichtig ist: Sein Assistenzteam habe Familienanschluss, da er nun mal nicht alleine lebe, sondern mit Eltern, Schwester und Katze in einem Haus in Konstanz. In diesem würde auch ein Assistenzzimmer zur Verfügung stehen.