Viele Konstanzer hatten sich gefreut, als im vergangenen Jahr die Marketing und Tourismus Konstanz GmbH (MTK) auf dem Stephansplatz einen Abendmarkt ermöglichte.

Die Wochenmarkt-Fans, die regionale Frischeprodukte direkt vom Erzeuger schätzen, waren entzückt, das Angebot nach der Arbeit wahrnehmen zu können. Eva und Florian Ziegler können das nachempfinden. „Wir hätten auch gerne auf dem Wochenmarkt eingekauft“, schildert Eva Ziegler.

Wie die Idee von „Hofliebe“ geboren wurde

Die Eheleute arbeiteten beide in der Schweiz; ein Wochenmarkt-Besuch war nicht möglich. „Manche betreiben Hofläden, aber da muss man erst hinfahren“, weist sie auf eine weitere Hürde hin.

Aber auf „Produkte von hier, direkt vom Erzeuger“ verzichten wollen die Zieglers auch nicht. Was also tun? Sie kamen auf die Idee, Automaten, bestückt mit regionalen Qualitätsprodukten heimischer Erzeuger, aufzustellen, und gründeten mit „Hofliebe“ ihr eigenes Unternehmen.

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Natürlich könnte man anmerken, dass auch Supermärkte regionale Produkte anbieten. Doch Florian Ziegler schüttelt den Kopf. „Regional: Dieser Begriff wird oft sehr weit ausgelegt. Wenn man genau hinschaut, dann reicht die Region dann bis Stuttgart.“

Zieglers jedoch fassen den Begriff enger. Für sie bedeutet die Region – von Konstanz aus gesehen – einen Umkreis von 60 Kilometern. Doch nicht nur das: Sie legen Wert auf Nachhaltigkeit und wollen die Erzeuger, die mit ihrem Namen und guten Ruf für die regionalen Frische- und Qualitätsprodukte stehen, kennen und diese gleichsam in der Vermarktung unterstützen.

Woher kommen die Lebensmittel?

Obst vom Fuchshof, Gemüse von Banholzer Reichenau, Fleisch von der Metzgerei Hierling, Fisch von Riebels Fischdelikatessen von der Insel Reichenau – alles bekannte Namen, die Erinnerungen an den Bauernmarkt der 1990er bis Anfang der 2000er Jahre in der Hussenpassage wecken.

Manch einer der Erzeuger war in diesem Ladengeschäft – das täglich die Hofläden in die Innenstadt brachte – mit von der Partie; doch nach gut zehn Jahren hatten die Idealisten letztlich aufgegeben. „Der Markt war seiner Zeit voraus“, stellt Urs Riebel fest, dessen Familie seinerzeit ebenfalls mit von der Partie war.

Zwischen Kostendruck und Gewinnabsicht

Die Probleme: „Das war vor der Regional-Welle. Das war vor 20 Jahren noch nicht so krass. Mittlerweile haben die Kunden hingegen regionale Produkte für sich entdeckt. Außerdem liegt die Passage doch sehr versteckt“, erläutert Urs Riebel.

„Dazu kommen noch Ladenmiete und Personalkosten, wenn man ein Geschäft betreibt“, gibt Florian Ziegler zu bedenken. Deshalb geht „Hofliebe“ einen anderen Weg: Kostenminimierung auf der einen, faire Verdienstmöglichkeiten auf der anderen Seite – und für die Kunden stets frische Qualitätsprodukte.

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Florian Ziegler schmunzelt und meint: „Bauernmarkt Variante 2021.“ „Die Grundidee: Wir sind die Verbindung zwischen Angebot und Nachfrage“, meint Florian Ziegler, und seine Frau Eva ergänzt: „Die Erzeuger bestimmen den Preis“ und einen gewissen Prozentsatz bekomme „Hofliebe“, denn Zieglers holen die Produkte direkt bei den Erzeugern ab, bestücken die Automaten und betreiben die Internetseite www.hofliebe.eu, auf der nicht nur das Angebot ersichtlich ist, sondern auch die Erzeugerbetriebe mittels Kurzportraits beschrieben sind.

„Natürlich fragen Sie jetzt sicher gleich: Wie frisch ist die Ware?“, meldet sich Florian Ziegler präventiv zu Wort und erläutert sogleich: „Alle Automaten sind vernetzt und ich kann live die Bestände sehen, sodass wir rasch nachliefern können, aber keine unnötigen Wege fahren müssen. Drei bis vier Tage vor dem Ablaufdatum holen wir die Produkte ab und liefern sie wieder zu den Erzeugern, die sie dann direkt weiterverkaufen können.“

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Natürlich gebe es keinen fangfrischen Fisch, aber dafür die geräucherte Variante, Fischsuppe, Fischmaultaschen und mehr. Ein kleines Manko für die Interessenten, die sich noch nicht mit dem bargeldlosen Zahlungsverkehr anfreunden können: An den Automaten ist lediglich Karten- oder Handyzahlung möglich. Der Grund: „Die Automaten wären sonst störungsanfälliger. Außerdem bestünde dann das Risiko, dass sie aufgebrochen würden“, erklärt Florian Ziegler.

Start verläuft ganz gut

„Der Automat wird gut angenommen“, berichtet Melanie Gessler, die „Hofliebe“ die Aufstellungsfläche auf dem Privatgrundstück in der Franz-Knapp-Passage zur Verfügung stellt. Sie selbst zählt schon zu den guten Kunden, denn auch sie legt Wert auf regionale Frischeprodukte. Während der Pandemie ist die Passage aktuell jedoch nur montags bis samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet; eine kleine Einschränkung, denn am liebsten wäre Zieglers eine 24-Stunden-Verfügbarkeit.

Aber diese ist an den beiden weiteren Standorten – vor „freshbites and coffee“ in der Bruder-Klaus-Straße 10a und in Kürze vor dem Baumarkt toom in der Reichenaustraße 208 – gegeben. „Wir wollen natürlich expandieren“, meint Florian Ziegler: „Wir suchen noch weitere Aufstellflächen.“