Matthias Dippong ist leidenschaftlicher Sportler, er hat sich einen Namen in der Triathlon-Szene gemacht. Eine seiner Leidenschaften ist das Mountainbiken. Ganz einfach ist es allerdings nicht, mit dem Sportgerät Spaß zu haben, ohne in Konflikt zu geraten, zum einen mit dem Gesetz, zum anderen mit anderen Nutzern des Waldes und der Natur.

Mountainbiken macht den meisten Sportlern Spaß, wenn sie nicht auf breiten Waldwegen, sondern auf den kleinen Trails unterwegs sind. Im Wald, beispielsweise im Mainauwald rund um die Uni Konstanz, gibt es zahlreiche solcher Trails. Das Problem: Ihre Nutzung durch Mountainbiker ist streng genommen illegal, keiner wurde offiziell angelegt.

Wildwuchs seit der Pandemie

„Während der Corona-Pandemie wurden es immer mehr Trails“, berichtet Matthias Dippong. Kein Wunder, der Individualsport im Freien war möglich, ohne andere Menschen zu gefährden. „Seither hat man die entstehenden Pfade ertragen und geduldet.“

Der Sportler ist sich der Lage bewusst: Es gibt Gegner des Sports, dazu gehören unter bestimmten Umständen Förster, Jäger, Reiter, Fußgänger und Spaziergänger, die mit Hunden unterwegs sind. Sie alle fühlen sich durch die Mountainbiker gestört, das Wild werde unnötig aufgeschreckt, die Sportler brächten Unruhe in den Wald, so die Klage.

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Wildtiere brauchen Ruhe

So sind beispielsweise Naturschutzverbände keine Freunde des Sports im Wald, zu groß sei die Ruhestörung für Kleinstlebewesen und Vögel, sagt Eberhard Klein vom Nabu: „Sie alle brauchen Rückzugsbereiche.“ Mountainbiker verursachten nicht viel Lärm, doch allein „dass jemand durch den Wald saust“, bewirke eine Störung.

Auch der Boden beherberge eine Vielzahl an kleinen Lebewesen, Bodenkäfern, Gliederfüßlern, die für die Pflanzenwurzeln wichtig sind. Die Umbauten für Biketrails wirkten sich dabei negativ aus. Klein wünscht sich deshalb, dass sich die Zweiradfahrer an Regeln und die bereits bestehenden Wege halten und dass, sofern dies nicht geschehe, dies auch punktuell polizeilich überwacht werde. „Eine gütliche Einigung wäre mir allerdings lieber.“

Eberhard Klein vom Nabu-Bodenseezentrum erinnert an das Tierreich in den Wäldern. Er meint: „Sie alle brauchen Rückzugsräume.“
Eberhard Klein vom Nabu-Bodenseezentrum erinnert an das Tierreich in den Wäldern. Er meint: „Sie alle brauchen Rückzugsräume.“ | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Matthias Dippong sieht bei der Problematik regionale Unterschiede: „Im Wald um die Universität ist es nicht ganz so schlimm, man kann sich gegenseitig ausweichen.“ Anderswo habe der Wildwuchs an Trails ganz andere Ausmaße angenommen, etwa am Schienerberg (Höri). Dort gibt es einen offiziellen Bikepark, „aber nebendran werden auch alle inoffiziellen Trails gefahren.“

In Konstanz will man dem Trail-Wildwuchs seit Längerem durch ein Konzept begegnen, das der MTB-Club mit der Stadt Konstanz entwickelt hat. Inzwischen ist die Arbeit so weit fortgeschritten, dass eine rechtliche Genehmigung demnächst vorliegen müsste. Dabei gehe es um die Befreiung von der Zwei-Meter-Regel. Diese sieht vor, dass Mountainbiken nur auf zwei Meter breiten Wegen erlaubt ist.

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Um die MTB-Trails, die bereits bestehen, von der Illegalität zu befreien, braucht es eine Aufhebung der Regel. Zwei von drei Waldeigentümern, Stadt und Land, hätten dem inzwischen schon zugestimmt, mit der Zustimmung der Mainau rechne man demnächst, sagt Jens Weimer, Vorstandsmitglied im MTB-Club.

Geplant ist, dass die Trails alle beschildert werden, die bereits bestehenden erhalten und in Zukunft gewartet und es eine App geben soll, damit die Sportler sie auch finden. Das Ziel des MTB-Clubs und der Stadtverwaltung sei es, die Nutzungskonflikte im Wald zu entschärfen und ein legales Trailnetz zu schaffen und zu unterhalten, wie Stephan Burzel, Vorstandsmitglied im MTB-Club, schreibt. Es soll ein Streckennetz von zwölf Kilometern entstehen. „Diese Trails sind bereits vorhanden, werden durch uns verkehrssicher gestaltet und ausgeschildert“, schreibt Burzel.

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Damit stellt der Verein klar: Die Böden werden nicht weiter verdichtet, neue Trails nicht gebaut. Es gebe klare Regeln durch das Konzept, die Umweltgutachten und die Absprachen mit dem Forst. Geld will der Verein nicht mit dem Projekt verdienen, es geht ihm nach eigener Aussage um das Ziel der Koexistenz von Sportlern und anderen Nutzern. Die verkehrssichere Gestaltung und Ausschilderung der Trails habe der Verein in ehrenamtlicher Eigenarbeit vorgenommen.

Eröffnung im Jahr 2025 geplant

Wie geht es jetzt weiter? Zunächst werden die Arbeiten an Genehmigungen und an den baulichen Veränderungen der Trails fortgesetzt. Eine offizielle Eröffnung sei im Lauf des Jahres 2025 geplant, stellt Jens Weimer in Aussicht. Die Stadtverwaltung wiederum ist dankbar, dass sich der MTB-Club um die Angelegenheit kümmert, wie Elena Oliveira, Sprecherin der Stadtverwaltung, schreibt. Der Gemeinderat hatte dem Projekt vor mehreren Jahren zugestimmt.

Matthias Dippong, der an manchem runden Tisch zu diesem Thema in der Region teilnahm, glaubt, dass die Probleme mit einer solchen Initiative noch nicht endgültig ausgeräumt sein werden. In Graubünden (Schweiz) setze man auf gemeinsame Wege, die von Wanderern und Mountainbikern im fairen Miteinander genutzt werden sollen – „aus der Not heraus“, wie Dippong findet.

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In Österreich habe man Trails gebaut, allerdings für viel Geld. Insgesamt sehe er überall einen Trend zur Kommerzialisierung, ein Prozess, der etwa in den 50er-Jahren der Skisport durchlief. „Die Mountainbiker müssen einsehen, dass das alles etwas kostet – zum Beispiel der Unterhalt der Trails.“ Er rechne mit einer Professionalisierung des beliebten Sports in den kommenden Jahren mit den damit einhergehenden wirtschaftlichen Folgen.