Das Nachtleben in Konstanz könnte attraktiver sein, als es jetzt ist. Oder anders formuliert: Es steckt in der Krise. Unter diesem Eindruck haben junge Gemeinderäte fraktionsübergreifend zu einem Diskussionsabend eingeladen. In der Kantine Konstanz sollte so ein Anstoß gegeben werden, diesem Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Wer war beim Runden Tisch dabei?
Der Abend wurde von den Veranstaltern in zwei Hälften unterteilt. Nach Redebeiträgen sollte sich ein offener Austausch mit den Zuhörern entwickeln. Als erster Sprecher wurde Nils Runge eingeladen. Er ist der erste Nachtmanager von Stuttgart und der Region und berichtete über seine Aufgaben und Funktion zwischen Verwaltung und Club- und Kulturszene. Immer mehr Städte in Deutschland würden sich mit ihrem Nachtleben beschäftigen und sich miteinander vernetzen, um Erfahrungen auszutauschen.

Auf der kleinen Bühne saßen neben Samuel Hofer (FGL&Grüne), einem der jungen Stadträte, die zum Runden Tisch eingeladen hatten und der als Moderator fungierte, auch Vertreter der Konstanzer Clubszene. Kantine-Geschäftsführer Cornelius Hanßmann machte deutlich: „Wir wollen mitgedacht werden.“ Bisher habe es kein richtiges Miteinander gegeben, wenn es um die verschiedenen Bedürfnisse im Nachtleben geht, etwa derer von Anwohnern, Feiernden und Betreibern.
Die Stadtverwaltung war ebenfalls vertreten. Mit auf der Bühne saßen Frederic Schneider von der Wirtschaftsförderung, Christine Barth vom Bürgeramt und Sarah Müssig vom Kulturamt, um auf Fragen antworten zu können. Außerdem war Oberbürgermeister Uli Burchardt als Redner und für Fragen vor Ort.
Der Raum war zum Start der Veranstaltung schon voll, Zuhörer standen hinter den Stuhlreihen bis zur Wand. Im Publikum waren neben vielen jungen Menschen, die sich ein attraktiveres Nachtleben wünschen, auch diejenigen, die es bieten wollen: Vertreter der Veranstaltungsbranche, Clubszene und Barbetreiber.
Welche Themen wurden besprochen?
Wie leicht oder schwer haben es Feiernde und Veranstalter in Konstanz? Im Austausch mit dem Publikum gab es eher Klagen, dass es schwierig sei, Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. „Wir wollen, dass Konstanz ein gutes Nachtleben hat“, sagte OB Burchardt. Das könne aber nicht von der Verwaltung ausgehen, dafür brauche es die Jungen.
Während der gesamten Veranstaltung konnten die Anwesenden per Smartphone an einer Umfrage teilnehmen, die Antworten wurden auf die Wand hinter den Sprechern projiziert. Darauf, welche Stichwörter dem Publikum zum Konstanzer Nachtleben einfallen, waren Antworten wie „langweilig“, „nur begrenzt vorhanden“, „ausgestorben“ zu lesen. Von Anfang an stellte sich damit die Frage: Wie vielfältig ist das Angebot in der größten Stadt am Bodensee?
Ein Thema, das vielen an diesem Abend auf dem Herzen lag, war Sicherheit. Dabei wurde auch der Antrag auf ein Nachttaxi für Frauen erwähnt. Der liege aktuell noch in der Chancengleichheitsstelle, antwortete Burchardt. So leicht ließ Hanßmann ihn aber nicht davonkommen. Er hält es für eine schnell umsetzbare Hilfe für das Nachtleben. „Ich hätte gerne, dass das beschleunigt wird“, sagte er an den OB gerichtet. Der Applaus dafür war so laut und lang wie sonst keiner an diesem Abend.
Weitere Themen, die an diesem Abend angesprochen wurden, waren etwa die Erreichbarkeit und öffentlicher Nahverkehr, finanzielle Unterstützung für die Club- und Kulturszene und mögliche Flächen für Veranstaltungen. Mehrfach gab es auch Lob für die Veranstaltung und die aktuellen Angebote in Konstanz.
Wie geht es jetzt weiter?
Zwar war nicht vorgesehen, dass es nach diesem Abend schon ein konkretes Ergebnis geben würde, sagte Samuel Hofer zu Beginn der Veranstaltung. Aber eine ganz konkrete Sache kam zumindest ins Rollen. Mehrfach wurde an diesem Abend die Notwendigkeit und das Interesse daran geäußert, dass sich Veranstalter, Clubs, Bars und Kulturschaffende zusammenschließen und ihre Interessen so gebündelt gegenüber der Stadt vertreten können.