Und noch einmal muss Moritz Halder nacharbeiten. Der Architekt aus Isny im Allgäu ist das gewohnt: Erneut hat er die Planungen für das Löwen-Areal in Wollmatingen im städtischen Gestaltungsbeirat vorgelegt, erneut hat er Hinweise bekommen, was noch nicht überzeugt – und erneut wird er die Gebäude verkleinern. Seine Auftraggeber von R+H Baukonzept wirken gelassen, aber sie sagen auch: Jeder dieser Schritte wird das Wohnen direkt bei der Kirche noch etwas teurer machen.
Ein paar hundert Meter weiter stadteinwärts: Eine ganz ähnliche Diskussion. Hier müssen Architekt Max Stemshorn und sein Team nochmals an die Planungen ran. Auch ihr Projekt an der Fürstenbergstraße 8-12 steht im Spannungsfeld zwischen maximaler Nutzung mit möglichst vielen Wohnungen und dem Schutz von Flächen. Bauherr Thomas Perzl sagt, er verfolge die Pläne für die beiden Grundstücke samt den zum Abriss vorgesehenen Häuser seit 17 Jahren. Nun will er auch einmal Klarheit. Für ihn hängt am Ergebnis die Entscheidung, ob er die Neubauten langfristig behält und vermietet oder doch den einmaligen Gewinn aus einem Verkauf mitnimmt.
So stehen zwei Vorhaben für die Frage, wie viel Verdichtung es sein darf. Im Löwen-Areal war eine zunächst geplante, moderne und fast großstädtische Blockrandbebauung durchgefallen. Zuletzt standen drei Einzelgebäude zur Diskussion, mit drei Voll- und zwei Dachgeschossen. Schon besser, befand der Gestaltungsbeirat unter der Leitung des Architekturprofessors Martin Haas. Aber: Das ist den Experten im Gremium immer noch zu groß.
Beim Löwen-Areal muss die Bauherrschaft eines der drei Gebäude nun noch etwas kleiner dimensionieren. „Wir sehen nur so die Möglichkeit, das auch in den politischen Raum zu bekommen“, gibt Haas dem Architekten und seinem Bauherren mit. Denn parallel läuft die Aufstellung eines Bebauungsplans; auf diesem Wege entscheidet der Gemeinderat direkt mit, wie es in der Ortsmitte von Wollmatingen weitergeht – und weiß spätestens seit der Ortschaftsrats-Diskussion, wie emotional aufgeladen das Thema für viele im Ort ist.
Löwen-Areal: Baugenehmigung „nach der Sommerpause“?
Wann der Löwen abgerissen und der Neubau erstellt wird, ist ungewiss. Bauherr und Architekt wollen sich auf nichts festlegen. Marion Klose, die Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt, gibt immerhin einen Anhaltspunkt. Es gebe den politischen Beschluss, dass die Stadt die Baugenehmigung erteilt, wenn die Anhörung der Betroffenen abgeschlossen ist. Und das wird ihr zufolge „nach der Sommerpause, vorher sicher nicht“ der Fall sein.
Noch unklarer ist der Zeitplan für das zweite Projekt mit bis zu 25 neuen Wohnungen etwas weiter östlich an der Hauptstraße, kurz nach der Einmündung der Riedstraße. Das Architekturbüro Stemshorn aus Ulm macht nun weitere Vorschläge, wie das Grundstück so genutzt werden kann, dass möglichst viel vom Grün auf der Rückseite erhalten bleibt. Der Bebauungsplan, an dem er sich orientieren muss, stammt aus den 1960er-Jahren. Doch die Bedürfnisse von 2025, sagt Bauherr Perzl, seien andere. Geduld und Lust gehen ihm aber „noch nicht“ aus, wie er am Rande der Sitzung des Gestaltungsbeirats betont.

Je weniger stark ein Grundstück genutzt wird, desto teurer wird das Wohnen
Was aber sowohl Bauherren als auch Architekten bei beiden Vorhaben sagen: Wie lange sich ihre Projekte noch lohnen, ist ungewiss. Wenn sowohl Baukosten als auch Zinsen hoch sind, ist selbst mit einer Kaltmiete von 20 Euro pro Quadratmeter Neubau-Wohnung noch nichts verdient. Andere Branchenexperten wie auch Fachleute im Konstanzer Rathaus haben bereits ähnliche Rechnungen aufgemacht. Auch deshalb geht das Ringen um jeden Quadratmeter weiter – auch im und mit dem Gestaltungsbeirat.
Bis die ersten Nutzer in die neuen Wohnungen einziehen können, wird es an beiden Standorten allerdings noch Jahre dauern. Moritz Halder ist im Gestaltungsbeirat fast schon ein alter Bekannter und bedankt sich höflich für die Anregungen zum Löwen-Areal. Thomas Perzl ist die Debatte ebenfalls gewohnt und denkt ohnehin in langen Zeiträumen. Aber ob Konstanz bei diesem Tempo es schafft, den Bedarf an neuen Wohnungen wirklich zu decken, das fragt er sich schon.