Max Stemshorn hat so manches erlebt. Der Ulmer Architekt war schon dabei, als in den 1990er Jahren Ulms Neue Mitte gestaltet wurde – ein Großprojekt, das zum Ziel hatte, moderne Bauten in historischer Umgebung entstehen zu lassen – hochsensibel und anspruchsvoll. In Ulm kennt man Max Stemshorn und schätzt den Dialog mit ihm.

Nun ist Konstanz nicht Ulm, eine neue Mitte gibt es hier nicht, braucht es aber auch nicht, schließlich ist die historische Altstadt intakt und nicht im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Max Stemshorn ist dennoch in Konstanz präsent, mit einem vergleichsweise kleinen Projekt, das ein umso wichtigeres Ziel verfolgt: In der Fürstenbergstraße 8 bis 12, kurz bevor die Riedstraße von der Fürstenbergstraße abzweigt, sollen Wohngebäude entstehen. Wohnraum ist eins der höchsten Güter und teuer gehandelt im Konstanz der Gegenwart. Das aber dürfte auch in Ulm nicht anders sein.

Seitenansicht des Grundstücks zur Fürstenbergstraße hin. Das Bestandsgebäude im vorderen Bildteil, Fürstenbergstraße 8, soll abgerissen ...
Seitenansicht des Grundstücks zur Fürstenbergstraße hin. Das Bestandsgebäude im vorderen Bildteil, Fürstenbergstraße 8, soll abgerissen werden. | Bild: Wagner, Claudia

Was also hat der Architekt vor? Gemeinsam mit seinem Bauherrn, dem Konstanzer Thomas Perzl, Inhaber der Firma Massivhaus Bodensee, will er ein oder mehrere Gebäude an der Fürstenbergstraße schaffen. Die Wohnungen sollen vermietet werden. Der Bestand an dieser Stelle stammt aus den 1950er Jahren und ist nicht erhaltenswert, wie Stemshorn berichtet. Deshalb soll an dieser Stelle ein ansprechender Neubau entstehen.

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Bauherr und Architekt wünschen sich sehr, dass es nun bald vorangeht mit der Planung. „Wir verfolgen das Projekt seit etwa fünf Jahren, es ist wohl die dritte Bauvoranfrage“, sagt Stemshorn. Mitte September hat er mit seinem Kollegen den Entwurf des Büros im Gestaltungsbeirat vorgestellt und ist nun optimistischer, dass es rascher vorangeht.

Das ist geplant

Geplant ist ein Gebäude mit etwa 25 Wohnungen in unterschiedlichen Größen, von der Ein- bis zur 4,5-Zimmer-Wohnung. Im Dachgeschoss sollen zwei weitere Wohnungen entstehen, eine Drei-Zimmer-Wohnung, eine mit 4,5 Zimmern. Die Balkone sind zur Südseite hin geplant.

Eine weitere Anregung bringt das Architekturbüro in die Diskussion im Gestaltungsbeirat mit: Im Garten beziehungsweise im südlichen Teil des Grundstücks sei Platz genug, um noch zwei oder drei kleinere Doppelhäuser unterzubringen. „Diese hätten dann eine Fläche von etwa 110 Quadratmetern“, erläutert Stemshorn im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Das ist völlig ausreichend für eine kleine Familie und attraktiv für diese Zielgruppe.“

Im Gestaltungsbeirat kommt die Idee, den Wohnraum an dieser Stelle zu erweitern, gut an, allerdings mahnt Martin Haas, Vorsitzender des Gestaltungsbeirats, an, möglichst viel der Grünzone auf dem Grundstück zu erhalten. Was als Einzelhäuser gedacht war, könne man städtebaulich zusammensetzen und möglichst an das Hauptgebäude anbauen. Diese Anregung umzusetzen scheint Max Stemshorn und seinem Team unproblematisch: „Wir haben alte Varianten unserer Entwürfe, die wir vor längerer Zeit der Stadtverwaltung vorlegten. Eine Modifikation einer solchen Variante können wir bald präsentieren – und einen Anbau an das Hauptgebäude andocken.“

Zwei Hauptthemen müssen vereint werden

Den Grünzug mit seinem jetzigen Bestand hält er allerdings für wenig erhaltenswert. Umso mehr aber das Ziel, dass Bepflanzungen das Grundstück weiter prägen sollten. Das Projekt bewege sich eben zwischen zwei Hauptthemen unserer Zeit: der Notwendigkeit, durch Nachverdichtung möglichst viel Wohnraum zu schaffen und der Pflicht, in einem sich erwärmenden Klima für Kühlung zu sorgen.

Für letzteres Thema hat Stemshorn aber auch bereits Ideen: So könne man mit einem Retentionsdach arbeiten, meist ein bepflanztes Dach, das dafür sorgt, dass Wasser langsamer abfließt und gleichzeitig Kühlung schafft: ein wichtiger Schutz vor Starkregenereignissen, die häufiger zu erwarten sind.

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Max Stemshorn ist einigermaßen optimistisch, dass das Projekt bei der nächsten Sitzung des Gestaltungsbeirats so angenommen wird, dass konkreter geplant werden kann. Das wäre allerdings auch nötig. „Der Bauherr möchte jetzt anpacken“, sagt sein Architekt, dessen Gestaltungswillen ebenfalls groß ist. Mit dem Gebäude soll Wohnraum geschaffen werden, der im Besitz von Thomas Perzl bleibt und vermietet werden soll. „Möglichst zu vernünftigen Preisen.“ Dass die Baukosten voraussichtlich enorm hoch sein werden, sieht er jetzt bereits voraus: „Das wird schon etwas kosten.“